In der Schweiz wird so wie in Deutschland und vielen anderen Ländern auch seit Monaten scharf darüber diskutiert, ob geimpfte Bürger Vorteile erhalten sollten oder nicht. Es wird bereits von einem indirekten Impfzwang gesprochen, wenn es darum geht, dass private Geschäfte oder Veranstalter künftig eine Impfung voraussetzen. Beim Thema Reisen steht dagegen schon längst fest: Wer geimpft ist, wird in den kommenden Monaten grosse Vorteile gegenüber anderen haben.
Gewissermassen könnte man von einer Scheindebatte sprechen: In der Schweiz sprechen sich wichtiger Politiker und Wirtschaftsführer dagegen aus, dass geimpfte Privilegien erhalten sollten auch von einer Pflicht zur Impfung nehmen die meisten Abstand. Das ist nachvollziehbar, besonders, solange der Impfstoff nicht für jeden zugänglich ist. Gleichzeitig muss man kein grosser Prophet sein, um zu wissen, dass man durch eine Impfung in Zukunft relevante Vorteile haben wird – das gilt für Reisen ganz besonders.
Einreise in viele Länder nur noch mit Impfung
In der Schweiz und im gesamten deutschsprachigen Raum gibt es eine lebendige Debatte darüber, ob es überhaupt Privilegien für geimpfte Personen geben darf oder nicht. In anderen Ländern ist es selbstverständlich, dass es solche Vorzüge geben wird. Mancherorts gibt es selbst eine Impfpflicht. Unter diesen Umständen ist es mehr oder weniger selbstverständlich, dass auch Reisende aus anderen Ländern geimpft sein müssen, um einreisen zu dürfen. Das ist nur nachvollziehbar, denn kaum ein Land wird seine eigenen Staatsbürger “schlechter” stellen als Touristen oder Geschäftsleute aus anderen Ländern. Sobald einige Länder also wieder ihre Grenzen öffnen werden, dürfte es eine klare Voraussetzung gegeben: Eine Impfung gegen das Coronavirus. Besonders deutlich macht das schon seit Monaten die australische Regierung, die von dieser Regel wohl keine Ausnahmen machen wird. Ähnlich wird mit grosser Sicherheit auch die Regierung in Neuseeland vorgehen.
Doch die Beispiele am “Ende der Welt” sind keineswegs Einzelfälle, denn auch in vielen anderen Ländern ist mit ähnlichen Massnahmen zu rechnen. Länder in Fernost wie China oder auch Japan und Südkorea werden wohl kaum einen Touristen einreisen lassen, ohne dass dieser geimpft ist. Gerade sobald der Impfstoff in der Breite verfügbar ist, dürfte auch ein negatives Testergebnis als Alternative bei der Einreise in vielen Ländern nicht mehr ausreichen. Selbst dann, wenn ein grosser Teil der eigenen Bevölkerung immunisiert ist, werden wohl auch gerade Länder mit schwächerem Gesundheitssystem kaum eine Person einreisen lassen, die nicht geimpft ist. Deshalb dürfte eine Impflicht für die Einreise nicht nur für die Industriestaaten gelten, welche die Pandemie besonders gut unter Kontrolle gebracht haben, sondern auch für viele ärmere Staaten, die ihr Gesundheitssystem schützen wollen – immerhin ist nicht damit zu rechnen, dass der Impfstoff in ärmeren Ländern schon 2021 für eine relevante Immunisierung ausreichen wird. Dazu kommen die enormen Kosten, die sich viele Staaten gar nicht leisten können.
Nur noch mit Impfung auf die Langstrecke
Doch die Einreise dürfte in absehbarer Zeit nur eine Hürde sein, die einen beim Reisen mit Blick auf die Impfung erwartet. Dass Qantas bereits vor Wochen angekündigt hat, nur noch geimpfte Passagiere an Bord zu lassen, ist da keine Überraschung. Der Aufschrei mag gross gewesen sein, aber Qantas wird dennoch nicht die einzige Fluggesellschaft sein, die diesen Weg geht. Das liegt weniger am Interesse der Airlines selbst, sondern primär daran, dass viele Zielländer gar nichts anders zulassen werden. Es ist etwa gut vorstellbar, dass Flüge nach China nur dann abheben dürfen, wenn alle Passagiere eine Impfung nachweisen können. Dennoch sprechen sich die Verantwortlichen bei der Swiss seit Wochen vehement gegen eine Impf- und für eine Testpflicht aus. Allerdings kann es gut sein, dass es hier wohl nicht um alle Flüge gehen dürfte. Zumindest auf einigen Strecken werden mit Sicherheit nur noch geimpfte Passagiere an Bord gehen dürfen, gerade wenn eine Pflicht in der Zieldestination vorausgesetzt wird.
Gespannt sein kann man in dieser Hinsicht besonders auf besonders wichtige Reisekorridore, etwa zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika. Je nachdem, wie hier die Regel für die (besonders touristische) Einreise zukünftig ausgestaltet werden, dürfte sich auch eine Signalwirkung für die ganze Welt entwickeln. Sofern hier eine Testpflicht ausreicht, dürfte zumindest auf vielen Strecken eine Impfung nicht zwingend verpflichtend sein. Auf anderen Routen, etwa nach Australien oder nach China, wird es ohne Impfung allerdings wohl nicht gehen. Gespannt sein kann man auch, ab wann entsprechende Regeln gelten werden – sowohl für die Einreise als auch für Flüge – denn bis selbst in der westlichen Welt ein Impfstoff für jeden verfügbar ist, dürfte noch mindestens ein halbes Jahr vergehen. Möglich erscheint aber, dass entsprechende Regeln schon deutlich früher kommen.
