Das Coronavirus wirbelt aktuell die gesamte Welt und natürlich ganz besonders die Reisewelt auf. Die neuartige Erkrankung, die seit Wochen in den Medien kursiert, hat es nun zum Begriff Pandemie gebracht. So wirklich weiss allerdings keiner, wie er reagieren soll. Auch für mich stellt sich die Frage, wie der richtige Umgang mit dem Virus ist und wie man sich persönlich verhalten sollte – besonders in Bezug auf Reisen.

In den letzten Tagen haben die meisten von Euch, ich auf jeden Fall, eine wahre Achterbahnfahrt der Gedanken und Gefühle zum Coronavirus durchlaufen. Von völligem Ignorieren und Abtun als eine “etwas schlimmere Grippe” bis hin zu nun panischen Hamsterkäufen und Isolation im Home Office. Auch wenn es natürlich noch viel zu früh ist, um finale Schlüsse zu ziehen, haben die kürzlichen Entwicklungen schon zu einer gewissen Besorgnis geführt.

Coronavirus – vom Medienzirkus zur echten Bedrohung

Ein Blick auf die mediale Berichterstattung in den ersten Wochen des Coronavirus zeichnet ein Bild voller Verwirrung und Unverständnis der meisten Menschen, jedenfalls aus meiner Perspektive. So ziemlich mein gesamtes Umfeld blickte mit Unverständnis auf das hohe Mass an Aufmerksamkeit, welches das Virus in den Medien bekam, sodass wir sogar einen Artikel zum Thema veröffentlichten, der die Folgen des Virus auf das Reisen herunterspielte und zum Fazit kam, dass man das Reiseverhalten nicht einschränken sollte. Mit den damaligen Informationen und einem einigermassen kühlen Kopf vielleicht auch richtig zum vergangenen Zeitpunkt. Mit heutigem Blick auf die Dinge aber definitiv eine falsche Analyse der Situation.

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Italien ist komplett abgeriegelt – so voll ist der Platz vor der Mailänder Kathedrale wahrscheinlich momentan nicht

Was also hat sich geändert, dass nun tausende Flüge gestrichen werden, Menschen weltweit in häuslicher Quarantäne sind und ganz Italien abgeschottet wird. Eigentlich nichts, denn das Virus ist dasselbe wie noch vor einigen Wochen und auch die Folgen sind dieselben. Anderswo auf der Welt ist das, was jetzt bei uns passiert genau so passiert, ich jedenfalls habe es nur als übertrieben wahrgenommen.

Der springende Punkt ist wahrscheinlich, dass wir in unserem Leben noch nie wirklich von einer solchen Pandemie berührt worden, eine Einschätzung der Situation fällt uns daher schwer. Diejenigen, die sich auskennen, sahen das Thema schon deutlich länger mit Sorge. Experten auf dem Gebiet, wie der Virologe Prof. Dr. Alexander Kekule oder auch der Leiter der Virologie Prof. Dr. Christian Drosten warnten schon sehr früh vor der reellen Bedrohung des Coronavirus, in der Öffentlichkeit schien ich jedenfalls zunächst unberührt davon. Rückblickend wahrscheinlich schwer zu kritisieren, denn auf dem Papier schien mir das ganze nicht nur relativ harmlos (dazu passend der Vergleich zur Grippe), sondern auch extrem weit entfernt.

Ich konnte lange nicht wirklich einschätze, wie bedrohlich das ganze wirklich ist und sehe nun erst die echten Folgen des Virus, mit einer kompletten Abschottung in Italien und einem Novum im 21. Jahrhundert – der Aussetzung von Einreisen in die USA für Europäer.

