Die Passagierzahlen des Jahres 2020 waren schon länger bekannt, nun verdeutlichte der Flughafen Zürich auf einer Pressekonferenz aber noch einmal, wie ernst die Lage wirklich ist.
Anfang Januar machte der Flughafen Zürich mit einem Passagiervolumen von lediglich 8 Millionen Fluggästen im Jahr 2020 Schlagzeilen. In einer heute abgehaltenen Pressekonferenz geht der Airport noch etwas weiter ins Detail und beschreibt auch welche wirtschaftlichen Auswirkungen das Pandemiejahr hatte. Unterm Strich wird 2020 mit einem Verlust von 69,1 Millionen Franken beendet. In die Zukunft blickt man dennoch optimistisch, auch wenn die Prognosen auch für die kommenden Jahre noch nicht rosig aussehen, wie die Neue Zürcher Zeitung berichtet.
Schlechtere Zahlen als bei Swissair Grounding
Seit Monaten liegt die Reisebranche am Boden und in Meldungen über den Zürcher Flughafen geht es immer nur um weiter sinkende Passagierzahlen. Auch die ersten Wochen des neuen Jahres machen noch keinen grossen Mut. Nun hat der Flughafen sich in einer Pressekonferenz zu den Ergebnissen des Jahres 2020 geäussert. Bei einem Passagieraufkommen von nur 8 Millionen Fluggästen waren keine besonders guten wirtschaftlichen Ergebnisse zu erwarten – und somit überrascht der Verlust von 69,1 Millionen Franken nicht wirklich.
Im Vorjahr konnte noch ein Gewinn von über 300 Millionen Franken erzielt werden, was erneut verdeutlicht, wie stark der Passagierrückgang die Umsätze des Flughafens getroffen hat. Flughafen-Chef Stephan Widrig hat die aktuelle Situation mit dem Swissair Grounding aus 2001, was vielen wohl als eine der dunkelsten Episoden der Schweizer Luftfahrt in Erinnerung ist, verglichen. Dabei stellt er heraus, dass die Lage in 2020 um einiges dramatischer gewesen ist. Während es 2001 “nur” einen Passagiereinbruch von 21 auf 17 Millionen Gäste gab, fiel die Zahl in 2020 von 31 auf 8 Millionen. So niedrig waren die Zahlen zuletzt vor 50 Jahren!
Widrig sieht als Hauptproblem für europäische Flughäfen, dass hier auch der inländische Flugverkehr, der etwa in Amerika oder Teilen von Asien noch möglich war, eingebrochen ist. Aufgrund der geringeren Distanzen in Europa spielen Inlandsflüge eine deutlich kleinere Rolle und konnten somit zeitweise nicht einmal eine minimale Auslastung sicherstellen.
Vorsichtiger Optimismus für die kommende Zeit
Trotz des düsteren Rückblicks bleibt der Zürcher Airport leicht optimistisch. Zunächst soll auch die eigene Strategie keinen grossen Anpassungen unterliegen und man will weiterhin am Konzept der Kommerzialisierung und dem Unterhalten von Immobilien sowie der Expansion ins Ausland festhalten. Auch in Zukunft sollen durch die Flughafen Zürich AG weitere ausländische Flughäfen betrieben werden. Im Oktober kündigte die Gesellschaft erst einen neuen Flughafen in Delhi an – an solchen Projekten wird also weiterhin festgehalten, auch wenn aktuell auf weitere Zukäufe verzichtet werden soll.
Eine positive Bilanz zieht der Flughafen für den Start des Grossprojekts “The Circle”. Dieses läuft bereits trotz der widrigen Umstände gut an und 85 Prozent der Fläche ist bereits vermietet.
Für dieses Jahr wird keine grosse Verbesserung erwartet, auch wenn sich das Airport-Management sicher ist, dass die Reiselust der Menschen zurückkehren wird. Es sei aber “gut möglich, dass wir die Verkehrszahlen [aus Vorkrisenzeiten] erst wieder Mitte des Jahrzehnts erreichen”. Damit dies auch gelingt, fordert der Flughafen Zürich vom Bund eine Befreiung der Quarantänepflicht für geimpfte und negativ getestete Personen. Ausserdem sollen laut Flughafen Zürich weitere Schritte zur Wiedererlangung der Reisefreiheit eingeleitet werden, wie etwa, dass Länder mit ähnlichem Infektionsgeschehen wie die Schweiz nicht auf die BAG-Risikoländerliste aufgenommen werden. Somit erhoffen sich die Verantwortlichen, dass Flugreisen nicht mehr gegenüber Bahn- oder Autoreisen “diskriminiert” werden.
Fazit zur Lage des Flughafen Zürich
Zu sehen, dass das Passagierniveau im vergangenen Jahr das Level der frühen 1970er Jahre erreicht hat, lässt einen doch staunen – auch wenn angesichts der anhaltenden Reisebeschränkungen und rückläufigen Passagierzahlen des Jahres kaum etwas anderes zu erwarten war. Dementsprechend kommt auch der hohe Verlust des Flughafens nicht überraschend. Fraglich ist nur, wie lange die Erholung auf sich warten lässt – hier sind sicherlich die weiteren Entscheidungen bezüglich der Reisefreiheit entscheidend.