Landes- und Hausrecht sorgt für Privilegien
Während bei der interkontinentalen Einreise klare Privilegien für geimpfte Reisen mehr oder weniger sicher sind, dürften die Regeln bei Reisen innerhalb der Europäischen Union beziehungsweise dem Schengen Raum etwas laxer sein. Die meisten Staaten sehen hier von einer Impfpflicht ab und stellen sich auch gegen eine Privilegierung von denjenigen, die sich impfen lassen. Doch das gilt nicht für jedes Land, sodass davon auszugehen ist, dass Tourismus in einigen Ländern beispielsweise zuerst oder sogar komplett nur für diejenigen möglich gemacht wird, die eine Impfung haben. Die Kontrolle dürfte mit Blick auf die offenen Grenzen im Schengen-Raum zwar schwerfallen, dennoch kann man gerade von den im Kampf gegen die Pandemie erfolgreichen nordeuropäischen Länder wie Norwegen oder Finnland erwarten, dass sie noch über Monate strikte Beschränkungen für die Einreise aufrechterhalten haben – wer in die nordischen Länder möchte, muss in Zukunft vermutlich entweder in Quarantäne oder eben geimpft sein. Ähnliche Regeln dürfte es auch in manch anderem europäischen Land geben.
Dazu kommt, dass es so etwas wie ein Hausrecht gibt. Je nach Land erlaubt die Rechtslage, dies unterschiedlich stark auszunutzen. Was heißt das konkret? Hotels, Fluggesellschaften und Restaurants können vorschreiben, dass nur noch geimpfte Gäste übernachten, fliegen oder Platz nehmen dürfen. Dass solche Regeln durch die Bank kommen, ist eher unwahrscheinlich, aber hier und da könnte es entsprechende Regelungen auch in Europa geben. Man erinnere sich dahingehend auch daran, dass etwa die internationalen Hotelketten anfangs zögerlich mit Blick auf die Maskenpflicht waren und dann nach und nach das Tragen von einem Mund-und-Nasenschutz in allen öffentlichen Bereichen verpflichtend gemacht haben. Bei der Impfung könnte ein ähnlicher Prozess ebenfalls graduell eintreten, wenn sich Wirtschaftlichkeit mit Gesundheitsschutz kombinieren lassen. Dazu kommen je nach Region sicherlich noch einmal gesonderte lokale Regeln und Gesetz, die dafür sorgen könnten, dass eine Impfung für den Urlaub in einer bestimmten Region zur Pflicht wird.
Privilegien für Geimpfte warten schon in einigen Wochen
Die Scheindebatte in der Schweiz wird noch eine Weile ihre Kreise ziehen. Klar ist dagegen, dass Privilegien für Geimpfte schon in Kürze zur Regeln gehören werden. Dazu bedarf es überhaupt keiner Pflichten oder Einreiseverbot, aber ein Privileg ergibt sich schon dadurch, dass etwa die Quarantäne umgangen werden kann. Wie soll der Gesetzgeber etwa rechtfertigen, dass Einreisende aus Risikogebieten in Quarantäne müssen, obwohl von ihnen keine Ansteckungsgefahr ausgeht? Hintergrund dürfte sein, dass es rechtlich nicht haltbar wäre, Personen ihrer Freiheitsrechte zu entrauben, wenn es dafür keinen übergeordneten Grund – etwa den Gesundheitsschutz – gibt. Doch die Regeln werden zweifelsfrei keine Ausnahme sein.
Für die Einreise in die Vereinigte Arabische Emirate braucht man aktuell beispielsweise einen negativen PCR-Test, dasselbe gilt für viele andere beliebte Reiseziele. Im Flugzeug muss man bei den meisten Airlines zwingend eine Maske tragen. In vielen Ländern ist nach der Ankunft erst einmal eine längere Quarantäne notwendig. Werden all diese Pflichten für Geimpfte von einem Tag auf den anderen und überall auf der Welt wegfallen? Sicherlich nicht, doch die Privilegien auf Reisen werden Schritt für Schritt kommen – je nach Land und Airline vermutlich schon in wenigen Wochen. Der Impfstoff mag noch nicht frei verfügbar sein, doch schon jetzt ist klar, dass geimpfte Personen sich darüber freuen können, schon deutlich früher von einer gewissen Freiheit auf Reisen profitieren zu können. Zwar dürfte es auch für diese Gruppe noch lange dauern, bis eine Art Normalisierung bei Reisen am Horizont ist – schneller wird es dennoch gehen.
Fazit zur Privilegierung von Geimpften auf Reisen
In der Schweiz wird seitens der Politik eisern daran festgehalten, dass Geimpfte keine Privilegien haben werden noch dass es zu einer Impfpflicht kommen soll. Klar ist aber sowieso, dass gerade auf Reisen diejenigen mit einer Impfung schon sehr bald von Privilegien profitieren können. Weniger Einschränkungen und mehr Möglichkeiten auf internationalen Reisen für diejenigen, die sich impfen lassen, werden somit wohl schon bald der Standard sein.