Es ist ein ewiges Hin und Her mit den Einreisebestimmungen aus Risikogebieten. In ganz Europa gelten unterschiedliche Quarantäne-Regelungen und es ist leicht, den Überblick zu verlieren. Swiss fordert nun Einheitlichkeit und plädiert für eine Testpflicht bei Einreise.
In der Schweiz aktualisiert bisher das Bundesamt für Gesundheit regelmässig die Liste der Länder, aus denen die Einreise in die Schweiz automatisch zu einer 14-tägigen Quarantäne führt. Eine sehr unsichere Situation, in der viele sich dann lieber für Ferien im eigenen Land entscheiden, statt ins Ausland zu fliegen. Das merken auch die Airlines. Für sie ist die stetig wechselnde Lage geschäftsschädigend. Darum fordert Swiss Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour im Interview mit der Boulevardzeitung Blick eine einheitliche Testpflicht statt der geltenden Quarantäne Regelung.
“Wir brauchen aber dringend einheitliche Regeln”
Zurzeit ist es keine einfache Entscheidung für Schweizer Reisende, ob sie für die Ferien in ein anderes Land fliegen sollten oder nicht. Zu oft ist es in den letzten Wochen vorgekommen, dass während der Ferien die Quarantäne-Regelungen angepasst wurden. So mussten Reisende sich nach der Heimkehr in häusliche Quarantäne begeben, statt zurück zur Arbeit oder zur Schule gehen zu können. Eine enorme Belastung, die vielen die Lust auf das Verreisen nimmt. Ein weiterer Faktor ist die unüberschaubare Lage im gesamten europäischen Raum. Beinahe jedes Land geht anders mit der Situation um. Dieser “Flickenteppich” schade der gesamten Airline-Industrie so Goudarzi Pour.
Konkret für die Schweiz fordert er statt der aktuellen Quarantäne-Regelung eine einheitliche Testpflicht. Jeder ankommende Fluggast aus einem Risikogebiet soll direkt am Flughafen auf Covid-19 getestet werden und bei einem negativen Ergebnis dann nicht in Quarantäne müssen. Das ist bisher in der Schweiz nicht so. Zurzeit bewahrt nicht einmal ein negatives Testergebnis vor der Quarantäne, wenn man aus einem Risikogebiet zurückkommt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang der neuste Vorstoss des deutschen Gesundheitsministeriums. Nachdem in Deutschland Anfang August eine ebensolche Testpflicht, wie Goudarzi Pour sie für die Schweiz fordert, eingeführt wurde, soll sie ab Anfang Oktober wieder zu einer Quarantänepflicht werden. Ein Grund dafür sei die hohe Auslastung der Labore. Diese neue Massnahme wurde in Deutschland bereits scharf kritisiert, da die aktuelle Testpflicht von vielen der Quarantänepflicht vorgezogen wird – insbesondere um der bereits geschwächten Reisebranche nicht noch weiteren Schaden zuzufügen.
Jeder kann und soll sich sicher fühlen
Die von Swiss vorgeschlagene Regelung soll Reisenden die Angst davor nehmen, von einer neuen Quarantäne-Massnahme überrascht zu werden und ihnen mehr Planungssicherheit geben. Die Airline benötigt dringend mehr Passagiere. Aktuell sind die Flüge im Europaverkehr zwar wieder zu etwa 70 Prozent ausgelastet, auf den Interkontinentalstrecken sind diese Zahlen allerdings deutlich niedriger. Swiss ist dabei der Überzeugung, dass die Auslastung des Flugzeuges nicht die Ansteckungsgefahr beeinflusst. Jeder Sitzplatz sei sicher, so der Kommerzchef der Swiss. Das liege daran, dass die Luft in den Flugzeugen alle zwei bis drei Minuten ausgetauscht wird und daher durchgängig sehr sauber ist.
Das Risiko, sich in der Flugzeugkabine anzustecken, ist sehr gering. Bis jetzt gab es innerhalb der ganzen Lufthansa-Gruppe noch keinen nachgewiesenen Fall einer Covid-19-Ansteckung an Bord.
Tamur Goudarzi Pour, Kommerzchef bei der Swiss
Wenn immer es möglich ist, versucht die Swiss auch den Mittelsitz freizulassen, um den Abstand zwischen den Passagieren zu vergössern. Auch die Möglichkeit einen leeren Mittelplatz dazuzukaufen bestehe. Swiss sieht aber auch in einer vollbesetzten Reihe kein Risiko und betont die hohe Sicherheit im Flugzeug.
Fazit zu Swiss’ Forderung nach einer Test- statt Quarantäne-Pflicht
Das Swiss eine Test- einer Quarantäne-Pflicht vorzieht, liegt auf der Hand. Sie sorgt unter Reisenden für mehr Sicherheit und berücksichtigt die individuellen Fälle, anstatt alle Rückkehrer vorsorglich in Quarantäne zu stecken. Wenn die potenziellen Fluggäste mehr Klarheit über Massnahmen haben, ist ihre Lust auf das Reisen mitunter auch wieder höher als unter aktuellen Bedingungen und die Nachfrage nach Flugreisen würde steigen. Es muss allerdings vor der Einführung einer solchen Testpflicht sichergestellt werden, dass die Labore auch die entsprechenden Kapazitäten haben, die Tests durchzuführen, damit nicht ein ähnlicher Fall wie in Deutschland eintritt und alles wieder rückgängig gemacht wird.
