Die Reisebeschränkungen in Europa lassen die Branche vermuten, dass eine Erholung des Hotelmarktes erst im Jahr 2024 möglich sein wird.
Zwölf Monate Corona-Pandemie und der inländische sowie internationale Tourismus liegt noch immer am Boden. Buchungen für Flüge nach Mallorca sind nur eine Momentaufnahme und fühlen sich wie die Branche zum Teil lediglich wie ein Tropfen auf dem heissen Stein an. Wenig Zuversicht bleibt dem Gastgewerbe damit übrig, weshalb man mit einer vollständigen Erholung des Hotelmarktes in Europa frühestens im Jahr 2024 rechnet, wie hospitality.net berichtet.
Konzepte und Perspektiven fehlen
Der Frühling ist zwar da, jedoch genauso wechselhaft wie die aktuelle Lage in der Reisebranche. Reisebestimmungen und -beschränkungen werden immer wieder gelockert und verschärft. Nach der Entfernung Mallorcas von der Liste der Risikogebiete konnten Airlines, Hotels und Reiseveranstalter einen Buchungsboom verzeichnen, der jedoch nicht mit dem üblichen Niveau vor der Pandemie vergleichbar ist. Dennoch waren die Sorgen vor weiteren Infektionsherden gross. Es fehlt der Branche an Perspektive, entsprechende Konzepte liegen zwar vor, werden jedoch nicht umgesetzt. Die Kritik aus der Branche, vor allem von deren Vertretern, war gross – geändert hat sich bisher dennoch weiterhin nichts.
Grund genug für die Annahme, dass der internationale Tourismus in Europa, vor allem auf dem Hotelmarkt, sich erst im Jahr 2024 wieder vollständig erholt haben wird. Der inländische Reiseverkehr spielt dafür jedoch eine essenzielle Rolle. Konzepte sind bereit erprobt zu werden, an der Umsetzung hapert es jedoch in den meisten EU-Mitgliedsstaaten. Lediglich Griechenland testet aktuell diverse Konzepte, die bereits erprobt werden. Am vergangenen Wochenende sind dafür erste Touristen aus Deutschland auf der Insel Kreta eingetroffen. Diese kommen in Privatunterkünften oder Pensionen unter. Ein paar Tage nach Ostern sollen dann am 12. April circa 200 Touristen aus den Niederlanden nach Rhodos fliegen, um dort ein Konzept in einer Hotelanlage zu testen. Berichten zufolge haben sich dafür ungefähr 25’000 Menschen beworben. In Mallorca hingegen treffen immer mehr Touristen regulär ein. Ein allgemeines Reisekonzept wurde nicht erarbeitet, dafür reagiert die regionale Regierung in Abstimmung mit Madrid auf die Lage vor Ort. Bisher zahlt sich diese Strategie aus – die Infektionslage auf den Balearen bleibt stabil.
Vorhersagen unmöglich
Die aktuelle Lage der Hotels in Europa wurde zuletzt auch bei der Hotel Data Conference beleuchtet und diskutiert. Vorhersagen sind mittlerweile kaum noch möglich und stark vom Fortschritt der Impfkampagne abhängig. Aktuell gehe die Branche davon aus, dass die Erholung des Hotelmarktes im vierten Quartal dieses Jahres endgültig beginnen wird. Das sieht auch Robin Rossmann, Managing Director von STR – einem Unternehmen für Hospitality-Analytik – und zeigt sich zuversichtlich, sollte sich die Pandemie-Lage bis 2023 endgültig entspannt haben.
Forecasting has never been more difficult. You can look at it all very granularly, only for a new travel restriction to come into place. We all want [recovery] to be sooner, but a lag in international travel will dampen actualized [revenue per available room].
Robin Rossmann, Managing Director von STR
Für das vierte Quartal geht man aktuell von einer Buchungslage von 30 bis 40 Prozent des Vor-Krisen-Niveaus aus. Wenig zuversichtlich zeigt sich die Hotelbranche selbst auch. Cynthia Paynter, Vize-Präsidentin von Accor, sagt, dass Hoteliers aufgrund der aktuellen Lage den Champagner mittlerweile direkt geschlossen halten würden, die Zeit für knallende Korken sei längst vorbei.
There is a lot of amalgamation happening. We can see some certainty today over the next 12 months, perhaps even the next three to six [months] dependent on vaccination programs and government lifting of restrictions
Cynthia Paynter, Vize-Präsidentin von Accor
Die Teilnehmer der Konferenz sind sich in einem Punkt einig: Während der internationale Reisemarkt noch lange Anlaufschwierigkeiten haben wird, sollte sich der inländische Tourismus umso schneller erholen, unabhängig von den Gegebenheiten vor Ort. Sie vermuten auch, dass die Bedeutung des inländischen Tourismus in Zukunft noch weiter zunehmen und an Stärke nicht mehr verlieren wird, selbst wenn die internationalen Reisebeschränkungen eines Tages wieder gänzlich aufgehoben sind.
Vertrauen behalten und neue Wege gehen
Eine interessante Beobachtung geben die Teilnehmer der Konferenz auch noch bekannt: Weniger Hotels haben im aktuellen Lockdown die Türen gänzlich geschlossen als noch beim ersten Lockdown vor einem Jahr. Ein positives Signal für die Branche und Touristen. Wichtig bleibt dennoch das Vertrauen der Hotelgäste. Dies kann nur behalten werden, sollten alle Hotels entsprechende Hygiene- und Sicherheitskonzepte verinnerlichen und umsetzen, auch über die Pandemie hinaus.
Wichtige Erkenntnisse konnte die Branche ebenfalls mitnehmen. Privatunterkünfte dürften sich weitaus schneller erholen als Hotels. Diese Beobachtungen konnte man bereits in den letzten zwölf Monaten verzeichnen. Die Nachfrage für Privatunterkünfte war deutlich höher als für Hotels. Das liegt auch daran, dass trotzdem weniger Hotels in der aktuellen Situation beschlossen haben zu schliessen, die Auswahl für Geschäftsreisende niedrig ist.
Eine weitere wichtige Beobachtung gaben die Teilnehmer der Diskussion auch noch preis und mahnten gleichzeitig, dass Hotels neue Trends frühzeitig erkennen und Konzepte erarbeiten müssen: Ein europäischer Markt, der stark auf Gruppen und Veranstaltungen angewiesen ist, ist Deutschland. Die Ausrichtung könnte in der aktuellen Lage durchaus gefährlich sein. Grossveranstaltungen wie Messen werden noch eine längere Zeit nicht stattfinden, aber es ist wahrscheinlich, dass mittelgrosse Veranstaltungen vor grösseren zurückkommen werden.
Fazit zu den Prognosen für Europa
Der internationale Tourismus wird sich nur langsam in Europa erholen, dabei sind sich Experten der Branche einig. Die aktuelle Situation und mögliche Aussichten wurden bei einer Videokonferenz erläutert und diskutiert. Noch immer fehlt es der Branche an Perspektive, und damit auch an Zuversicht. Erste Erholungen könnten Ende des Jahres zu verzeichnen sein, sollte die Impfkampagne ähnlich fortlaufen und Erfolge zu vermelden sein. Die Hotels müssen sich auf die Zukunft gefasst machen. Die Ausrichtung der Hotels auf Geschäftsreisende und Grossveranstaltung könnte noch gefährlich werden. Neben Hygienekonzepten sind auch innovative Pläne gefragt.