Nachdem der Deal einer Übernahme durch Boeing gescheitert war, hielt der brasilianische Flugzeugbauer Embraer dennoch an Plänen zum Bau einer neuen Turboprop-Maschine fest. Der Markt gibt dem Projekt recht und nun wurde weitere Details bekannt.

Bereits seit einiger Zeit spielt der brasilianische Flugzeugbauer Embraer mit dem Gedanken, eine neue Turbopro-Maschine zu entwickeln und zu bauen. Nachdem jedoch der grosse geplante Übernahme-Deal mit Boeing gescheitert war, verliefen diese Pläne zunächst im Sande. Embraer hielt jedoch an den Plänen fest und jüngst gab das Unternehmen weitere Details bekannt, wie aeroTELEGRAPH berichtet.

Mögliche Partner aus Indien und China

Dabei ginge es dann laut des CEO des Flugzeugbauer, Francisco Gomes Neto, um die Findung neuer Partner, die sich am Bau und der Entwicklung eines neuen Turboprop-Flugzeugs beteiligen könnten. Dazu haben die Brasilianer bereits mit ersten Studien begonnen, an denen Boeing anfangs sogar noch beteiligt war. Dabei sieht Neto viel Potential auf dem Markt für sein neues Flugzeug:

Angesichts des geringen Wettbewerbs auf dem Markt für Turboprop-Flugzeuge und des seit langem zu beobachtenden Mangels an Innovation in diesem Segment haben wir uns schon seit einiger Zeit mit einem Turboprop befasst.

Der US-amerikanische Flugzeugbauer Boeing, der Embraer fast übernommen hätte, hätte dabei vor allem in finanzieller Hinsicht eine tragende Rolle beim Projekt gespielt. Auch deshalb befinden sich die Brasilianer nun wieder auf der Suche nach neuen und potenten Partnern, die in erster Linie bei der Entwicklung und Vermarktung für Boeing in die Presche springen können. Mit Indien und China hat Embraer auch bereits zwei potenzielle Länder für solche Kooperationen ausgemacht.

Embraer Turboprop
Bild: Embraer

Aufgrund der Corona-Krise befand sich auch das südamerikanische Unternehmen in Schwierigkeiten, die es plant mit einem auf fünf Jahre ausgelegten und auf Rentabilität ausgerichteten Wachstumsplan zu meistern. Davon soll nun auch das Turboprop-Projekt ein Teil werden.

Nun gab Embraer zudem einen ungefähren Zeitplan bekannt. Demnach soll das „Brasilhão“ genannte Programm bereits im kommenden Jahr starten. Zudem betonte der Flugzeugbauer erneut, dass man sich derzeit im Gespräch mit potentiellen Partnern befinde, die an der Entwicklung des neuen Flugzeugs beteiligt werden könnten. Weiter solle sich das Turboprop-Flugzeug beim Innendesign stark an seinen grösseren Brüdern, den E1- und E2-Jets orientieren.

Kleiner Markt mit viel Potenzial

Tatsächlich stimmen die Aussagen des CEOs, dass auf dem Markt für die zumeist auf der Kurzstrecke eingesetzten Propellerflugzeuge, kaum Wettbewerb herrscht. Für den kommerziellen Gebrauch – sowohl im Passagier-, als auch im Frachtbereich –, stehen derzeit im Grunde nur Turboprops von ATR (Avions de Transport Régional) und De Havilland (DHC) zum Verkauf. Daneben möchte der russische Flugzeugbauer Ilysuhin mit der Il-114-300 ebenfalls alsbald in den Ring steigen. Zu guter Letzt gibt es noch eine Nischenprodukte, jedoch sind diese Modelle nur sehr selten bei den grösseren Fluglinien anzutreffen.

Embraer Turboprop 3
Bild: Embraer

Warum der Markt für Tuboprops jedoch so verhältnismässig klein ist, liegt an der Tatsache, dass sich die weltweiten Airlines in den vergangenen Jahren zumeist von den Modellen mit Propellern verabschiedet und stattdessen auf kleinere Jets gesetzt haben, die auf den regionalen Strecken eingesetzt werden. Allerdings haben sich aufgrund des Klimawandels, beziehungsweise wegen der öffentlichen Diskussion und des steigenden Drucks auf die Luftfahrt, die Dinge inzwischen wieder geändert. Schliesslich sind Turboprop-Maschinen nicht selten deutlich klimafreundlicher, als die schnelleren Jets. Deshalb rücken die kommerziellen Propellerflugzeuge wieder vermehrt in den Vordergrund, wie Studien belegt haben wollen. Ausserdem haben sich auch die Turboprops stark weiterentwickelt, sind inzwischen schneller, komfortabler und technologisch auf dem neusten Stand, ganz im Gegensatz zum allgemeinen Ruf, der den Maschinen häufig noch anhängt.

Würde Embraer tatsächlich an einem neuen Turboprop arbeiten, könnte der Flugzeugbauer auch auf Erfahrungen aus der eigenen Vergangenheit zurückgreifen, schliesslich bauten die Brasilianer Ende des 20. Jahrhunderts bereits kommerzielle Propellerflugzeuge.

Fazit zum Turboprop-Projekt Embraers

Doch zum jetzigen Zeitpunkt steht das Projekt noch gänzlich am Anfang, weshalb Embraer bis dato weder einen ungefähren Zeitplan, noch eine Designstudie vorzeigen kann. Den Brasilianern steht also noch eine ganze Menge Arbeit ins Haus. Und zunächst hat dabei natürlich die Suche nach neuen und starken Partnern Vorrang, um das Projekt überhaupt finanzieren zu können. Dennoch soll das Turboprop-Programm Made in Brazil schon 2022 starten.

Autor

Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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