Ethiopian Airlines bezeichnet sich als beste afrikanische Airline, dementsprechend hatte ich auch hohe Erwartungen an meinen Flug in der Business Class im Airbus A350. Diese bietet einen überraschend hohen Komfort und ein angenehmes Gesamterlebnis. Warum das Bordprodukt meiner Meinung nach empfehlenswert ist, lest Ihr in diesem ausführlichen Review!
Ethiopian Airlines Business Class Langstrecke A350 – die Buchung
Gebucht habe ich mein Ethiopian Airlines Ticket im Rahmen eines Prämientickets über Miles & More. Die gesamte Reise führte mich von Genf über Zürich nach Dubai mit Swiss und dann mit Ethiopian von den Emiraten in Richtung Nairobi. Dabei musste ich am Ethiopian Hub, der Hauptstadt Addis Abeba umsteigen. Nach einem Safari-Abstecher in Nairobi flog ich mit der Swiss wieder zurück in die Schweiz. Bezahlt habe ich für die Route mit 6 Segmenten 70’000 Meilen in der Business Class und 570 Franken an Steuern und Gebühren. Ab dem 7. Mai gelten hierfür aber andere Meilenwerte.
Ethiopian Airlines fliegt mehrmals täglich zwischen Dubai und Addis Abeba. Die Zeiten sind aber eigentlich immer schlecht, sodass der Abflug oft mitten in der Nacht stattfindet. Mein Flug startete aber am späten Nachmittag. Auch bei der Wahl an Fluggeräten ist Ethiopian wählerisch: der Abflug mitten in der Nacht wird mit einer Boeing 737 ohne Lie-Flat Business Class bedient. Mein Flug wurde mit einer brandneuen A350 durchgeführt und bot dementsprechend jeglichen Reisekomfort einer Langstrecken Business Class, obwohl der Flug nur knapp 4 Stunden dauerte.
Ethiopian Airlines Business Class Langstrecke A350 – das Boarding
Aufgefallen ist, dass Ethiopian das Boarding recht früh ansetzte, nämlich rund eine Stunde vor der geplanten Abflugzeit. Entsprechend nervös war ich dann, als auch plötzlich „Last Call“ auf der Informationsanzeige stand, und ich noch in der Lounge war. Vor Ort zeigte sich dann, dass sich diese Praxis aber offenbar bewährt hat – die Mitarbeiter hatten alle Hände voll zu tun, Handgepäckstücke zu wiegen und Übergepäck einzuchecken. Offenbar gehen viele Afrikaner nach Dubai auf Mega-Shoppingtour und müssen dann am Gate wägen und umpacken.
Ich war also zu früh am Gate, konnte die Zeit aber in dem abgetrennten Business Class Bereich überbrücken. Mit leichter Verspätung startete dann das Boarding und ich war ruckzuck im Flieger.
Ethiopian Airlines Business Class Langstrecke A350 – die Kabine
Wie bereits erwähnt ist der A350 das neue Flaggschiff von Ethiopian Airlines. Die Flotte ist brandneu und das sieht man der Inneneinrichtung auch definitiv an. Die Business Class ist in einer 2-2-2 Bestuhlung verbaut. In der Mitte gibt es keine Overhead Bins, weshalb die ganze Kabine sehr gross und offen wirkt, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Vielleicht lag es auch daran, dass die Kabine mit lediglich acht Passagieren ziemlich leer war. Einzelsitze wie beispielsweise bei der Swiss oder Austrian gibt es bei Ethiopian in der Business Class nicht. Wer also nicht über fremde Passagiere „steigen“ will, dem empfehle ich einen Gangplatz. Die Sitze sind in einem angenehmen rot gehalten und sind sehr bequem.
Ethiopian Airlines Business Class Langstrecke A350 – der Sitz
Die Sitzpaare am Fenster sind jeweils leicht zu diesem hin angewinkelt, die Sitze in der Mitte sind leicht in Richtung der rechten Seite angewinkelt. Das Kabinendesign mit roten Sitzbezügen sowie grauen und hellgrauen Elementen macht einen frischen Eindruck und passt zum farbenfrohenen Auftritt von Ethiopian Airlines.
