Das Meilensammeln ist eine Leidenschaft für sich. Derzeit schafft sie jedoch mehr Leiden als Freude. Die Gründe liegen auf der Hand – geringe Verfügbarkeiten auf vielen Routen sowie hohe Treibstoffzuschläge. 

Die grosse Krise scheint überwunden zu sein. Die Passagierzahlen steigen wieder rasant an – gelockerte Einreisebestimmungen sei Dank. Die Reiselust scheint weiterhin ungebändigt zu sein, zurecht nach eineinhalb Jahren, in denen das Reisen nur eingeschränkt möglich war. Auch Meilensammler ruft die zurückerlangte Freiheit auf den Plan, doch die müssen mit Schrecken feststellen, dass sich in Sachen Verfügbarkeiten einiges geändert hat. 

Höhere Meilenwerte, höhere Treibstoffzuschläge, geringere Verfügbarkeiten

Aktuell macht das Meilensammeln nur bedingt Spass. Immer mehr Fluggesellschaften rufen höhere Meilenwerte sowie erhöhte Treibstoffzuschläge auf und machen das Meilensammeln aktuell unattraktiver denn je. Darüber hinaus finden auch die grössten Profis nur bedingt Verfügbarkeiten – unabhängig der Strecke und des gewünschten Reisedatums. Um Euch die Knappheit an Verfügbarkeiten zu verdeutlichen, haben wir uns einige beliebte Strecken herausgesucht. 

Ein prominentes Beispiel bildet die Strecke zwischen Deutschland und Dubai, gebucht über Singapore Airlines KrisFlyer, einem bekannten Sweetspot. Für “nur” 33’500 Meilen könnt Ihr beispielsweise von Frankfurt oder München nach Dubai fliegen. Dabei könnt Ihr sowohl mit der Lufthansa, der Swiss oder beispielsweise Turkish Airlines mit Zwischenstopp in Istanbul nach Dubai reisen. Vor wenigen Wochen lag der Meilenwert im Übrigen noch bei nur 29’000 Meilen.

Wenn überhaupt Verfügbarkeiten aufgezeigt werden können, soll der Flug von Egypt Air und einem, mit Verlaub, bescheidenen Bordprodukt durchgeführt werden. Von Frankfurt aus fliegt Egypt Air sowohl mit der Boeing 737-800 als auch mit der Boeing 787-9 nach Kairo – spontane Flugzeugwechsel sind hier leider an der Tagesordnung. Während die Business Class von Egypt Air an Bord der Boeing 787-9 durchaus mit den Global Playern mithalten kann, ist in der Boeing 737-800, die häufig auf der Strecke zum Einsatz kommt, eine Business Class verbaut, wie wir sie von nahezu jeder grossen europäischen Fluggesellschaft auf der Kurzstrecke kennen. Angenehmes Reisen? Fehlanzeige!

Die Wahrheit ist aber auch eine andere. Wann findet man Verfügbarkeiten. In dem unten gezeigten Beispiel zeigen wir Euch, dass es ausserhalb der regulären Ferienzeiten kaum Verfügbarkeiten zwischen Hamburg, von dort aus normalerweise weiter über Frankfurt oder München, nach Dubai gibt. Darüber hinaus sind die Daten, an denen es Verfügbarkeiten gibt, teilweise über zwei Wochen auseinander. Zwei Wochen Dubai? Für viele gar nicht realisierbar.

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Selbiges Trauerspiel ist auch ab Frankfurt zu erkennen. 

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(Während der Erstellung der Screenshots zeigt sich erneut ein alt bekanntes Problem bei Singapore Airlines. Aufgrund technischer Probleme können die Verfügbarkeiten nicht angezeigt werden. Diese Fehlerproblematik habe ich bereits in meinem Artikel zu meiner ersten Amex-Einlösung thematisiert.)

