Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair rechnet für das Geschäftsjahr mit einem Rekordverlust und geht zeitgleich von einer schnellen Erholung des Geschäfts im Sommer 2021 aus.
Auch Ryanair trifft die weltweite Corona-Pandemie hart – die Nachfrage nach günstigen Flugtickets quer durch Europa ist massig gesunken. Im Gegensatz zu vielen anderen Fluggesellschaften kann Ryanair aber mit keiner finanziellen Unterstützung des Staates rechnen. Deshalb erwartet die Billigfluggesellschaft für das Geschäftsjahr 2020/2021 einen Rekordverlust, verliert aber gleichzeitig nicht den Optimismus und geht von einer schnellen Erholung des Flugverkehrs zum kommenden Sommer aus, wie reuters.com berichtet.
Die erste echte Krise bei Ryanair
Der Weg der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair schien unaufhaltsam zu sein. Von vielen Passagieren mittlerweile nicht mehr nur in Europa gleichermassen geliebt und gehasst zeigte der Weg der Fluggesellschaft nach oben gen Himmel – eben typisch für eine Fluggesellschaft. Die Corona-Pandemie hat das zum ersten Mal so richtig geändert. Die flotten Sprüche von CEO Michael O’Leary wurden mittlerweile in Anklagen gegen die grossen europäischen Fluggesellschaften umgewandelt. Über ein Dutzend liegen davon dem Europäischen Gerichtshof EuGH vor, wovon sich ein Grossteil gegen die Lufthansa und die gesamte Unternehmensgruppe richtet. All das ändert aber nichts an der bisherigen Krise, verursacht durch das Corona-Virus, respektive den Virus-Mutanten, wovon das Heimatland der Fluggesellschaft stark betroffen ist.
So liess Michael O’Leary auch bereits jetzt schon die Aussichten auf das Geschäftsjahresergebnis verlauten. Bis zum Ende des Geschäftsjahres am 31. März rechnet man mit einem Verlust von einer Milliarde Euro. Zeitgleich will er mit diesen Aussichten nicht die Zuversicht verlieren. Sobald der Impfstoff flächendeckend in Europa zur Verfügung stehen würde, rechnet die Fluggesellschaft mit einer schnellen Erholung – und das bereits im kommenden Sommer. Ryanair geht von einem stetigen Aufwärtstrend von 25 Prozent Nachfrage im April auf 75 bis 100 Prozent im Winter aus. Von ursprünglich ungefähr 150 Millionen Passagieren in 2019 rechnet man mit 80 bis 120 Millionen Passagieren in 2021.
Vom Rekordverlust zum Rekordsommer
Aktuell verfügt Ryanair noch über circa 3,5 Milliarden Euro Liquidität. Trotz der Tatsache, dass diese noch im September bei 4,5 Milliarden Euro lag, sieht man die Fluggesellschaft nicht in Gefahr. Ganz im Gegenteil: Branchenkenner sehen die Billigfluggesellschaft am besten für die Zeit nach der Krise positioniert. Das ist nicht verwunderlich, konnte die Fluggesellschaft noch im Sommer 2020 schnell auf die sprunghaft gestiegene Nachfrage reagieren. Gleiches war auch bei anderen Billigfluggesellschaften wie Wizz Air zu beobachten, die zwischenzeitlich wieder nahezu das gleiche Angebot vorweisen konnten wie vor der Krise.
Damit auch Ryanair ab April wieder voll durchstarten kann, rechnet man mit einer Indienststellung der Boeing 737 MAX im März. Zu diesem Zeitpunkt erwartet Ryanair bereits 24 Flugzeuge des Typs, worauf die Billigfluggesellschaft in Zukunft besonders stark setzen möchte. Insgesamt sind von der MAX mittlerweile über 200 Flugzeuge bestellt worden, ein Grossteil davon erst Ende 2020. Besonders spannend wird die Einführung der Boeing 737 MAX 200, welche auf Basis der MAX 8 speziell für Ryanair konstruiert wurde, um insgesamt bis zu 200 Passagieren Platz bieten zu können. Während man bei Ryanair mit deutlich reduzierten Kapazitäten in den nächsten Jahren rechnet, möchten die Iren schnellstmöglich wieder volles Angebot vorweisen können und wappnet sich bereits für einen Preiskampf im Winter 2021.
Fazit zum Rekordverlust von Ryanair und den Aussichten für die Zukunft
Gewohnt selbstbewusst und kämpferisch gibt sich Ryanair und vor allem Michael O’Leary. Schon bald möchte Ryanair zu alter Stärke zurückkehren und nimmt dafür Abstriche bis zum Ende des Geschäftsjahres in Kauf. Es bleibt spannend zu sehen, wie schnell der Reiseverkehr tatsächlich wieder zunehmen und womöglich auf Pre-Corona-Niveau zurückkehren kann. Das wird nur mit einer flächendeckenden Verfügbarkeit des Impfstoffes möglich sein – dessen ist sich auch die irische Billigfluggesellschaft bewusst.