Seit dem Ausbruch der Coronapandemie im März 2020 hat sich das Reisen und auch das Fliegen radikal verändert. Wie aber sieht das konkret aus? Ich habe mir bei auf einem Flug mit Qatar Airways von Berlin nach Dubai ein genaues Bild gemacht und war überrascht, wie wenig sich verändert hat.
Flüge, besonders auf der Langstrecke geniessen seit Corona keinen besonders guten Ruf. Ob das berechtigt ist oder nicht, darüber streiten sich die Experten schon seit Beginn der Pandemie. Nach über vier Monaten im Lockdown habe ich mich im März entschlossen wieder eine Reise zu wagen und war sehr gespannt, was sich verändert hat – besonders in weltbesten Business Class, wie Qatar Airways Produkt häufig genannt wird.
Erlebnis am Boden: Gähnende Leere und eine tolle Lounge am BER
Los ging es für mich am Flughafen BER, seit der Eröffnung des Flughafens Ende letzten Jahres das erste Mal für mich. Hier ergab sich ein wirklich trauriges Bild, vor allem für einen wenige Monate alten Flughafen: geschlossene Geschäfte, so gut wie keine Gäste und an einem Samstag um 13 Uhr weniger als 20 Flüge für den Rest des Tages.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das nur einbilde, was durchaus möglich ist, aber es herrschte schon eine komische Stimmung am Flughafen. Reisende wie auch das Personal wirkten etwas nervös und ausserhalb der Routine.
Sind alle Dokumente vorhanden? Habe ich irgendwas vergessen? All diese Fragen stellte auch ich mir beim Weg zum Check-in. Hier stellte sich auch heraus, dass die Bedingungen für die Einreise für Dubai durchaus ernst genommen wurden. Neben dem negativen PCR-Test wurde auch der Versicherungsnachweis explizit nachgefragt und überprüft. Zuletzt wurde ich noch darauf hingewiesen die DXB App herunterzuladen, mit der Gesundheitsdaten eingetragen werden. Gekrönt wurde die komische Stimmung am BER dann noch hinter der Sicherheitskontrolle, wo mich eine Dame ansprach und etwas mit einer Mischung aus Verwirrung und Misstrauen fragte, wohin ich denn fliegen würde. Meiner Antwort begegnete sie mit einem verurteilenden Blick und ging weiter. Das Reisen ist einfach etwas komisch aktuell.
Sehr positiv war dann allerdings meine Erfahrung mit der Tempelhof Lounge am neuen BER. Die Lounge befindet am einen Ende des Flugstegs, der alle Gates umfasst. Sehr praktisch ist, die Lounge im oberen Geschoss liegt, wo sich die Non-Schengen Gates befinden. Wer innerhalb des Schengen-Bereichs fliegt, geht nach dem Lounge-Besuch einfach wieder nach unten und sucht sein Gate auf, wer außerhalb des Schengen-Bereichs fliegt, muss aber nicht zurücklaufen, nach oben und durch die Passkontrolle, sondern kann im Obergeschoss einfach durch eine Tür gehen und den Pass kontrollieren lassen. Direkt hinter dieser Kontrolle befinden sich dann die Non-Schengen Gates.
Doch auch unabhängig von diesem Vorteil ist die Lounge wirklich schick. Natürlich ist der Funktionsumfang aktuell mehr als eingeschränkt, denn sowohl Speisen als auch Getränke gibt es nur in kleiner Zahl und auch nur abgepackt.
Die Grösse der Lounge und die moderne Gestaltung aber machen schon einiges her.
Einige Teile der Lounge sind weiterhin noch eine Baustelle, was besonders mit Blick auf die Geschichte des Flughafens natürlich sehr passend erscheint. Durch die aktuelle Situation ist das Angebot hier aber sehr eingeschränkt. Es gibt nur wenige verpackte Speisen und Getränke, die auch ausdrücklich nicht in der Lounge verzehrt werden dürfen.
Beim Boarding gab es eigentlich keine Besonderheiten, alles lief wie gewohnt ab. Auf die Maskenpflicht wurde sowohl am Flughafen als auch beim Boarding sehr häufig hingewiesen und von allen Passagieren sehr gut befolgt.
Gewohnt guter Service mit leichten Einschränkungen
Beim Flug selbst hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet. Von ganz normalem Service wie vor der Pandemie bis hin zu extremen Einschränkungen war ich auf alles vorbereitet. Für längere Zeit war Qatar Airways dadurch aufgefallen, dass jeder an Bord, also sowohl die Passagiere Faceshields und Masken tragen musste. Dies scheint nicht mehr der Fall zu sein, denn dies wurde weder erwähnt, noch hatte das Kabinepersonal Faceshields im Einsatz. Das Personal war durch Masken sowie Schutzbrillen und Kittel geschützt.