Die Bedeutung von Reisen für das Coronavirus

Wenn es etwas gibt, was wir bei reisetopia nicht gerne hören, dann ist es wahrscheinlich, dass wir nicht reisen sollten. Das zeigt die Situation gerade wohl so gut wie selten: Moritz ist seit fast einer Woche auf den Malediven, der andere Moritz und unser CTO Lenz sind vorgestern nach Kalifornien geflogen, Yannic wollte morgen nach Mexiko starten und Lena möchte in ein paar Wochen auf die Philippinen fliegen. Noch vor ein paar Tagen hätte ich in dieser Situation wahrscheinlich die zahlreichen Argumente angeführt, warum das Coronavirus absolut kein Grund ist, nicht zu reisen. Reisen ist wichtig und fördert den kulturellen Austausch, gerade wenn es Probleme weltweiten Ausmasses gibt, man sollte dem Virus nicht die Macht geben die eigene Freiheit einzuschränken oder auch, dass es beim Reisen sowieso zahlreiche Risiken gibt und das ganze ohnehin “gefährlicher” ist, als zu Hause zu bleiben.

All das ist wahrscheinlich auch richtig, allerdings begreife ich seit einigen Tagen erst wirklich eine Folge des Virus, die mich bewogen hat in der nächsten Zeit auf Reisen zu verzichten, nämlich, dass nicht die Gefahr für mich selbst das grosse Problem ist, sondern die Überflutung des Gesundheitssystems, wenn das Virus sich zu schnell ausbreitet. Das hatte ich die ersten Wochen überhaupt nicht auf dem Schirm und wurde mir erst durch ein Podcast-Format, was der eben erwähnte Virologe Christian Drosten der Charité täglich mit dem NDR veröffentlicht wirklich klar.

Auch die Kanzlerin hat diese Gefahr aufgegriffen. Schon seit mehreren Tagen hört man in verschiedenen Publikationen, dass sich in der Spitze bis zu 70 Prozent der deutschen Bevölkerung mit dem Virus anstecken könnten und das Gesundheitssystem daran zusammenbrechen könnte (was in Italien aktuell auch passiert) – je nachdem wie lange dieser Prozess dauert. Weiter ins Detail gehen und über diesen Fall spekulieren möchte ich an dieser Stelle nicht, weil mir hier absolut die Kompetenz fehlt die Lage richtig einzuschätzen. Allerdings erscheint es mir so, als wären Reisen gelinde gesagt nicht besonders förderlich für die Verlangsamung des Ausbruchs. Wenn es also irgendwie hilft weniger zu reisen oder eine “Reise-Pause” einzulegen, ist es das wahrscheinlich wert.

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Diese Abwägung ist für jeden schwierig, ich habe vor dem Virus keine Reisen geplant, bin aber vor etwa zwei Wochen aus Sansibar zurückgekehrt und hatte hier nicht das Gefühl mich oder andere in Gefahr zu bringen. Das würde ich heute anders sehen. Natürlich ist die Verlockung gross, jetzt die Möglichkeiten günstiger Reisen zu nutzen, es erscheint mir aber trotzdem angesichts der aktuellen Lage nicht richtig. Das ist meine Einschätzung zum aktuellen Zeitpunkt, die sich aber natürlich schnell ändern kann.

Wie ist mit den täglichen Änderungen für Einreisen umzugehen?

Ein weiteres Problem aus der Reise-Perspektive zeigt sich in den letzten Tagen immer mehr: Die sich ständig ändernden Bedingungen für Reisen, seien es Einreisebestimmungen, Flugverbindungen oder Ähnliches. Zahlreiche Reisende sind aktuell weltweit verteilt oder stehen vor einer grösseren Reisen und wissen nun nicht, wie sie in der Situation weiter verfahren sollten. Eine pauschale Antwort lässt sich auf diese Fragen und Probleme natürlich nicht geben und die Antwort darauf muss gewissermassen natürlich auch jeder auf Basis der eigenen Einschätzung treffen.

