Das neue Update der Risikoländerliste des Bundesamtes für Gesundheit liess länger als gewöhnlich auf sich warten. Grund dafür ist wohl, dass das gesamte System überarbeitet wurde. Ab Donnerstag, den 29. Oktober gelten nur noch Länder als Risikogebiete, die schlimmer betroffen sind, als die Schweiz selbst.
Die Risikoländerliste wurde in den letzten Wochen länger und länger. Nach dem letzten Update befanden sich beinahe 60 Länder und viele Regionen der Nachbarländer auf der Liste. Eine Rückkehr aus einem dieser Länder oder Gebiete bedeutete automatisch eine Quarantänepflicht von zehn Tagen. Paradox war, dass der Grenzwert für die Einstufung als Risikogebiet dabei von der Schweiz selbst weit überschritten war und dennoch Länder, die weniger stark betroffen sind, als Risikogebiet galten. Das wurde nun geändert. Die neue Regelung sieht eine dynamische Lösung vor, bei der nur noch Länder als Risikogebiet gelten, deren Inzidenz um mindestens 60 höher ist als die der Schweiz. Das geht aus der aktualisierten Webseite des BAGs sowie der Berichterstattung des Tagesanzeigers hervor.
Nur noch vier Länder sind Risikogebiete
Bis heute befand sich halb Europa auf der Risikoländerliste der Schweiz. Nun wurden vom Bundesrat neue Corona-Massnahmen bekannt gegeben, die in vielerlei Hinsicht einen radikalen Kurswechsel darstellen. Die letzten Wochen haben ein besorgniserregendes Bild des Infektionsgeschehens in der Schweiz gezeichnet, welches deutlich höher ist, als das vieler anderer europäischer Staaten. Dass Änderungen notwendig werden, war also abzusehen. Neben einer Verschärfung der Maskenpflicht im Freien, Sperrstunde, Kontaktbeschränkungen und Kurzarbeiterregelungen wurde auch das System zur Einstufung der Risikogebiete vollständig überarbeitet.
Bisher kamen Länder und Gebiete auf die Risikoländerliste, die in den vergangenen 14 Tagen mehr als 60 Neuinfektionen pro 100’000 Einwohner verzeichneten. Das betraf mittlerweile mehr als die Hälfte Europas sowie viele andere Länder weltweit. Dieses Vorgehen wurde jedoch in letzter Zeit immer wieder hinterfragt, da die Schweiz selbst ihren festgelegten Grenzwert seit einigen Wochen weit überschritt und somit auch Länder als Risikogebiete galten, die weniger stark betroffen waren. Hier findet nun ein Paradigmenwechsel statt. Die neue “CH+60”-Regelung wird eingeführt. Das bedeutet, dass nur noch Länder auf der Schweizer Risikoländerliste landen, deren 14-Tage Inzidenz um 60 höher als die der Schweiz ist. Aktuell liegt der Schweizer Wert bei 763. Damit fallen fast alle Länder aus der Liste des Bundesamtes für Gesundheit heraus. Es bleiben lediglich vier Staaten sowie einige Regionen in Frankreich stehen:
Gebiete der Nachbarstaaten
Frankreich:
- Region Hauts-de-France
- Region Île de France
- Überseegebiet Polynésie française
Staaten und Gebiete
- Andorra
- Armenien
- Belgien
- Tschechien
Was bedeutet das für Reisende?
Bisher gab es kaum noch ein Reiseland, aus dem man ohne Quarantänepflicht in die Schweiz zurückreisen konnte. Das hat sich jetzt mit einem Schlag geändert. Die Zahl der Reiserückkehrer, die in Quarantäne müssen wird sich also zunächst einmal verringern. Dennoch wird die neue Regelung wohl keinen Tourismus-Boom auslösen, denn viele Länder haben die Schweiz aufgrund des starken Infektionsgeschehens selbst auf der Risikoländerliste – wie etwa Deutschland, welches die gesamte Schweiz letzte Woche als Risikogebiet einstufte.
Auch in anderen Länder, wie zum Beispiel dem Vereinigten Königreich müssen Reisende aus der Schweiz sich bei Ankunft in Quarantäne begeben. Ausserdem ist es für eine Erholung des Reiseverkehrs unumgänglich eine gewisse Planungssicherheit zu haben – diese gibt die neue Massnahme auch nicht, denn die Infektionszahlen sind in den Ländern aktuell so dynamisch wie lange nicht. Gehen diese in der Schweiz leicht herunter und in einem anderen Land hinauf, wird dieses zum Risikogebiet und die Quarantäne bei Rückkehr wieder notwendig. Unter solchen Umständen langfristig die Ferien zu planen ist also so gut wie unmöglich.
Fazit zu den neuen Quarantäne-Regelungen in der Schweiz
Dass der Grenzwert für die Einstufung als Risikogebiet angepasst wurde, ist ein sinnvoller Schritt. Es war zuletzt kaum zu rechtfertigen, warum ein Land, das deutlich unter den Inzidenzwerten der Schweiz lag, ein Risikogebiet ist. Statt wie vorher halb Europa befinden sich jetzt nur noch 4 Länder sowie wenige Gebiete der Nachbarstaaten auf der Risikoländerliste des BAG. Auf den ersten Blick klingt dies nach einer zurückgewonnenen Reisefreiheit, doch sprechen die anderen neuen Massnahmen im Kampf gegen das Virus eine andere Sprache. Auch können Schweizer aktuell in viele Länder nicht ohne Weiteres einreisen, da diese die Schweiz ihrerseits auf der Risikoländerliste stehen haben. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden die Tourismusbranche also noch eine Weile fest im Griff haben.