Alle Sitze bieten ein Kopfteil, das sich leicht an den Seiten verstellen lässt, sodass man auch in aufrechter Sitzposition eine gute Position finden kann. Ansonsten bieten die Sitze eine gute Polsterung, die sowohl in aufrechter als auch in angewinkelter Position einen guten Komfort verspricht.
Ethiopian Airlines setzt den Airbus A350 auf sehr vielen Flügen nach Europa ein, meist dauern diese nur 5 bis 7 Stunden, sodass die Nachruhe doch recht stark eingeschränkt ist. Der Schlafkomfort ist allerdings für einen Flug dieser Länge durchaus in Ordnung, denn die Sitzen lassen sich recht einfach in ein komplett flaches Bett verstellen.
Erwähnenswert ist auch, dass jeweils zwischen den Sitzen eine kleine Trennwand zu finden ist. Diese bringt in aufrechter Sitzposition kaum zusätzliche Privatsphäre, bietet aber in einer Lounge-Position sowie beim Schlafen tatsächlich einen Blickschutz. Dennoch wäre eine größere Trennwand definitiv wünschenswert.
Insgesamt würde ich den Sitz von Ethiopian Airlines entsprechend als gut beschreiben. Einzig die fehlende Privatsphäre hat mich ein wenig gestört. Der Sitz ist in Sachen Komfort aber nochmals deutlich besser als die Bestuhlung in der Boeing 787.
Ethiopian Airlines Business Class Langstrecke A350 – Verpflegung
Ethiopian ist bekannt dafür, auch auf kurzen Strecken eine vollwertige Speisekarte anzubieten. Der Flug von Dubai zurück an den Hub in Addis Abeba ist sicher eine wichtige Route für das Prestige, auch wenn die Business Class nahezu leer war. Dafür gab es allerlei Köstlichkeiten an Board für einen Flug von rund vier Stunden länge. Vor dem Start wird zuerst ein Willkommensgetränk serviert.
Diese “Kringel” sind in der Tat eine nette Abwechslung zu den üblichen Nüssen. Ich mag diesen Snack sehr und mich erinnert das Gebäck an die italienischen “Taralli”. Ein wenig verwirrend war die Menükarte trotz gutem Essen trotzdem. Es werden nämlich die Menüs für “Outgoing”, bzw. “Incoming” Flüge angegeben. Ich habe mich dann aber zu früh über den Tomate-Mozzarella-Salat gefreut. Dieser wurde nur auf dem Hinflug nach Dubai angeboten, und eben nicht zurück. Deshalb gab es zur Vorspeise dann einen gemischten Pastasalat und zwei Scheiben kaltes Roastbeef. Mit den afrikanischen Markensaucen schmeckte diese Vorspeise wirklich gut.
Als Hauptspeise gab es ein “Golf Style Chicken”mit Reis und Bohnen, welches durchaus kräftig gewürzt aber sehr lecker war. Mein Kollege hatte Rind mit Süsskartoffeln an einer Tomatensauce, welches in Ordnung aber ein wenig wässrig war.
Das Essen bis hierhin war wirklich gut und kann mit anderen europäischen Airlines gut mithalten. Eine wahre Enttäuschung war dann die Nachspeise. Ich bestellte einen Früchte- und Käseteller. Bekommen habe ich drei ganze Orangen und Äpfel. So etwas habe ich noch nie gesehen und ehrlich gesagt musste ich lachen. Zum Glück war ich nicht mehr hungrig, weshalb ich dann nur noch ein wenig Käse gegessen habe.
Insgesamt war ich mit dem Catering bei Ethiopian Airlines durchaus zufrieden, wenngleich auch nicht vollends begeistert. Besonders nett ist das kleine Tellerchen mit Gewürzen und Saucen, welches extra zum Hauptgang gereicht wird. Somit hat der Passagier auch noch die Möglichkeit, aus einer grösseren Palette an Extras sein Essen aufzutunen. Alles war gut, aber nichts war wirklich außergewöhnlich. Zudem war die Anrichtung teilweise nicht wirklich schön.
