Die zweite Welle der Pandemie ist in vollem Gange und die bereits angeschlagenen Airlines bangen weiter um ihre Zukunft. Inmitten dieser Situation zahlen sich hochrangige Swiss-Manager nun die Boni für das Geschäftsjahr 2019 aus.

Das Ende der Krise ist in den letzten Tagen in immer weitere Ferne gerückt. Die finanzielle Lage der Swiss scheint unterdessen noch gesichert, mitunter aufgrund der Staatshilfen in Höhe von 1,5 Milliarden Franken, die im August zugesichert wurden und seit einigen Wochen fliessen. Dennoch stimmte sich die Swiss und der gesamte Lufthansa Konzern erst kürzlich auf eine lange Durststrecke ein und verschärfte das Sparprogramm. Unter diesen Umständen kommt die jüngste Nachricht, die der Tagesanzeiger am späten Montagabend veröffentlichte, befremdlich daher: Die Swiss-Manager erhalten für das erfolgreiche Geschäftsjahr 2019 ihre Boni ausgezahlt.

Belohnung für das Geschäftsjahr 2019

In der aktuellen Situation, in der insbesondere die Akteure des internationalen Reiseverkehrs immer weiter an ihre finanziellen Grenzen stossen, ist es kaum vorstellbar, dass Airline-Manager einen Bonus ausgezahlt bekommen. Doch genau dies spielt sich gerade bei der Swiss ab. Noch am Wochenende hat die Lufthansa-Group über eine Verschärfung der Sparmassnahmen berichtet, welche unter anderem die Stilllegung eines Grossteils der Swiss A320-Flotte mit sich bringt – schon gibt es Meldungen darüber, dass die Swiss-Spitze für das erfolgreiche Vorjahr dennoch belohnt werden soll.

Swiss A320 Airbus
Quelle: Swiss

Genannt sind in diesem Zusammenhang die hochrangigen Manager Finanzchef Markus Binkert, Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour und Betriebschef Thomas Frick, welche das Geld schon in den nächsten Tagen erhalten sollen. Anlass für die Zahlungen soll das erfolgreiche Geschäftsjahr 2019 sein. In dem Jahr hat Swiss mit 578 Millionen Franken den zweitbesten Gewinn aller Zeiten erwirtschaftet – eine Summe, die angesichts hoher Verlustmeldungen aus diesem Jahr wie aus einer anderen Epoche erscheint.

Weitere Zuschüsse sind nicht vorgesehen

Der Fachzeitung für Touristik aboutTravel zufolge, könnte das Geld für die Swiss sogar direkt aus den Hilfsgeldern fliessen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die vom Bund gestellten Bedingungen für die Gewährung der Staatshilfen eine Auszahlung von Boni nicht untersagten. Dort fand sich lediglich eine Empfehlung wieder, “dass bei Entschädigungen des Topmanagements Zurückhaltung herrschen soll” – eine Aussage, die viel Interpretationsspielraum lässt.

Bei aller Irritation, die die Nachricht über die Auszahlung der Boni mit sich bringt – wurde dem Tagesanzeiger allerdings auch bestätigt, dass keine weiteren variablen Vergütungen gezahlt werden sollen. Zumindest “bis auf Weiteres”. Auch das Basisgehalt der Manager soll vorerst nicht mehr erhöht werden. Von der aktuellen Boni-Auszahlung ausgenommen ist der scheidende Konzernchef, Thomas Klühr, der erst vor wenigen Wochen seinen Rücktritt zum Ende des Jahres ankündigte. Er hat entschieden, dass er seinen Bonus erst in Anspruch nehmen würde, sobald die Swiss den Milliarden-Kredit an den Bund zurückgezahlt hat.

Während einige Quellen berichten, dass auch die Staatshilfen bei einer länger anhaltenden Verschärfung der Lage schnell knapp werden könnten, zeigt sich der Swiss-Chef derweil immer noch optimistisch:

Bis Ende Jahr werden wir noch deutlich mehr als eine Milliarde Franken aus dem Kredit zur Verfügung haben.

Thomas Klühr, CEO der Swiss

Vielleicht ist es auch dieser Optimismus, der die Entscheidung über die Auszahlung der Boni begünstigt hat.

Fazit zur Auszahlung der Boni an Swiss-Manager

Es ist wieder mal eine dieser Nachrichten mit einem leicht bitteren Beigeschmack: in der grössten Krise der Aviatik werden Boni an Top-Manager der Swiss ausgezahlt. Auch wenn diese das erfolgreiche Geschäftsjahr 2019 belohnen sollen, wäre es wohl im Angesicht der aktuellen Lage sicherlich ein strategisch klügerer Schritt gewesen, darauf zu verzichten – auch weil die Airline in den letzten Wochen häufiger Gegenstand negativer Schlagzeilen war.

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Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

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