Der CEO des finnischen Flag-Carriers Finnair geht davon aus, dass elektrische Kurzstreckenflüge durch den technischen Fortschritt innerhalb der nächsten 20 Jahre möglich sein werden.
Klimaziele, gesellschaftlicher Druck, Unabhängigkeit von Ressourcen – die Liste der Gründe, aus denen Fluggesellschaften sich immer mehr den Nachhaltigkeitszielen und alternativen Antriebsformen verschreiben, ist lang. Während vielerorts Sustainable Aviation Fuels, Kompensationszahlungen oder Wasserstoffflugzeuge das Thema der Stunde sind, setzt Finnair zusätzlich den Fokus auf die Forschung an vollständig elektrisch betriebenen Flugzeugen. Man befinde sich zwar noch in der Anfangsphase, gehe aber Prognosen zufolge davon aus, innerhalb der nächsten 20 Jahre emissionsfrei auf der Kurzstrecke fliegen zu können, wie aus einem Bericht von Simpleflying hervorgeht.
50 prozentige Verringerung des CO2-Fussabdrucks innerhalb der nächsten vier Jahre
Gerade im skandinavischen Raum hat die Debatte rund um das Wort “Flugscham” in den letzten Monaten die Gemüter polarisiert. Das Fliegen hat aus der Umweltperspektive einen denkbar schlechten Ruf. Nicht verwunderlich ist es also, dass auch die nordischen Fluggesellschaften ihre Klimaschutzambitionen voranbringen wollen, um langfristig den Kundenwünschen gerecht zu werden.
Addressing climate change is the right thing to do. Customers will choose their airline based on its sustainability credentials, and we want to be the front-runner. We think the targets are realistic and achievable.
Topi Manner, Finnair CEO
Dafür hat die Fluggesellschaft bereits einige Projekte und Massnahmen auf den Weg gebracht. Effizientere Flottenplanung, Stärkung des Einsatzes von Sustainable Aviation Fuels, Kompensationsprogramme, Verringerung der Lebensmittelabfälle und Verpackungsmaterialien sind nur einige der Beispiele, um bereits innerhalb der nächsten vier Jahre 50 Prozent der CO2-Emissionen einzusparen. Bis 2045 möchte die Airline dann zu 100 Prozent klimaneutral unterwegs sein und forscht somit bereits an Alternativen. Ein vielversprechendes Projekt, von dem der Finnair-CEO jüngst berichtete, sind erste Testläufe für den Einsatz von elektrisch- und solarbetriebenen Flugzeugen.
We are involved in the early-phase testing of electric and solar power in the Nordic region, especially flights with a range of one to one-and-a-half hours. I will see flights operated this way in my lifetime; in 20 years or so, it will be possible.
Topi Manner, Finnair CEO
Für sehr kleine Flugzeuge und kurze Strecken konnten elektrische Antriebe bereits eingesetzt werden. Innerhalb der nächsten 20 Jahre erwartet Finnair aber, dass die Technologie so weit sein wird, dass kommerzielle Kurzstreckenflüge mit Elektroflugzeugen durchgeführt werden können.
Forschung trotz Auswirkngen der Krise
Was in der letzten Zeit verstärkt zu beobachten ist, ist, dass viele Airlines gerade jetzt – obwohl sie sich der wohl grössten Krise der Geschichte ausgesetzt sehen – ihre Nachhaltigkeits- und Klimaziele ausweiten. Natürlich blieb auch Finnair nicht von den Folgen der Corona-Pandemie verschont. Im April und Mai letzten Jahres flog die Airline beispielsweise nur noch 2 Prozent ihrer eigentlichen Kapazitäten. Staatshilfen hielten die Airline aber über Wasser und lassen sie nun positiv in die Zukunft blicken. Denn so schwer die Krise war, der Finnair-CEO geht davon aus, dass das Unternehmen gestärkt aus dieser Phase hinauskommen wird.
Gerade da viele Airlines nun die Zeit genutzt haben, um an einer neuen Strategie zu feilen, Sparmassnahmen auf den Weg gebracht haben und in vielen Bereichen Prozesse optimieren konnten, glaubt er an eine Erholung des Marktes. Diese wird allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Er geht von drei Jahren aus, die es benötigen wird, um wieder auf das Level von 2019 zurückzukehren.
Fazit zu Finnairs Plänen zum Einsatz von Elektroflugzeugen
Der Einsatz von Elektroflugzeugen bei Finnair steht noch ganz am Anfang. Die Airline berichtet lediglich von ersten Tests im skandinavischen Raum. Allerdings kann man sich bei Finnair bereits in 20 Jahren einen kommerziellen Einsatz von komplett emissionsfreien Flugzeugen vorstellen. Ebenso interessant und dabei in etwas greifbarerer Nähe sind allerdings die Ziele, die sich die Airline bis 2025 gesteckt hat – hier soll eine 50 prozentige Reduktion des CO2-Ausstosses erreicht werden. Man darf gespannt sein, ob die Airline dies schafft – natürlich unter der Voraussetzung, dass der Flugverkehr sich bis dahin wieder erholt hat und man überhaupt Vergleiche ziehen kann.
