Auf dem Weg zu meinem Star Alliance Gold Status bei Aegean Miles+Bonus fehlten mir noch 4 Segmente mit der griechischen Fluggesellschaft. Aegean meinte es an einem Samstag dann etwas zu gut mit den Preisen für Flüge nach Thessaloniki, also buchte ich spontan den Flug ab Mailand. Was dann folgte war ein kurioses und definitiv reiseverrücktes Wochenende.

Wie komme ich nach Mailand?

Nachdem der Flug ab Mailand verdächtig günstig war, habe ich diesen schnell gebucht, lange bevor ich darüber nachgedacht habe wie ich die Stadt erreichen sollte. Schnell schieden die Anreise per Bahn und Auto aus Zeit- und Preisgründen aus – das Flugzeug also die nächste Option. Basel-München-Mailand und auf dem Rückweg über Frankfurt gab es hier für 145 Franken. Bei diesem Preis mit vier zusätzlichen Segmenten und einem so gut gelegenen Startflughafen waren die Flüge auch schnell gebucht.

Wo genau sind nochmal meine Stops?

Ich hatte den Aegean Flug recht blind gebucht, zu hoch war das Risiko, es könnte schnell wieder teurer werden. Die Stadt Thessaloniki hatte mich bei meinem letzten Besuch nicht wirklich in ihren Bann gezogen, also legte ich mehr Wert auf meine Layover entlang der Strecke: hin für 5 Stunden in Athen und zurück 8 Stunden in Mailand – perfekt für einen Kurztrip in die Stadt und die Erkundung von Lounges. Dabei sollten vor allem zwei Priority Pass Lounges in Athen und die Lufthansa Business Lounge in Mailand dabei sein, die ich als Swiss Frequent Traveller nutzen darf.

Für die Nacht in Thessaloniki buchte ich mir für rund 65 Franken ein Hotel direkt am Flughafen. Hier war ich nur auf der Suche nach einem Bett mit kurzer Anreise am Abend, Wifi und einem Transfer zum Flughafen am nächsten Morgen.

Soweit der Plan, aber wann funktioniert etwas schon genau so wie geplant?

Und los geht’s!

Alexa kam auf die geniale Idee, für den Abend vor meinem Abflug noch einen Spieleabend zu organisieren. In dieser feucht fröhlichen Runde wurde es dann doch etwas später und ich stellte im Bett liegend mit Erschrecken fest, dass ich in weniger als 5 Stunden schon wieder im Flugzeug sitzen würde. An dieser Stelle zeigt sich die Grösse des Basler Flughafens jedoch als überraschend vorteilhaft: Innerhalb von 10 Minuten war ich von meiner Ankunft im Parkhaus auch schon auf der anderen Seite der Sicherheitskontrolle. Da reichten die 15 Minuten vor Boarding sogar noch für einen Espresso.

BSL CRJ 900 Lufthansa Regional Cityline Basel

Nach einem unspektakulären Flug nach München und einem kurzen Zwischenstop bei dem Automaten der Delights To Go Box ging es mit Air Dolomiti und der Maschine im neuen Design weiter nach Mailand.

MUC MXP Air Dolomiti Neues Design E190

MUC MXP Air Dolomiti Exit Row E190 2 Plätze Frei Alex Reiseverrückt
Notausgang und freier Nebensitz, perfekt zum Arbeiten

Dort angekommen war klar: ich hatte viel zu wenig Zeit um die Stadt zu erreichen, also setzte ich mich in die Lounge und stieg dann zwei Stunden später vollkommen übermüdet in mein Flugzeug nach Athen. Dort hat das Wetter mich leider direkt im Stich gelassen. Statt Akropolis und Moussaka in der Innenstadt von Athen zu erkunden, blieb mir keine andere Wahl, als den Regen und Sturm vom Fenster der vielen Lounges aus zu betrachten.

Loungehopping in Athen

Das schlechte Wetter kann man aber auch für kleine Aktivitäten am Flughafen nutzen, besonders da dieser als bester Flughafen Europas ausgezeichnet wurde. Diesen Eindruck zu teilen fiel mir aber etwas schwer, weshalb ich mich direkt in die Aegean Lounge bewegte und es mir dort gemütlich machte. Als Aegean Miles+Bonus Silver Mitglied nutzte ich einen meiner Lounge-Gutscheine für den Zugang und freute mich über Strom, gutes Wifi, sowie über guten Kaffee und Essen.

