Die Welt der Flughafen Lounges ist enorm vielfältig. Doch was steckt eigentlich hinter dem Versprechen von Exklusivität, Ruhe und kostenfreier Verpflegung? Nicht viel, zumindest in einigen Lounges.

In den letzten zwei Jahren war ich in etwa 150 verschiedenen Flughafen Lounges auf allen Kontinenten. Darunter waren Lounges der drei grossen Allianzen sowie auch Priority Pass Lounges. Von absolut katastrophalen Lounges wie der Hugo Junkers Lounge in Berlin Schönefeld bis zu exklusiven First Class Lounges in Los Angeles, Tokio oder Sydney war alles dabei. Nach all diesen Aufenthalten und zusammengerechnet mittlerweile mehreren Tagen in Flughafen Lounges glaube ich mir ein ganz gutes Urteil erlauben zu können, ob sich Lounges auch wirklich lohnen.

Die Faszination ist schnell verflogen

Wer versucht den Star Alliance Gold Status zu erreichen oder vor dem ersten Business Class Flug steht, der freut sich meist enorm auf eine Lounge. So auch ich vor einigen Jahren. Das Erlebnis hat mich anfangs fasziniert. Eine verschlossene Tür, ein exklusiver Ort am Flughafen und dazu auch noch kostenfreie Verpflegung. Viel besser geht es nicht.

Lufthansa Senator Lounge Buffet 2
Airline Lounges versprechen kostenfreie Speisen & Getränke

Doch genau diese Faszination verfliegt leider schneller als man denken mag. Die immer gleichen oder sehr ähnlichen Flughafen Lounges sehen irgendwann allesamt nur noch gleich aus. Die Vorteile nimmt man selbst immer ambivalenter wahr. Manchmal frage ich mich sogar: Soll ich überhaupt in die Lounge gehen?

Lounges sollten echte Vorteile bieten

Wer sich als echter Vielflieger sieht und tatsächlich bei zahlreichen Flügen im Jahr von einem Lounge Zugang profitieren kann, der erkennt meist schnell den entscheidenden Vorteil einer Lounge: Ruhe. Für mich zeichnet sich eine Lounge dadurch aus, dass ich in Ruhe arbeiten oder mich einfach ein wenig ausruhen kann.

Qantas First Class Lounge Los Angeles
Ruhe und Komfort gehören zu den wichtigsten Eigenschaften einer Lounge

Gerade bei Flügen mit einem langen Zwischenaufenthalt oder gar einem partiellen Nacht-Stop (gerade im arabischen Raum und in Südamerika nicht selten) ist ein wenig Ruhe zwischen zwei Flügen eine enorm angenehme Sache. Dazu kommt für mich ein gewisser persönlicher Freiraum. Platz meinen Laptop an einem richtigen Tisch auszupacken oder die Beine auszustrecken. Genau bei diesen Aspekten sollte eine Lounge glänzen: Ruhe und Platz.

Lounges bieten ein gewisses Sparpotenzial

Natürlich bieten Lounges auch in anderen Bereichen echte Vorteile. Ein kostenfreies Buffet und kostenlose Getränke, darunter oft auch hochwertige alkoholische, machen durchaus etwas her. Doch spätesten nach dem 50. Buffet dieser Art vergeht die Lust. Eine gute Alternative zum teuren und qualitativ nur selten besseren Flughafen-Essen sind die Lounges aber natürlich trotzdem.

Etihad Airways First Class Lounge Abu Dhabi
à la carte Mahlzeiten sind leider eher die Ausnahme als die Regel

Auch ansonsten gibt es an der einen oder anderen Stelle einen geldwerten Vorteil: kostenfreies und schnelles Internet, Zeitungen und Magazine und teilweise noch weitere attraktive Zusatzleistungen. Auch ein “kleiner” Luxus wie eine Wasserflasche zum Mitnehmen ist durchaus ein geldwerter Vorteil.

Viele Lounges sind voll, dunkel und trist

Leider sieht die Realität ein wenig anders aus als meine Traumvorstellungen. Wie es sein kann und wie es nicht sein sollte, habe ich gerade erst bei einem Tagestrip nach Paris festgestellt. Morgens habe ich die neue Swiss Senator Lounge Zürich besucht.

Swiss Senator Lounge Zürich E Blick
Die neue Swiss Senator Lounge Zürich ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Lounge sein sollte

Frisch zubereitete Eierspeisen, qualitativ hochwertiges Essen, eine lichtdurchflutete Lounge und eine enorme Ruhe. Viel besser geht es nicht. Am Abend das genaue Gegenteil. In der Star Alliance Lounge Paris gab es kaum einen Platz, das Buffet war zu jedem Zeitpunkt leergeräumt. Die Lufthansa Senator Lounge bot zwar zumindest Ruhe, ist aber dunkel und trist. Wirklich wohl fühlt man sich im Keller eben leider nicht.

Lufthansa Business Lounge Schengen Satellite
Auch die Lufhansa macht bei den neuen Lounges vieles richtig

Eine Ausnahme? Leider nicht, denn wenngleich die Lufthansa generell recht attraktive Lounges bietet, war in etwa die Hälfte meiner gesamten Lounge-Besuche retrospektiv ein Reinfall: ungemütlich, überfüllt, dunkel. Dazu teilweise ein qualitativ minderwertiges Buffet. Spass macht das nicht.

First Class Lounges sorgen weiter für Begeisterung

Gerade im Terminal 1 in München oder teilweise auch in Berlin-Tegel gehe ich mittlerweile gar nicht mehr in die Lounge. Zu aufwendig der Weg, zu unattraktiv das Angebot. Habe ich nicht gerade viel Zeit, setze ich mir lieber an einen schönen Ort im Terminal. Für mich und vermutlich auch für viele andere Vielflieger liegt das Faszinierende vermutlich nur noch in First Class Lounges. Ob in der exklusiven Etihad Airways First Class Lounge Abu Dhabi, der Qantas First Class Lounge Los Angeles oder dem Lufthansa First Class Terminal.

cathay pacific the wing first class lounge hong kong lounge area
Viele First Class Lounges stellen eine positive Ausnahme dar

Besonders gute Lounges mit besonderen Fazilitäten bringen die Faszination ein wenig zurück. Allerdings gibt es auch im Bereich der normalen Lounges absolut positive Ausnahmen, die genau das bieten, was eine Lounge bieten sollte. Ein gutes Beispiel ist die neue Lufthansa Senator Lounge München Satellite. Genau für solche Lounges lohnen sich Status und Loyalitätsprogramme. Für viele andere Lounges solltet Ihr Euch dagegen nicht überschlagen.

Lounges bringen echte Vorteile – nur nicht immer

Vor dem Flug in die Lounge zu kommen ist enorm angenehm. Das will ich nicht abstreiten. Dennoch lohnt es sich meiner Meinung nach darauf hinzuweisen, dass auch hinter der Tür nicht alles glänzt. Viele Lounges sind absolut durchschnittlich und bieten nur das absolute Minimum. Ob es sich lohnt diese Lounges überhaupt zu besuchen? Das muss wohl jeder für sich entscheiden.

Was sollte eine gute Lounge Eurer Meinung nach bieten?

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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