Es ist fast schon eine Art Krimi: Die Lufthansa möchte weiterhin die italienische Staatsairline Alitalia übernehmen, allerdings mit harten Bedingungen. Wie diese konkret aussehen, hat die Airline-Gruppe nun noch einmal in Rom verdeutlicht.

Vor der Verkehrskommission der Abgeordnetenkammer des Parlaments in Rom durfte sich die Lufthansa vor zwei Tagen über die konkreten Pläne einer Übernahme von Alitalia äußern und hat dabei ein doch recht verwegen klingendes Konzept vorgelegt. Interessant dabei besonders: Noch vor einer Übernahme der Fluggesellschaft möchte die Lufthansa Alitalia in die Star Alliance eingliedern, wie aerotelegraph berichtet.

Codeshare-Flüge auf kurze Sicht, Star Alliance auf mittlere Sicht

Bei den Plänen der Lufthansa ist vor einer gesellschaftlichen Annäherung erst einmal von einer “gleichberechtigten kommerziellen Partnerschaft” die Rede. Konkret möchte die deutsche Airline schon innerhalb von sechs bis neun Monaten eine Codeshare-Partnerschaft mit den Italienern aufbauen und somit Flüge gegenseitig über die Netzwerke der jeweiligen Airlines verkaufen. Dazu soll ein gemeinsam gesteuerter Verkauf kommen, der die neuen Codeshare-Flüge ergänzen soll. Auch eine gegenseitige Abstimmung des Flugplans wäre Teil des Pakets. Wie weitreichend die mit gemeinsamen Code vermarkten Flüge in einem solchen Szenario sein würden, hat die Lufthansa bislang allerdings noch nicht klar gemacht.

star alliance swiss

Noch interessanter ist allerdings die mittelfristige Sicht, denn innerhalb von eineinhalb Jahren möchte die Lufthansa die italienische Airline zu einem Überlauf der Allianz bringen. Statt unter der Flagge von SkyTeam soll die Airline zukünftig unter der der Star Alliance unterwegs sein. Dieser Prozess würde zwar mindestens 18 Monate dauern, würde die italienische Airline allerdings gleichzeitig in das wichtigste Bündnis in Europa spülen. Gerade in Zentral- und Südosteuropa ist die Star Alliance mit Airlines wie Austrian Airlines, Brussels Airlines, Croatia Airlines, Lufthansa, LOT Polish Airlines, Swiss und weiteren Mitgliedern bereits enorm stark vertreten. Alitalia würde also viele starke Partner gewinnen und könnte auch mit anderen Airlines der Allianz enger zusammenarbeiten.

Miles & More und ein einziger Hub in Rom

Die Planungen der Lufthansa sind allerdings auch in anderen Bereichen schon sehr konkret. Das darbende Vielfliegerprogramm von Alitalia würde in dem Prozess beispielsweise verschwinden, stattdessen soll die Airline zukünftig ebenfalls Miles & More nutzen. Das Vielfliegerprogramm der Lufthansa wird auch heute schon nicht nur von Airlines aus dem Konzern, sondern auch Partnern wie Luxair oder LOT Polish Airlines genutzt.

Alitalia Airbus A320

Zudem weist die Lufthansa darauf hin, dass sie für Alitalia nicht das Potenzial für zwei große Hubs sieht. Statt Langstrecken ab Mailand und Rom zu bieten, sollte sich Alitalia auf den Hub in Rom fokussieren. Dieser wäre für die Lufthansa Gruppe auch eine interessante Ergänzung, liegt eher doch geografisch deutlich südlicher als die fünf existierenden Hubs der Airline in Brüssel, Frankfurt, München, Wien und Zürich. Mailand dagegen liegt deutlich näher an den bestehenden Hubs. Die Lufthansa verweist auch darauf, dass eine Zusammenarbeit schon deshalb interessant wäre, da ein weiteres Wachstum an den bestehenden Hubs nur beschränkt möglich sei.

Lufthansa möchte sich nur an sanierter Alitalia beteiligen

Die Pläne der Lufthansa für Alitalia klingen zwar sehr konkret, doch das heißt noch lange nicht, dass die Airline sich auch direkt an der italienischen Fluggesellschaft beteiligen wolle. Erst wenn erste Schritte der Sanierung abgeschlossen wären, hätte man Interesse an einer Beteiligung, heißt es von der Lufthansa. Würde man das ambitionierte vorgestellte Programm in Kombination mit einer engen Partnerschaft vor einer möglichen Übernahme allerdings umsetzen, könnte die Airline schon bald Interesse an einer Übernahme haben.

Dabei machte die Lufthansa überraschend sogar klar, dass sie auf einen Job-Abbau gerne verzichten würde. Zwar müsste damit mit dem Personal bezüglich niedrigerer Löhne und einem höheren Arbeitspensum verhandelt werden, doch sollte das gelingen, könnte man auf einen Abbau gegebenenfalls verzichten – dies ist eines der Ziele des italienischen Staats. Dennoch ist keineswegs ausgemacht, dass Alitalia in Zukunft eng mit der Lufthansa zusammenarbeiten wird. Auch weiterhin sind mit Delta, der staatlichen Eisenbahngesellschaft und Air France-KLM auch konkurrierende Bieter an dem Unternehmen interessiert.

Fazit zu den Plänen der Lufthansa für Alitalia

Auch wenn das von der Lufthansa aufgemalte Szenario für Alitalia genau so sicherlich nicht eintreten wird, sind die Pläne dennoch spannend. Wenn sich der italienische Staat überzeugen lässt, könnte Alitalia in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht nur deutlich enger mit der Lufthansa zusammenarbeiten, sondern auch ein Star Alliance Mitglied werden. Diese Perspektive ist besonders für Vielflieger auf jeden Fall sehr interessant!

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels in aller Welt. Auf der Suche nach neuen Erlebnissen hat Moritz schon dutzende Airlines getestet und mehr als 100 Städte erkundet. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen Erlebnissen & Tipps teilhaben!

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