Athen Aegean Lounge A3 ATH 1 Athen Aegean Lounge A3 ATH 6 Athen Aegean Lounge A3 ATH 3

Nachdem ich genug von der Lounge gesehen (und gefuttert) hatte, schnappte ich mir meinem Priority Pass und ging zur Skyserve Lounge – welche ausser einem voll bestückten Büffet und einer Reinigungskraft komplett leer war.

ATH Skyserve Priority Pass Lounge Athen 1 ATH Skyserve Priority Pass Lounge Athen 3 ATH Skyserve Priority Pass Lounge Athen 5

Diese Faktoren bewegten mich dazu, die letzte Lounge früher als geplant zu besuchen.

Weiter nach Thessaloniki

Was folgte, war der wohl chaotischste Boarding-Prozess meines Lebens: Kreuz und quer standen die Gäste an, und beim Aufruf zum Prioboarding fühlte sich auf einmal auch jeder einzelne Passagier persönlich angesprochen. Eine Gruppe französischer Schüler vor mir kämpfte mit ihrem Englisch, genau wie die Mitarbeiterin des Flughafens. Irgendwie schafften wir es dann aber doch in die A320.

Aegean A320 ATH SKG Catering Eco Cola Kracker

Die folgenden 55 Minuten in der Luft werden mir noch etwas länger in Erinnerung bleiben: jede Windböe schien uns zu erwischen und viele der Passagiere krallten sich in die Sitze. Als auch die Crew anfing nur noch mit zwei Händen an den Gepäckfächern zu laufen und eine der Mitarbeiterinnen von einer Turbulenz sogar von den Füssen geholt wurde, stieg das Vertrauen der Gäste nicht wirklich. Zum Glück erreichten wir Thessaloniki recht schnell, kein Wunder bei dem Rückenwind.

Die Nacht im Hotel

Hier wartete der Shuttle meines Hotels schon und ich fand mich 20 Minuten nach der Landung am Eingang eines beeindruckend aussehenden Hotels wieder. Ich bezog mein Zimmer im Souterrain des Hauses und freute mich über ein sauberes Bett und Bad.

SKG Avalon Hotel Thessaloniki 3

In diesem Moment war eine gute Mütze voll Schlaf alles, was ich wollte, da machte mir jedoch mein eigener Plan einen Strich durch die Rechnung. Der kostenlose Shuttle zum Flughafen sollte mich nämlich schon wieder um 5:15 Uhr morgens abholen.

Zurück nach Athen und Mailand

Noch im Halbschlaf schaffte ich es in die dortige Lounge und machte mich auf die Jagd nach Koffein. Und dann machte ich es mir in einem der Sessel leicht vorfreudig gemütlich (für die zugegebenermassen recht kurzen zehn Minuten vor dem Boarding). Denn einen grossen Vorteil hat man als Statusgast oder Business Class Passagier am Flughafen in Thessaloniki: Echtes Priority Boarding, mit einem eigenen Bus direkt aus der Lounge! Frankfurter First-Class-Terminal-Feeling im griechischen Style…sozusagen. Aber nett war es, wirklich.

SKG A3 Lounge Aegean 7 SKG A3 Lounge Aegean 6 SKG A3 Lounge Aegean Bus Statusgäste 1

Als einer der ersten Gäste machte ich es mir in der Economy gemütlich und flog nach Athen. Nach einem kurzen Frühstück ging es weiter nach Mailand, wo nun endlich Sightseeing statt Lounge- (und Plane-)hopping folgen sollte: Ab also mit dem Zug in die Innenstadt!

Sightseeing im Schnellformat

Nun flog… – Verzeihung! – rollte ich in der First-Class die 65 Minuten zur Station Duomo, wo ich vor dem wunderbar geschlossenen Dom Mailands stand.