Die Kabine selbst war wie zu erwarten nicht anders als vor der Pandemie, in der Boeing 787 erwarteten mich die bekannten Sitze in einer 1-2-1 Bestuhlung.
Die Begrüssung an Bord war sehr freundlich und obwohl man bei einigen Passagieren eine gewisse Nervosität verspürte, erlebte ich das Kabinenpersonal wenig aufgeregt und wie immer zuvorkommend. Wie sich bei meinem Flug mit der Lufthansa auf dem Rückweg herausstellen sollte, geht dies auch anders. Die Auslastung des Fluges würde ich in der Business Class auf 70 Prozent schätzen, was mich schon überraschte. An jedem Platz fand sich neben der Decke, einem Kissen und dem Amenity-Kit auch noch ein “Corona-Kit” mit Maske, Desinfektionsmittel und Gummi-Handschuhen. Eine sehr schöne Geste wie ich finde, denn dies schafft nicht nur Sicherheit bei den Passagieren, sondern hilft natürlich auch das Infektionsrisiko zu verringern.
Wie bei einem Langstreckenflug in der Business Class üblich, gab es bei Qatar Airways auch unter den aktuellen Umständen ein Willkommensgetränk, was mich positiv überraschte. Ich entschied mich für einen Champagner und den Signature-Drink bei Qatar Airways. Beim Service fiel mir auf, dass das Personal stark auf Abstand achtete.
Nach dem Start wurde ein Mittagessen gereicht, bei dem ich sehr gespannt war. Das Thema Essen im Flugzeug war während der Pandemie ja sehr dynamisch, einige Airlines setzten den Service zwischenzeitlich komplett aus. Bei Qatar Airways gab es aber auf diesem Flug ein recht normales Mittagessen. Der einzige Unterschied war hier, dass alle Gerichte abgedeckt zum Passagier gebracht wurden, um so für mehr Hygiene zu sorgen.
Ein meiner Einschätzung nach guter Umgang mit der Situation, wobei ich die Ansteckungsgefahr beim Essen nicht wirklich zu beurteilen vermag.
Maskenvorfall während des Fluges – wie geht man damit um?
Grundsätzlich finde ich es extrem schwierig mit der Corona-Situation umzugehen. Jeder weiss, dass trotz Masken, Desinfektion und Tests vor dem Abflug eine Ansteckung möglich ist und theoretisch jeder infektiös sein könnte. Das sorgt natürlich für eine gewisse Nervosität, besonders wenn man mit vielen Menschen für mehrere Stunden in einem engen Raum ist. Meine persönliche Einschätzung ist, dass hier ein gesundes Mittelmass wie so häufig, der richtige Weg ist. Man hat sich dazu entschieden in das Flugzeug zu steigen und entsprechend tut es auch gut, sich damit abzufinden und nicht übermässig aufgeregt zu sein. Die wichtigsten Regeln wie Abstand, Masken und Hygiene sollten aber auf jeden Fall eingehalten werden. Ich war gespannt, wie das Personal mit diesem Thema umging, denn ich hatte schon erwartet, dass irgendjemand sich früher oder später nicht richtig an die Regeln halten würde.
Dies war dann nach dem Start auch schnell der Fall, also der Passagier schräg gegenüber von mir, nach seinem Willkommensgetränke vergass seine Maske wieder aufzusetzen. Ob dies nun böser Wille war oder nicht möchte ich gar nicht beurteilen, klar ist aber, dass ich erwarten würde, dass man ihn darauf hinweist. Schliesslich wird die Maskenpflicht in der Kabine sehr klar kommuniziert und auch nach dem Boarding mehrfach kommuniziert. Nachdem ich bemerkt hatte, dass der Passagier seine Maske nicht wieder aufsetzte und seine Zeitung weiterlas, wartete ich zunächst ab, ob man ihn darauf hinweisen würde. Dies geschah aber nicht und auch nach mehreren Interaktionen mit dem Gast (Aufnahme seiner Essenswünsche und Abräumen des Getränks) wies ich dann einen vorbeikommenden Flugbegleiter darauf hin. Dieser entschuldigte sich bei mir und wies den Passagier direkt darauf hin. Wenn niemand darauf hingewiesen hätte, glaube ich nicht, dass er seine Maske wieder aufgesetzt hätte.