Was die Einreisebestimmungen angeht, haben wir für Euch eine Liste erstellt, die Euch permanent die sich aktuell ändernden Bestimmungen für jedes Land aufzeigt. Hier findet Ihr im Rahmen der Möglichkeiten die jeweils aktuellen Beschränkungen für bestimmte Länder, sodass Ihr wisst, ob Ihr überhaupt noch rein- oder rauskommt. Darüber hinaus bieten immer mehrere Airlines ausgedehnte Stornierungs- und Umbuchungsregeln, die es Euch ermöglichen Flugtickets flexibel zu ändern. Bei Hotels sieht es dahingehend leider deutlich komplexer aus. Da die Stornierungsfristen hier von Eurer gebuchten Rate und den Angeboten des jeweiligen Hotels für Corona-Fälle abhängt, können wir Euch nicht wirklich eine Antwort auf diesen Sachverhalt geben. Einen Überblick über kulante Hotelketten haben wir Euch ebenfalls zusammengestellt, jedoch bezieht sich die Kulanz zum Grossteil auf Statusverlängerungen.

Grundsätzlich würde ich dazu raten, sich genau zu überlegen, ob man in der aktuellen Lage wirklich reisen möchte. Falls nein, sollte man sich schnellstmöglich mit den Anbietern in Verbindung setzen, um eine Stornierung (soweit möglich) durchzuführen. Hier sollte man Geduld mitbringen, denn erwartungsgemäss sind die Hotlines aktuell gnadenlos überlastet.

Fazit zum Coronavirus und den Folgen

Soweit man es aktuell den Meldungen des Robert-Koch-Institutes, dem Gesundheitsministerium oder auch der WHO entnehmen kann, lohnt es sich nicht, jetzt in Panik zu verfallen. Es scheint sinnvoll zu sein, dass man versucht das Virus, soweit wirtschaftlich und gesellschaftlich verträglich, einzudämmen. Ausserdem sollte man auch auf die Meinung der Experten, die wir glücklicherweise in Deutschland haben, setzen. Für mich selbst jedenfalls bedeutet das, dass ich, neben der Vorsicht in der Hygiene, für den Moment ins Home Office wechsle und versuche den Kontakt zu anderen Menschen zu minimieren. Das schliesst auch ein, in der nächsten Zeit keine nicht unbedingt notwendigen Reisen zu tätigen.

Autorin

Seit Lena ihren ersten Langstreckenflug bestritt, ist das Thema Reisen nicht mehr aus ihrem Alltag wegzudenken. Sie liebt es neue Länder zu erkunden und dabei ebenso die besten und außergewöhnlichsten Unterkünfte zu testen. Bei Reisetopia nimmt sie Euch mit auf ihre Reisen und teilt neben ihren eigenen Tipps & Erfahrungen auch die neusten Deals.

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  • Also ganz vermeiden lässt sich das Ansteckungsrisiko ja nicht, – damit muss man leben. Die starke Ausbreitung findet auch nicht im Flughafen-Umfeld statt – da wären ja schon auffallend viele sämtliche Crews und Flughafenmitarbeiter krank. Dies ist aber nicht so.
    Bedingt reisen kann man – abseits von den Krisengebieten. Wenn es momentan 60 Infizierte in meiner Region mit 1.5 Mio Einwohner hat und meine Zieldestination (600.000 Einwohner) beispielsweise in Spanien 20 Infizierte hat, so sehe ich das Risiko extrem gering an – da kann ich mir genauso es mir im häuslichen Umfeld (ÖV, Einkauf, Freizeit, Arbeit) holen. Ich fliege ich seit Mitte Januar jede Woche nach Südeuropa und bislang waren meine Flüge Richtung/bzw. aus Spanien und Griechenland fast ausgebucht. Business Class ist verständlicherweise neuerdings fast leer oder Verbindungen wie nach Madrid. Es gibt momentan regional sehr grosse Unterschiede in der Auslastung der Maschinen. Das “Social Distancing” ist aber nirgends beim Boarden/Aussteigen oder Security angekommen, da verstehe ich die Leute nicht. Als Vielflieger finde ich jedoch die Zeit momentan attraktiv, teils zahle ich nur 50% meines durchschnittlichen Ticketpreises und habe so langsam immer mehr Platz und Ruhe im Flieger – es ist momentan trotz allem entspannter zu fliegen als zuvor und ne super Gelegenheit seine Loyalty-Programme günstig zu boosten. Meine persönliche Einschätzung ist, dass man jetzt noch 1-2, vielleicht noch 3 Wochen dies so ausnutzen kann je nach Europa-Destination und Ausgangsort. April/Mai vermute ich den Höhepunkt der Krise, da wird evt. in grössserem Mass nochmals in Europa gegrounded zur Eindämmung. Danach wird zaghaft wieder aufgebaut zum Frühsommer und konsolidiert. Solange Norwegian keine neue Geldspritze bekommt, wird sie es nicht schaffen. Und bei Alitalia kommt wahrscheinlich eines Tages nicht mehr die politische Bereitschaft auf, Geld weiterhin reinzupumpen, während ganze Landstriche um finanzielle Hilfen betteln bzw. die Wirtschaft neuerdings am Boden liegt.