Hohe Meilenwerte ab Istanbul – günstige Meilentickets kaum verfügbar

Für Flüge nach Asien gilt Istanbul als Sweetspot. Für einen deutlich geringeren Meilenwert im Vergleich zu Deutschland, der Schweiz und Österreich könnt Ihr von Istanbul mit Singapore Airlines nach Asien reisen. Doch neben den generell erhöhten Meilenwerten, mittlerweile bedarf es 56’500 Meilen anstatt 49’000 Meilen, sind die Verfügbarkeiten deutlich geringer als zuvor. 

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Der Rückflug könnte auf dieser Strecke zwar bereits nach nicht mal einer Woche erfolgen, doch hier sind lediglich die teureren Advantage Tarife zu je 103’500 Meilen buchbar. Somit kostet ein Hin- und Rückflug von Istanbul nach Bangkok in der Singapore Airlines Business Class stolze 160’000 Meilen – Zubringer nach Istanbul nicht einberechnet. 

Die Verfügbarkeiten bei Miles & More

Für beliebte Strecken an den Feiertagen über Weihnachten und den Jahreswechsel hinweg sind wir bereits zu spät. Nach Dubai lassen sich kaum noch attraktive Flüge finden, für Bangkok sieht es noch schlechter aus – hier geht ab Hamburg und Frankfurt nahezu gar nichts mehr. Natürlich sind die Verfügbarkeiten bereits mehrere Monate im Voraus ausgebucht, aber auch in den vorherigen Monaten steht es um die Verfügbarkeiten nicht besser. Prämienflüge sind rar gesät, wie die folgenden Screenshots zeigen.

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Während auf dem Hinflug kein Flug mit der Lufthansa oder der Swiss angeboten wird, finden sich auf dem Rückflug immerhin vereinzelnd Flüge mit der Swiss wieder. Wirklich viele Prämienflüge sind im Oktober jedoch auch nicht buchbar.

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Ebenfalls bescheiden zeigen sich die Verfügbarkeiten auf dem Wege nach Los Angeles. Von Ende September bis Mitte Oktober finden sich nur vereinzelnd Prämienflüge nach Los Angeles, jedoch kaum per Direktflug mit der Lufthansa, sondern beispielsweise Umstieg in Vancouver. Darüber hinaus finden sich Flüge mit LOT, jedoch nicht in der Business Class, sondern in der PEco. 

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Die Lage bei Emirates

Um Prämienflüge muss man sich bei Emirates nicht sorgen. Nahezu jeder Flug ist aus der Economy Class in die Business Class oder aus der Business Class in die First Class upgradefähig. Darüber hinaus weist Emirates eine hohe Anzahl an Prämienflügen auf. Leider ruft Emirates aber auch hohe Treibstoffzuschläge auf, sodass sich der Prämienflug nicht als guter Deal herausstellt, sondern als das pure Verschenken von Meilen. 

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So betragen die Zuschläge und Gebühren bei einem als Beispiel dienendem Hin- und Rückflug zwischen Hamburg und Dubai grob 880 Franken. Für 880 Franken ist über die Feiertage hinweg ein Hin- und Rückflug in der Economy Class buchbar. Weitere 90’000 bis 145’000 Meilen bedarf es für die Buchung der Business Class Flüge. Die hohe Anzahl an Verfügbarkeiten von Prämienflüge lassen sich so auch auf die Abflughäfen Düsseldorf, Frankfurt, München und alle weiteren Ziele in Europa übertragen.

Die möglichen Gründe für die geringen Verfügbarkeiten

Wie kommt es zu diesen geringen Verfügbarkeiten an Prämienflüge sowie den hohen Treibstoffzuschlägen? Der letzte Punkt, der derzeit das Fliegen deutlich teurer macht, liegt auf der Hand. Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine sind die sowieso bereits gestiegenen Preise für Flugzeugtreibstoff erneut rasant gestiegen. Dieser wirkt sich in den Zuzahlungen bei einer Prämienflugbuchung entsprechend negativ aus. Ausnahmen, wie beispielsweise Singapore Airlines, erheben keine Treibstoffzuschläge und können diese entsprechend nicht an den Kunden weitergeben. 