Mailand Alex Reiseverrückt 4

Nunja, weiter ging es zu den ikonischen Passagen mit den Filialen von Prada, Gucci und anderen Luxuslables, in deren Bann ich mich ziehen liess. Ausserdem schaute ich mir auch die Lobby des Park Hyatt an – eine Nacht dort hätte durchaus Potential. Nach einem enorm guten Espresso für 1.50 Euro (der Punkt ist tatsächlich nicht erst nach der fünf!) ging es dann aber auch schon wieder zurück zum Flughafen. Dort angekommen dann die Ernüchterung: mein Flug nach Frankfurt hatte fast eine Stunde Verspätung. Dahin war also mein Plan, entspannt den Frankfurter Flughafen zu erkunden – und mit etwas Pech würde ich sogar meinen Flug nach Basel verpassen. Die Mitarbeiterinnen der Lounge weigerten sich aber partout, mich auf den Swiss Flug nach Zürich umzubuchen: “Die Rotation des Fluges nach Basel hat auch 30 Minuten Verspätung, das wird alles kein Problem werden!”

Fast in gleichem Takt wie meine Müdigkeit wuchs auch die Verspätung meines Fluges… auch die Chance auf eine Entschädigungszahlung konnte meine Laune nun nicht mehr heben. Als wäre das nicht schon genug, sollten wir laut Aussage der Crew in Frankfurt auch noch weit auf dem Vorfeld zum Stehen kommen. Wer Frankfurt kennt, weiss, dass das durchaus 20 Minuten Busfahrt bedeuten kann.

Alpenblick Air Dolomiti Italien
Mit dem tollen Alpenpanorama ging es zurück nach Frankfurt

Später im Flugzeug wurden die Gates der Anschlussflüge durchgesagt. Ich hatte die Karte aus dem Bordmagazin vor mir und betrachtete die Distanzen… das würde sicher knapp werden. Dank des Wifi und dem App FlightRadar konnte ich mir aber ansehen, wo D-ACNB, mein nächstes Flugzeug, gerade war und schöpfte bei der verfrühten Landung neue Hoffnung.

Anflug Auf Frankfurt Flightradar 24
Im Landeanflug war mein Weiterflug (roter Kreis) noch weit entfernt

Nach einer erschöpfend langen Busfahrt standen wir an der Bushaltestelle und… durften nicht aussteigen. Die Sicherheitstür würde klemmen, deshalb könne keiner aussteigen. In genau diesem Moment sagte das Lufthansa App an, dass das Boarding meines Fluges nach Basel gestartet sei. Stressniveau: 12/10.

Endlich ging die Tür auf und es startete ein Massensprint. Laut Anzeigetafel braucht man 11 Minuten von unserem Ankunftsplatz bis zum Gate. Nach 3 Minuten im Sprint zusammen mit drei anderen Reisenden hatten wir rund die Hälfte der Strecke überwunden. Der Bildschirm mit den Abfluginformationen verkündete “LAST CALL”, also rannten wir die restliche Strecke weiter. Am Gate angekommen waren alle Türen zu, keine wartenden Fluggäste mehr. Waren wir zu spät? War der ganze Stress der letzten paar Stunden umsonst? Wir sprangen zum Schalter und legen dem Mitarbeiter unsere Handys vor, während wir nach Luft schnappen. Er dreht sich seelenruhig um und sagte: “Wir fangen dann in zirka 7 Minuten mit dem Boarding nach Basel an.” …Natürlich, dachte ich. Solche Geschichten enden doch immer auf diese Weise. Jedoch konnte ich mich gar nicht lange über diese paar Minuten Hochleistungssport ärgern, denn zu riesig war meine Freude auf meinen Sitz in der CRJ-900 zurück in die Heimat. Dies verlief auch (nach diesem Trip möchte ich ein „überraschenderweise“ anhängen) stressfrei und wie geplant!

Fazit zu 8 Kurzstreckenflügen an einem Wochenende

Mit diesem Trip müsste ich den inoffiziellen reisetopia-Rekord für die meisten Flüge an einem Wochenende gebrochen haben. Es war ein unglaubliches Erlebnis und eines habe ich dabei auf jeden Fall gelernt: Nie. Wieder. So ein Trip… Nicht mit so kurzen Nächten und nicht in der Economy Class. Da Luca aber sicher recht bald die nächste spannende Route finden wird, werde ich mich sowieso nicht an diesen Vorsatz halten können. Reiseverrückt wird es kreuz und quer durch Europa auch weitergehen, dann aber bitte mit mehr Zeit in den Hotels und den jeweiligen Städten.

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Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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