Nachdem wir gestern über die grossen finanziellen Probleme bei Adria Airways berichtet haben, geht es heute schon einen Schritt weiter: alle Flugzeuge der Airline bleiben heute am Boden.

Zwei Tage “Pause” und eine unklare Zukunft

Die Airline hat vergangene Nacht vermeldet, dass für Dienstag und Mittwoch alle Flüge abgesagt würden, da es keine Mittel gäbe diese Flüge durchzuführen. Die Star Alliance und Miles&More Airline hatte letzte Woche die Festsetzung zweier Jets des Typs CRJ-900 hinnehmen müssen und für heute und morgen gebe es keine Mittel um irgendwelche Flüge durchzuführen. Wie genau die Airline es schaffen will bis Mittwochabend genug Geld zu finden um weiter zu fliegen ist dabei unklar.

Adria Airways Economy Class Kabine

Das wirft natürlich auch ein schlechtes Licht auf die Situation bezüglich des AOC (Air Operator Certificate) welches die Airline braucht um Flüge durchführen zu können. Die Slowenische Luftfahrtbehörde hat den Entzug im Oktober angedroht, sollte die Airline bis dahin nicht ausreichende Liquidität finden. Mit dem heutigen temporären Grounding schätzen wir die Chancen auf eine ausreichende Finanzierung schlecht ein.

Investoren? Ohne Strategie schwer zu finden.

Generell erscheint die Suche nach neuen Investoren durchaus schwierig, da man keine klare Linie bei der Airline erkennen kann. Früher bediente sie mit nur einer Basis in Ljubljana verschiedene Strecken, jetzt fliegt die Airline auch zahlreiche Strecken nach Zentraleuropa ab den Flughäfen Tirana und Pristina. Dazu fliegt die Airline im Wet-Lease-Geschäft für Partner wie die Swiss und hat zwischenzeitlich auch kuriose Verbindungen zwischen Städten angeboten, die bislang nicht im Streckennetz vertreten sind – etwa von München nach Olsztyn in Polen.

Entsprechend schwierig erscheint auch die Suche nach Investoren, denn ein klarer Fokus ist bei Adria Airways nicht zu erkennen – das hat sich auch durch die Übernahme durch eine deutsche Investment-Firma vor mehr als einem Jahr nicht geändert. Die Flotte von knapp 20 Flugzeugen ist dank der beiden festgesetzen Bombardier CRJ-900 bereits geschrumpft und könnte es noch weiter tun, denn auch andere Leasing-Geber werden vermutlich bald damit beginnen, die Maschinen bei ausbleibenden Zahlungen zurückzufordern.

Zürich-Lugano deshalb nur per Zug

Die Swiss-Strecke zwischen Zürich und Lugano, die bereits mehrfach in der Kritik stand, seitdem sie an den Wet-Lease-Partner aus Slowenien übergeben wurde, ist heute und morgen nur per Zug zu bewältigen. Die Swiss rät Reisenden nach Mailand auszuweichen oder mit dem Zug zu fahren – eigene Flugzeuge kann die Airline mit dem Schweizer Kreuz nicht so kurzfristig zur Verfügung stellen. Bei der Umbuchung sollen Flughafen, Callcenter und Reisebüros schnell und unkompliziert helfen können.

Fazit zum temporären Grounding bei Adria

Die Insolvenzen gehen immer weiter und jetzt scheinen erstmals Reisende einer Miles&More Airline betroffen. Wer einen Flug für heute oder morgen mit der Airline hat, soll sich schnellstmöglich mit dem Callcenter der Airline in Verbindung setzen und auf eine Umbuchung hoffen. Im Gegensatz zu einer Insolvenz stehen die Chancen auf einen erfolgreichen Ersatzflug noch recht gut. Sollte Adria nun auch die Insolvenz ereilen, würden besonders für Star Alliance-Passagiere zahlreiche Verbindungen in Südosteuropa wegfallen. Es bleibt also zu hoffen, dass Adria Airways noch an frisches Geld kommt – auch wenn eine temporäre Einstellung des Flugbetriebs nie ein gutes Zeichen ist.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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