Mal übers Wochenende nach Paris? Soweit ganz normal, das machen zigtausende Schweizer jedes Jahr. So auch wir im Februar 2017. Pünktlich geht es am Flughafen Zürich los. Um 09.03 Uhr starten wir auf 12D und 12F in der LX236 nach Kairo.
Kairo? Paris? Was ist jetzt da falsch? Gar nix! Unser Flug geht von Alexandria (Ägypten) über Doha nach Paris. Der Weg ist das Ziel, dieser Spruch sollte geläufig sein; bei diesem besonderen Trip ist der Flug das Ziel. So wollen wir unbedingt einmal in der First Class mit der laut Skytrax besten Airline der Welt, Qatar Airways, fliegen. Kosten für zwei First-Class-Flüge: rund 25’000 Schweizer Franken. Gut, das mit den Kosten müssen wir irgendwie umgehen, aber der Reihe nach.
First Class fliegen dank Währungszerfall
Die Qatar Airways hat auf ihren Dreamlinern und A350 leider keine First Class, hier muss mit Business Class vorlieb genommen werden. Nur auf den Strecken wo der A380 zum Zug kommt, wird dieses einmalige Erlebnis noch angeboten. Die Ziele welche mit dem grössten zivilen Verkehrsflugzeug im 2017 angeflogen werden: Bangkok (im Sommer), Melbourne (im Winter), London sowie Paris.
Soviel also zu den Optionen. Unser Budget-Problem ist indes noch nicht gelöst. Zu unserem Vorteil entkoppelte Ägyptens Zentralbank allerdings das ägyptische Pfund vom US-Dollar. Das wiederum bedeutet, dass die Währung gegenüber dem US-Dollar in den Keller rutschte und somit die westlichen Währungen für lokale Einkäufe mehr wert sind.
Da es sich die Fluggesellschaften nicht leisten können die Preise per sofort um mehrere 100 Prozent anzuheben, ergibt das eine kleine Kauflücke für uns. 53’862 ägyptische Pfund, oder umgerechnet rund 3000 Franken, so viel haben uns zwei First-Class-Tickets von Alexandria nach Paris über Doha gekostet.
Mit “Michael Schuhmacher” von Kairo nach Alexandria
Mit den gekauften Tickets in der Hand, stelle sich nun die Frage: Wie kommen wir nun nach Alexandria? Nur sehr wenige Fluggesellschaften fliegen in die ägyptische Hafenstadt, keine direkt aus der Schweiz. Wir haben Optionen mit Turkish Airways geprüft, da die Verfügbarkeiten sowie Flugzeiten denkbar schlecht waren und die Swiss direkt nach Kairo fliegt, entscheiden wir uns für eine andere Option: Roadtrip Kairo nach Alexandria!
Laut google Maps dauert die Fahrt vom Flughafen in Kairo nach Alexandria ein bisschen weniger als vier Stunden. Bei einer geplanten Landung der Swiss Maschine in Kairo um 14.05 Uhr und einem Abflug des Qatar-Airways Zubringers in Alexandria um 19.15 Uhr am selben Tag, ist das zwar eng berechnet, aber machbar.
Damit auch alles reibungslos funktioniert, haben wir uns bereits aus der Schweiz einen Fahrer für den Transfer gebucht. Kosten: 45 US-Dollar. Obwohl unser Flug rund 20 Minuten zu spät gelandet ist, steht unser Fahrer nach der Einreise für uns bereit. Mittlerweile ist es kurz vor 15 Uhr. “Wie lange brauchen Sie für die Strecke nach Alexandria”, fragen wir unseren Fahrer, als dieser gerade das Flughafengelände verlässt. “Fünf Stunden”, antwortet er in knappem Englisch. Etwas verwundert nehmen wir seine Aussage zur Kenntnis und rechnen kurz nach: Das geht nicht auf für unser Flug-Vorhaben! So versuchen wir nun zu erklären, dass wir es etwas eilig haben. Er scheint uns nicht wirklich zu verstehen, sein Englisch ist praktisch nichtexistent.
Ich gebe ihm also 20 USD Trinkgeld und frage: “Do you know Michael Schuhmacher?” Nun scheint er zu begreifen. Ich verspreche ihm weitere 20 USD falls wir es vor 18 Uhr an den Flughafen nach Alexandria schaffen würden.
Und so brausen wir also über die Ringstrasse rund um Kairo, vorbei an Eselwagen und Maseratis in Richtung Wüste. Wir sind wieder auf Kurs. Nach rund zwei Stunden Fahrt reicht es sogar noch für einen kurzen Kaffee-Stopp und nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichen wir um 17.58 Uhr den Burg al-ʿArab Airport (HBE). Unser Fahrer hat sein breitestes Grinsen aufgesetzt, im Wissen weitere 20 Dollar zu erhalten.
Überraschung am Flughafen Burg al-ʿArab
Nach der Fahrt durch den Staub und mit den Erfahrungen des (damals noch alten!) Flughafens Kairo, schwant uns für den kleineren Flughafen Alexandria böses. Das Gegenteil ist aber der Fall, der Burg al-ʿArab Airport ist zwar klein, aber sehr modern, er wirkt fast wie eine Oase in der ägyptischen Trockenheit. Kurzes Security Screening und es reicht sogar noch für den Besuch der First-Class-Lounge in HBE. Wobei Lounge etwas übertrieben ist. Ein etwa 30 Quadratmeter grosser, fensterloser Raum mit abgesessenen Sofas, ein serviertes Dessert, sowie ein Softgetränk lassen noch keine wirkliche First-Class-Stimmung aufkommen.
Das Boarding in Alexandria für unseren Zubringer-Flug nach Doha beginnt pünktlich. Auch schon “nur” in der Business Class, kommt dank dem gekühlten Champagner und dem erstklassigen Service von Qatar Airways das erste mal Luxus-Feelings auf. Wir haben es tatsächlich geschafft und nach einem Roadtrip durch die Wüste unseren ersten Leg der Qatar-Reise erreicht.
Angekommen in Doha geniessen wir die beinahe dekadente Qatar Airways Al Safwa First Class Lounge bevor wir dann endlich unseren First-Class-Flug starten können. Sitz 1F und 2F, bequeme Sitze, viel Platz.
Wir haben’s geschafft und fliegen mit der besten Airline der Welt in der First Class und das zu einem doch sehr günstigen Preis.
Paris und der Heimflug
Nach unserer langen Anreise verbringen wir also zwei Tage in Paris. Der Weg ist das Ziel, respektive der Flug ist das Ziel, haben wir uns vor der Reise gesagt. Angekommen in der französischen Hauptstadt geniessen wir aber auch die Zeit am Boden.
Zurück nach Zürich geht es dann direkt mit der Swiss. Den Rückflug unseres Alexandria-Fluges haben wir uns nämlich so gelegt, dass dieser als Zubringer für einen weiteren gebuchten Qatar Flug von Kairo nach Melbourne dient. Dies ist aber eine andere reiseverrückte Geschichte.
Fazit zum Roadtrip für die First Class
Einmal First Class mit der Qatar Airways fliegen, das war unser Ziel und das haben wir erreicht. Für unser “Wochenende in Paris” haben wir einen langen und vor allem abenteuerlichen Umweg gewählt. Wir würden einen solchen Trip sofort wieder machen, nicht nur das First-Class-Erlebnis, sondern die Geschichte rund um diesen Ausflug bleibt uns ganz sicherlich noch lange erhalten.