Ethiopian Airlines Business Class Langstrecke A350 – das Entertainment
Bezüglich des Entertainments bietet Ethiopian Airlines meiner Meinung nach ein ordentliches Erlebnis an Bord. Die Bildschirme sind verhältnismässig gross und meiner Meinung nach besser als die deren der Swiss Business Class. Die Bedienoberfläche ist einfach aufgebaut aber verständlich.
Zu meiner Erstaunen gab es eine grosse Anzahl an deutschsprachigen Filmen. Die vier Stunden in der Luft vergingen dank des breiten Angebots im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug. Der Controller ist im Gegensatz zum Bildschirm aber nicht so gut, weshalb ich nach kurzem Ausprobieren von dessen Bedienung abgesehen habe.
Insgesamt bin ich ganz gut zurechtkommen und war mit der Auswahl an Filmen, Serien und Musik soweit zufrieden. Die bereitliegenden Kopfhörer sind nicht schlecht, allerdings ohne große Geräuschreduzierung, weswegen ich die Nutzung von mitgebrachten Kopfhörern empfehle.
Positiv überrascht hat mich das Angebot an Zeitschriften. Obwohl ich nicht über ein deutschsprachiges Land geflogen bin, gab es tatsächlich die neuste Ausgabe des Spiegels an Board zu lesen. Diese Gelegenheit liess ich mir nicht nehmen und blätterte gespannt durch das Magazin.
Ethiopian Airlines Business Class Langstrecke A350 – die Annehmlichkeiten
Die Sitze der Business Class teilen sich bei Ethiopian Airlines zwei Toiletten, wobei gleich beide vor der Kabine zu finden sind. Die Sauberkeit der kleinen, aber modernen Toiletten war bei meinen Flügen unproblematisch. Ansonsten ist noch erwähnenswert, dass schon beim Start ein knallgelbes Amenity Kit bereitlag. Dieses ist praktisch designed und kann auch später als Necessaire genutzt werden, sofern Euch die Farbe nicht weiter stört.
Der Inhalt ist ordentlich und besteht aus (gelben) Socken, einer (gelben) Schlafmaske, Ohropax (orange!), einem (gelben) Kugelschreiber, einem (gelben) Kamm sowie eine Zahnbürste mit Zahnpasta und Lippenbalsam.
Dazu gibt es noch eine mehr oder weniger angenehme Decke. Das mag wohl an meiner persönlichen Einstellung liegen, aber ich finde es grausam, wenn eine Decke in Plastik eingepackt ist. Das vermittelt mir alles, aber nicht das Gefühl von “flauschig” oder “gemütlich”.
Insgesamt betrachtet ist es schon toll, ein Amenity Kit auf einer vierstündigen Flug zu erhalten. Gerade bei einer afrikanischen Airline wie Ethiopian schätze ich dies und man merkt, dass die europäische Konkurrenz im Servicegedanken manchmal ein wenig hinterher hinkt.
Ethiopian Airlines Business Class Langstrecke A350 – Fazit
Die Ethiopian Airlines Business Class im Airbus A350 verspricht nicht das typische, fast schon mechanische Business Class Erlebnis vieler anderer Airlines. Nicht nur die Farbgestaltung ist verspielter, auch ansonsten ist Ethiopian Airlines schlichtweg ein bisschen anders. Auch wenn der Service vielleicht nicht komplett professionell ist, waren alle Flugbegleiter freundlich und bemüht. Die Sitze sind zwar nicht mein favorisiertes Business Class Produkt, weil sie sich sehr eng anfühlen und bezüglich der Privatsphäre nicht ideal sind, für Flüge nach oder innerhalb Afrikas ist Ethiopian Airlines meiner Meinung nach dennoch eine gute Option. Die größte Schwäche ist leider der Flughafen Addis Abeba, der nicht mit dem Niveau des Bordprodukts mithalten kann.
Hahahahah ich musste so lachen bei Deinem Kommentar über das Dessert. Das habe ich auch noch nie gesehen. Danke für Deinen Reisebericht! LG