Über ein Drittel der Abflüge aus der Schweiz sind laut einer neuen Studie verspätet. Damit sichert sich die Schweiz den letzten Platz im Europavergleich.
Schweiz und unpünktlich, klingt wie ein Paradox. Was die Luftfahrt angeht, ist die Schweiz allerdings laut einem Bericht des SRF auf dem letzten Platz und somit europaweiter Spitzenreiter der Unpünktlichkeit. Bei Flugannullierungen liegen Schweizer Flüge auf Platz vier. Die Zahlen stammen von flightright aus Deutschland.
Viele Flüge starten mit Verspätung
Die Analyse der Flugdaten aus diesem Sommer zeigt: 35 Prozent der Flüge aus der Schweiz sind mit mindestens 15 Minuten Verspätung abgeflogen. Damit liegt die Schweiz im europäischen Vergleich von flighttright weit vorn. Die Plattform vergleicht regelmässig die Verspätungen von Airlines und unterstützt ihre Kunden bei Anträgen für Flugentschädigungen. Grossbritannien, Italien und die Niederlande folgen auf die Schweiz, in diesen Ländern sind rund 30 Prozent der Flüge verspätet. Schweden ist mit 20 Prozent auf Platz fünf. In einem der beliebtesten Ferien, Spanien, sind es rund 15 Prozent. Auch bei Flugstornierungen schneidet die Schweiz mit Platz vier nicht gut ab.
Die Schweizer Airline Swiss arbeitet bereits an ihrer Verlässlichkeit. Nachdem sie im vergangenen Sommer mit hunderten Flugannullierungen Schlagzeilen gemacht hatte, testet sie nun eine andere Strategie. In diesem Sommer hat sie deshalb den Flugplan drastisch reduziert, um Kapazitäten vorzuhalten. So hat Swiss nach eigenen Angaben diesen Sommer einen stabilen Flugbetrieb sichern können.
Ursachen sind vielfältig
Die Schweiz gilt als Knotenpunkt für den Luftverkehr und ist dadurch anfälliger für internationale Störungen. Mit der Lage im Herzen Europas werden die Schweizer Flughäfen von den Verspätungen anderer Flüge aus den Nachbarländern beeinflusst. Auch Streiks in anderen Ländern, wie der Streik des Bodenpersonals in Portugal, wirken sich auf die Pünktlichkeit der Schweizer Flüge aus. Durch die Unwetter und Überflutungen in Slowenien und in zahlreichen weiteren Ländern wurde der Flugverkehr ebenfalls beeinflusst.
Die einzige Stellschraube, die den Schweizern zur Verbesserung ihrer Pünktlichkeit verbleibt, ist der Personalmangel. Besonders bei der Abfertigung der Passagiere braucht es mehr Personal, um den Ansturm in den Hauptreisezeiten bewältigen zu können. Der Flughafen Zürich habe laut einer Sprecherin zwar seit Jahresbeginn 1’200 neue Mitarbeiter eingestellt, allerdings komme es trotzdem zu Engpässen. Schweizer Airlines, wie Swiss, versuchen ebenfalls ihre Pünktlichkeit zu verbessern. So plant Swiss mittlerweile einen Puffer ein – hält Personal und Flugzeuge auf Bereitschaft.
Fazit zur Unpünktlichkeit der Schweiz
Mit dem letzten Platz beim europaweiten Vergleich der Flugverspätungen im Sommer 2023 hat die Schweiz ein klares Defizit. Äussere Umstände sowie ausländische Airlines haben daran aber auch einen massgeblichen Anteil. Es ist unwahrscheinlich, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändert. Für mehr Pünktlichkeit müssen die Schweizer Airlines wohl weiterhin ihre Reserven ausbauen, um flexibel agieren zu können.