Dies war der einzige Aspekt, bei dem ich auf dem Qatar Airways Flug etwas Kritik üben würde, denn das Tragen einer Maske sollte wirklich stark durchgesetzt werden. Nach der Ermahnung kam dies aber auch nicht weiter vor und der Flug verlief normal und ohne weitere Zwischenfälle. Das Verlassen des Flugzeuges verlief ebenfalls recht zügig und mit ausreichend Abstand.
Auch dem zweiten Flug von Doha nach Dubai, sah das Bild nicht anders aus. Hier wurde ich nur davon überrascht, dass anstatt einer Boeing 787 ein Airbus A350 zum Einsatz kam und ich es mit somit in der neuen QSuite bequem machen konnte. Natürlich handelt es sich bei einem Business Class Flug grundsätzlich um ein grosses Privileg, aber ich dachte mir gerade in der QSuite schon, dass die Ansteckungsgefahr hier schon extrem gering erschien.
Insgesamt war das Erlebnis an Bord also wirklich extrem nah an dem, was man vor der Pandemie auch in der Qatar Airways Business Class erwarten durfte. Wer mit einer Maskenpflicht leben kann, bekommt hier wirklich ein Erlebnis was nah, an dem vor der Pandemie ist, ganz im Gegensatz zur Lufthansa. Was die Sicherheit angeht, möchte ich hier nur meine subjektive Einschätzung teilen, denn ich kann nicht wirklich beurteilen, wie gross die Gefahr einer Infektion in Flugzeugen wirklich ist (selbst die Experten streiten sich weiterhin darüber). Ich habe mich auf beiden Flügen insgesamt sicher gefühlt, was besonders daran lag, dass das Personal als auch die Passagiere sich überwiegend gut an die Regeln gehalten haben und dabei auch kein Gefühl von Nervosität und Dramatik ausgestrahlt haben, wie es etwa bei der Lufthansa der Fall war.
Unangenehm und durchaus kritisch: Volle Flughäfen in Doha und Dubai
In Doha genau wie bei der Landung in Dubai wurde mir dann schnell klar, wie anders man das Thema Reisen während Corona andernorts sieht. Während am BER komplette Leere herrschte, war es in Doha beim Umstieg recht voll. Natürlich deutlich unter dem, was ich von Umstiegen in Doha vor der Pandemie gesehen hatte, aber in Bezug auf Corona durchaus kritisch. In die Al Mourjan Lounge schaffte ich es bei diesem Flug leider nicht, weil ich nur wenige Minuten zum Umstieg hatte, diese ist aktuell die einzige Qatar Airways Lounge, die in Doha geöffnet ist.
Während ich mich sowohl am BER durch die Leere, als auch im Flugzeug durch den Abstand und den Umgang mit der Lage durch das Personal recht sicher gefühlt habe, änderte sich das in Doha und besonders in Dubai. Die anderen Passagiere schienen das Thema nicht ganz so eng zu sehen und der Abstand wurde eher locker eingehalten. Besonders am Gate wurde es dann besonders eng, wo alle Passagiere in einem recht kleinen Raum gesammelt wurden und als einzige Massnahme jeder zweite Sitz blockiert war.
Angekommen in Dubai ging es dann ähnlich weiter, nur dass der Flughafen hier noch voller war. Nach der Landung wurden alle Fluggäste in einer Schlange gesammelt, in der sich natürlich niemand an die Abstands-Regeln hielt. Wie sich später herausstellte, war unser Flug zufällig ausgewählt worden und es wurden alle Fluggäste einem Corona PCR-Test unterzogen. Dazu gab es in einem Flur eine Art mobile Teststelle, wo in kleinen Kabinen Abstriche genommen wurden. Dies dauerte natürlich recht lange und während dieses Prozesses standen alle Gäste deutlich zu nah aneinander.
Anschliessend ging das selbst Prozedere von vorne los, nämlich bei der Einreise. Hier muss ich wirklich sagen, dass ich ein etwas ungutes Gefühl hatte, weil die meisten Fluggäste sich absolut nicht an die Abstandsregeln hielten und man hier natürlich auch nicht nur seinen eigenen Flug um sich herum, sondern an einem Flughafen wie Dubai Passagiere aus der ganzen Welt auf die Einreise warten.
Fazit zu meinem Business Class Flug mit Qatar Airways während der Coronapandemie
Was hat sich beim Fliegen durch Covid geändert? Einiges, aber nicht so viel wie ich erwartet hätte – jedenfalls bei Qatar Airways. Insgesamt hatte ich ein sehr angenehmes Erlebnis an Bord und war überrascht, wie gering die Abstriche sind, man im Vergleich zu vor der Pandemie machen muss. Deutlich kritischer als den Flug selbst sehe ich die Flughäfen, in denen man einfach schwer auf Abstand bleiben kann.