Chair steckt in der Krise, nicht nur aufgrund der Pandemie. Mitarbeiter der Airline erheben enorm schwere Vorwürfe gegenüber der jungen Fluggesellschaft.
Die noch junge schweizerische Fluggesellschaft Chair steckt scheinbar in einer grossen Krise – und das nicht nur wegen Corona. So werfen Mitarbeiter der Airline eine Kultur der Angst, Bespitzelung unter den Kollegen, Kündigungen und viele weitere Missstände vor. Doch Chair-Chef Shpend Ibrahimi wiegelt ab und weist alle Vorwürfe von sich. Andere Schritte seien aufgrund der Situation jedoch „unvermeidbar“, wie abouttravel.ch berichtet.
„Kultur der Angst“ bei Chair?
Bei Chair ist derzeit der Teufel los: Die durch die Pandemie gezeichnete Airline sieht sich derzeit mit schweren Vorwürfen seitens der Mitarbeiter konfrontiert. Hier ist unter anderem die Rede von einer „Angstkultur“, Bespitzelungen und mehr. Ein Kritikpunkt ist dabei auch das Gehalt des Kabinenpersonals von nur 2’500 Franken. Die derzeitigen Arbeitsbedingungen, besonders mit Blick auf die Pandemie, sollen die Angestellten der Airline gar als „nicht enden wollenden Albtraum“ bezeichnet haben. Aufgrund der Krise wurden bereits im Vorfeld Gehälter beim Kabinenpersonal gekürzt, die laut des Airline-Chefs Shpend Ibrahimi „unvermeidbar“ seien.
Unvermeidbar schienen aus Sicht des Chair-Chefs wohl auch die Entlassungen einiger Flugbegleiter vor wenigen Tagen. Wobei es dabei vor allem Mitarbeiter getroffen hätte, „die während der Pandemie pausenlos im Einsatz gestanden sind“, wie eine Mitarbeiterin der Airline gegenüber blick.ch gesagt haben soll. Die gekündigten Kräfte würden demnach nun vor allem durch ausländisches Personal ersetzt. Ibrahimi bestätigte jedoch lediglich drei Entlassungen und sprach gleichzeitig von insgesamt neun neuen Einstellungen. Und kommentierte die Personalentscheidungen wie folgt:
Die Pandemie hat die Airlinebranche extrem hart getroffen. Entlassungen liessen sich leider nicht vermeiden. Wir bedauern das selbst am allermeisten.
Shpend Ibrahimi, Chair-Chef
Müssen kranke Mitarbeiter zur Arbeit erscheinen?
Doch die Vorwürfe der Mitarbeitenden enden nicht bei den Kündigungen. Laut der Flugbegleiterin, die sich gegenüber blick.ch zu der Situation bei Chair geäussert haben soll, herrsche eine Kultur der Angst bei der Airline. So würden beispielsweise die „ranghöchsten Flugbegleiter“ dazu angewiesen, „auf jedem Flug einen Rapport zu verfassen und explizit zu vermerken, was bei ihren Mitarbeitenden schlecht lief“. Das führe dazu, dass sich Flugbegleiter untereinander bespitzeln würden, um dem jeweiligen ranghöchsten Flugbegleiter gegebenenfalls Bericht erstatten und im guten Licht bei diesem dastehen zu können.
Ibrahimi widerspricht den Anschuldigungen freilich. Diese seien „aus der Luft gegriffen“. Und weiter könnte Chair „nicht am Markt bestehen“, wenn „die Situation tatsächlich so wäre“. Doch die Liste der Vorwürfe geht immer noch weiter, wie die Mitarbeiterin gegenüber blick.ch ausführt:
Wir mussten Extraflüge durchführen. Gleichzeitig wurde überall gespart. Sogar die Flugzeuge müssen wir nach jeder Landung selber putzen. Aber wir haben nicht einmal Putzutensilien an Bord. […] Die Anweisung hat man uns klipp und klar mündlich gesagt: Wer krank ist, fliegt trotzdem. Ansonsten würde man Probleme kriegen
Chair-Mitarbeiterin gegenüber blick.ch
Ersteren Punkt gesteht Ibrahimi sogar ein, wobei sich dies nur auf Orte konzentrieren würde, „wo wir aus rein operativen Gründen auf schnelle Turnarounds angewiesen sind und zum Beispiel 45 Minuten nach der Landung schon wieder in der Luft sein müssen.“ Jedoch müsse sich niemand fürchten, sich krankzumelden. Entsprechend müsse auch niemand krank zur Arbeit erscheinen.
Fazit zur Situation bei Chair
Letztlich lässt sich als Aussenstehender nicht mit Sicherheit sagen, was an den zahlreichen und äussert schwerwiegenden Vorwürfen seitens der Mitarbeiter Chairs tatsächlich dran ist. Dennoch scheint es grundsätzlich einige Probleme bei der schweizerischen Airline zu geben, die es dringend zu klären gilt. Denn in jedem Fall befindet sich Chair derzeit in einer unguten Situation und das offensichtlich nicht nut wegen der Coronavirus-Pandemie. Hier bleibt es also spannend, was noch zu Tage gefördert wird und was und ob die Vorwürfe tatsächlich stimmen. Wenn ja, wäre dies nicht weniger als ein grosser Skandal.