Handelt es sich bei der aktuellen Prämienflugsituation vielleicht nur um eine Momentaufnahme? Durchaus denkbar – diese Reiselust ist nach knapp zwei Corona-Jahren ist bis dato nicht gestillt – die Menschen wollen verreisen. Auf Luxus und Komfort möchten dabei die Wenigsten verzichten, entsprechend hoch und frühzeitig werden Meilentickets gebucht. Sind wir aktuell einfach nur zu spät gewesen? Möglich – gerade zur Hochsaison, also den Ferienzeiten und den Feiertagen. Die Reiselust steigt, auf der anderen Seite finden derzeit weniger Flüge statt. Dennoch ist ein Trend durchaus erkennbar – es gibt weniger Prämientickets. Ich wage zu behaupten, dass hier durchaus die vergangenen Corona-Jahre eine Rolle spielen. 

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Die Fluggesellschaften wollen und können nach zwei Pleite-Jahren endlich wieder Geld verdienen. Ja, auch mit einem Meilenticket lässt sich Geld verdienen, jedoch nicht in dem Ausmass wie bei einem bezahlten Flugticket. Stellen daraufhin die Fluggesellschaften weniger Prämientickets zur Verfügung. Eine Vermutung, die durchaus nahe liegen mag. Meiner Meinung nach ist dieses Handeln auch legitim – wer möchte denn kein Geld verdienen? Ich persönlich sehe die Flugzeuge lieber am Himmel, als dass sie sich aus finanziellen Gründen am Boden befinden müssen. 

Fazit zu der aktuellen Situation rund um Prämientickets

Geringe Verfügbarkeiten, speziell bei Singapore Airlines KrisFlyer und bei Miles & More. Eine Momentaufnahme oder doch eher die Zukunft? Ich stehe dieser Thematik wirklich zwiegespalten gegenüber. Ich persönliche stehe zeitgleich ein wenig ratlos der aktuellen Situation gegenüber. Wird Meilensammeln langfristig unattraktiver werden oder sollten wir gerade jetzt auf das Sammeln von Meilen wert legen und die erste grosse Reisewelle abwarten, um schon im nächsten Jahr die eine oder andere geniale Einlösung vollziehen? Schreibt mir Eure Gedanken zu dieser Thematik gerne in die Kommentare!

Autor

Reisen ist meine Leidenschaft. Luxuriös reisen muss nicht teuer sein. Wie das geht zeigen wir dir hier auf reisetopia!

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  • Habe mit „ach und krach“ einen Flug Zürich-Bangkok (Sept hin, Nov retour) mit 80‘000 Meilen bei Miles&More gebucht UND dazu noch Fr. 429.- an Gebühren bezahlt. Für rund Fr. 700.- hätte ich den selben Flug auch via Skyscanner buchen können. Für mich hat sich somit das Thema Meilensammeln (insbesondere bei Miles&More) erledigt. Sammle lieber Punkte bei Amex (Platinum) und profitiere von einem weit breiteren Angebot und Umtauschaktionen, welche sich nicht „nur“ auf Flugtickets beschränken.

    • Guten Morgen Adriano,
      autsch – abgesehen von den geringen Verfügbarkeiten tun solche Einlösungen natürlich doppelt weh. Für den Wert hätte ich keine Tickets gebucht? Ich nehme an, dass es sich hierbei nicht etwa um Business Class sondern Economy Class Tickets handelt, richtig? Meine Meilen würde ich persönlich niemals für Eco Tickets ausgeben. Du siehst ja selbst, dass du für 270 Franken Aufpreis diesen Flug auch so hättest bezahlen können. Bei einem Aufpreis von 270 Franken hätte ich mir die 80’000 Meilen lieber gespart.
      Ich gebe Dir aber recht, dass du mit der Amex Platinum über ein weitaus breiteres Angebot verfügst, gerade im Hinblick auf Hotelprogramme.

      Ganz liebe Grüsse,
      Tobi

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