    • Hey,

      das ist eine interessante Einschätzung, gerade mit Blick auf die letzten Tage. Vor einiger Zeit hätte ich dir da noch zugestimmt, allerdings scheint das Virus eine deutlich größere Bedrohung zu sein als zunächst vermutet. Mit Blick auf die aktuelle Situation scheint es sogar noch drastischer und somit sinnvoll auf jegliche Reisen zu verzichten oder was ist dein Standpunkt fünf Tage nach deinem Kommentar?

      • Hallo Jan, 5 Tage nach meinem Kommentar überlegt sich die EU die Aussengrenzen zu schliessen während innerhalb der EU nur teils Grenzen geschlossen sind – d.h. momentan haben wir ein Flickenteppich und teils sehr unterschiedliche Einreisebestimmungen. Ich war die letzten zwei Tage in Athen und habe die Stadt nicht mehr erkannt – die Stadt ist quasi ausgestorben und die Menschen beängstigt und sorgenvoll. Heute Morgen in ZRH eingetroffen, alle Lounges sind geschlossen für einen Monat! (in Athen alle offen). Es gibt nur wenige Möglichkeiten sich was zu holen, NZZ Cafe als Beispiel. Aber alles ist nur noch als Take Away möglich. Bei fast allen Läden in ZRH sind die Rolladen unten. Zurück zu deiner Frage, Spanien und Griechenland erwartet momentan einem14 Tage “Quarantäne”. Wenn ich es könnte (terminlich) würde ich mir jetzt eine sehr grosse Fewo/Ferienhaus dort in der Natur buchen und noch einmalig fliegen. Aber es gäbe das Risiko nicht mehr so schnell zurück zu kommen. Das Social Distancing-Mindestabstand wurde heute morgen relativ gut befolgt in Griechenland, jedoch in der Schweiz ist das Bewusstsein noch nicht so präsent, da mach ich mir hier sogar mehr Sorgen. Letztendlich muss jeder selber wissen, inwiefern er vor die Türe geht oder reist. Mein Standpunkt-vermeiden wäre natürlich besser und sich an die aktuellsten Bestimmungen halten (auch wenn ich derzeit sehe, dass weniger kontrolliert wird an den Flughäfen). Politisch gesehen würde ich es begrüssen, wenn Politik und Airlines sich diese Woche einigen auf ein totales Grounding ab kommende Woche vielleicht für eine Dauer von zwei Wochen. Lieber gescheit das Aussitzen als solche halbe Sachen wie jetzt – die Unsicherheit killt ja die Luft- und Reiseindustrie, da ja auch fast keine Buchungen mehr reinkommen. Ansonsten gibt es ja gute Ausflugsmöglichkeiten in die Natur. Vielleicht könnt ihr (Reisetopia) ja uns mit Tourenberichten versorgen.

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