Der Chef der Billigairline easyJet spricht sich gegen die höhere Versteuerung von Flugreisen aus Nachhaltigkeitsaspekten aus und erklärt das weitere Vorhaben der Fluggesellschaft nach der Pandemie.

Einige Fluggesellschaften weltweit wurden zwar hart von der Pandemie getroffen, konnten allerdings einer Insolvenz entgehen und befinden sich derzeit langsam wieder in der Erholungsphase. Auch easyJet blickt hoffnungsvoll in die Zukunft und berichtet über die Pläne für die Zeit nach der Pandemie. Ausserdem spricht sich der Chef der Billigairline gegen die Erhöhung der Flugsteuer für nachhaltigeres Reisen aus, wie man einem Interview der Welt mit dem easyJet-Chef Johan Lundgren entnehmen kann.

„Höhere Steuern sind falsch, unfair, unmoralisch und elitär“

Die Klimadebatte nimmt einen grossen Einfluss auf die Entwicklung von Flugreisen und deren Preisgestaltung. Die Politik ermutigt Fluggesellschaften dazu, nachhaltiges Reisen zu ermöglichen und einige Politiker, darunter die Grünen, fordern darüber hinaus sogar eine Erhöhung der Flugsteuer, um die CO2-Emissionen zu kompensieren. Johan Lundgren vertritt diesbezüglich eine ganz klare Meinung und spricht sich gegen das Vorhaben der Grünen aus.

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Vielmehr noch betitelt der Airline-Chef erhöhte Steuern als “falsch, unfair, unmoralisch und elitär”. Lundgren ist sich dessen bewusst, dass das Thema Nachhaltigkeit im Luftverkehr zunehmend relevanter wird und Kunden durch klimafreundliches Agieren angelockt werden können. Aus diesem Grund hat easyJet als weltweit erste grössere Fluggesellschaft bereits im Jahr 2019 verkündet, den gesamten CO2-Ausstoss kompensieren zu wollen, indem die Kosten dafür von der Airline selbst übernommen werden, im Gegenteil zu anderen Airlines, die die CO2-Kompensation gänzlich ihren Kunden überlassen.

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Ähnlich wie die grosse Konkurrentin Lufthansa, lehnt auch easyJet eine Verteuerung des Fliegens in Form von höheren Zusatzsteuern ab, da diese Regelung der Umwelt nicht unmittelbar helfen, sondern nur zusätzliche Einnahmen für die Regierung generieren würden. Ausserdem würde dadurch die Umstellung zum kohlenstofffreien Fliegen erschwert werden, da es schlichtweg an finanziellen Mitteln scheitern würde. Man müsse zudem verhindern, dass Flugreisen – wie damals – zu einem Privileg für die wohlhabendere Gesellschaft wird. Dadurch würde lediglich die Passagierauslastung in den grossen Maschinen sinken, was sich wiederum schlecht auf die Umwelt sowie auf die Einnahmen der Airlines auswirkt.

Um das nachhaltige Fliegen langfristig gewährleisten zu können, kooperiert easyJet zum Einen mit Airbus für den Einsatz von Wasserstoffflugzeugen und zum anderen mit dem US-amerikanischen Start-Up Wright Electric, welches bereits für das Jahr 2030 ein E-Flugzeug für 186 Passagiere mit elektrischem Antrieb plant.

Weitere Zukunftspläne für die Zeit nach der Pandemie

Johan Lundgren verfolgt die Auffassung, dass Flugreisen mit dem Impffortschritt und Tests wieder leichter möglich werden. Ausserdem wird die generelle Nachfrage wieder stetig steigen – und das auch wider Erwarten bei den Geschäftsreisenden. Denn Online-Meetings könnten echte Geschäftsmeetings nun mal nicht ersetzen, was unter anderem durch die Anzahl an Geschäftsreisenden deutlich wird. Derzeit fliegen 21 Prozent aus geschäftlichen Gründen, was genau drei Prozent mehr entspricht, als noch im Vorkrisenjahr. Dennoch werde ein Anstieg an Geschäftsreisen rund ein bis zwei Jahre länger brauchen, um zum früheren Niveau zu gelangen, als bei den Ferienflügen.

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easyJet rechnet im Jahr 2023 damit, dass Passagierniveau der Vor-Corona-Zeit zu erreichen. Jedoch hänge der genaue Zeitraum von der Virus-Entwicklung ab und man dürfe derzeit noch nicht davon ausgehen, dass die Pandemie überwunden sei.

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Während beispielsweise die Lufthansa ihre Flotte reduzieren will und Ryanair weiter expandieren möchte, ist die Position bei easyJet bezüglich der kommenden Jahre etwas unklarer. Die Airline plant, im September 2021 über eine Flotte mit 307 Flugzeugen zu verfügen. Derzeit zählt die Airline 330 Maschinen, die allerdings nicht alle im Einsatz sind. easyJet legt daher den Fokus auf die Flexibilität in der Flotte, damit stillgelegte Maschinen auch bei Bedarf wieder schnell in Betrieb gehen können. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte erhält die Billigfluggesellschaft in diesem Jahr keine einzige Maschine des Flugzeugherstellers Airbus. Dafür sollen im kommenden Jahr dann acht Flugzeuge geliefert werden.

Fazit zur Strategie von easyJet

easyJet konzentriert sich in Zukunft zunächst auf organisches Wachstum und möchte sich nicht durch Zukäufe oder die Übernahme anderer Airlines verschulden oder zusätzlich belasten. Die Fluggesellschaft befindet sich derzeit auf Erholungskurs und zielt darauf ab, die eigene Flotte in diesen ungewissen Zeiten flexibel einzusetzen. Generell unterstützt die Airline den Klimaschutz und trägt mit eigenen Massnahmen zu klimafreundlicherem Fliegen bei. Allerdings spricht sich easyJet ganz strikt gegen den Vorschlag der Grünen bezüglich der Erhöhung der Flugsteuern aus und sieht die zusätzlichen Kosten nicht als Lösung für die Klimakrise.

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