Das Drama um die Lufthansa-Staatshilfen hat ein Ende. Auf der virtuellen Hauptversammlung hat eine Mehrheit der Aktionäre die Staatshilfen gebilligt – damit ist der Weg für die Staatsbeteiligung sowie für die Gewährung von Krediten für die Tochter Swiss frei.

Die Verhandlungen um die Staatshilfen für die Lufthansa waren in den letzten Wochen das Luftfahrtthema schlechthin. Schon die Gespräche zwischen Regierung und Geschäftsführung zogen sich lange, ehe man sich auf ein Paket einigen konnte. Danach drohte das Paket an der Forderung von Konzessionen durch die EU-Kommission zu scheitern, auch der Aufsichtsrat gab zwischenzeitlich nicht sein okay. Zuletzt rebellierte auch noch der wichtigste Aktionär. Nach allem Hin und Her ist nun aber klar: Der Staat steigt bei der Lufthansa ein und erhält 20 Prozent der Anteile, wie die Süddeutsche Zeitung zuerst berichtet hat.

Mehr als 98 Prozent Zustimmung für den Staatseinstieg

Trotz der Wackelpartie im Vorhinein der virtuell abgehaltenen ausserordentlichen Hauptversammlung der Fluggesellschaft, ist das Votum für die staatliche Beteiligung schlussendlich überraschend deutlich ausgefallen. Nach Informationen des Handelsblatts stimmten mehr als 98 Prozent der vertretenen Anteilseigner dem staatlichen Einstieg zu. Laut der Lufthansa verfolgten mehr als 30.000 Aktionäre die Hauptversammlung, angemeldet waren demnach knapp 39 Prozent des Kapitals. In Folge der Zustimmung zum Rettungspaket stieg der Kurs der Lufthansa-Aktie um fast 10 Prozent, schon zuvor war die Aktie auf Höhenflug, da die Zukunft der Fluggesellschaft für den Moment gesichert scheint.

lufthansa airbus a380

Abgestimmt hatten die Aktionäre der Lufthansa primär über einen Teil des Hilfspakets: die staatliche Beteiligung in Höhe von 20 Prozent. Aufgrund der Höhe der Beteiligung war ein positives Votum der Aktionäre notwendig, um den Einstieg zu besiegeln. Der Bund erhält die Aktien zu einem Vorzugspreis von lediglich 2,56 Euro, was nur etwa einem Viertel des aktuellen Aktienwertes entspricht. Durch die Kapitalerhöhung werden die Aktien der bestehenden Aktionäre verwässert und verlieren entsprechend an Wert. Aufgrund dessen stand infrage, ob die Aktionäre dem staatlichen Einstieg schlussendlich zustimmen würden oder lieber ein alternatives Szenario wie eine Insolvenz in Eigenregie hinnehmen würden.

Scharfe Kritik am Rettungspaket von Grossaktionär Thiele & anderen Aktionären

Die hohe Zustimmung zum staatlichen Einstieg täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass die Aktionäre mit den Bedingungen der Staatshilfen wenig zufrieden sind. Das Handelsblatt berichtet, dass zahlreiche Aktionäre sich ausgesprochen kritisch über die Verwässerung der Anteile und andere Bestandteile des ausgehandelten Hilfspakets beschwert haben. Die Kritik der Aktionäre ist aus mehrerlei Hinsicht nachvollziehbar, denn neben dem Wertverlust der Anteile, sind auch Dividenden auf Jahre nicht möglich. Diese ist eine von mehreren Bedingungen, welche die EU-Kommission für eine heute erteilte Zustimmung für die Hilfen gestellt hat.

Noch am gestrigen Mittwoch war unklar, ob die Aktionäre dem Hilfspaket zustimmen würden. Das lag besonders am neuen Grossaktionäre Heinz Hermann Thiele, der Anfang der Woche eine Zustimmung infrage gestellt hatte, weil auch er die Bedingungen nachverhandeln wollte. Am gestrigen Mittwochabend hat Thiele nach Gesprächen mit der Lufthansa-Geschäftsführung und den involvierten Ministern seine Zustimmung zum Rettungspaket erklärt. Andere institutionelle Investoren hatten zuvor bereits klargemacht, den staatlichen Einstieg zu unterstützen. Dadurch war bereits zu erwarten, dass die erforderliche Zweidrittelmehrheit erreicht werden würde.

Lufthansa äussert sich zum positiven Votum

Wenige Stunden nach der Entscheidung hat die Lufthansa sich auch offiziell zum erfolgreichen Votum der Aktionäre geäussert. Vom Lufthansa CEO Carsten Spohr heisst es dazu in einer Pressemitteilung:

“Die Entscheidung unserer Aktionäre sichert der Lufthansa eine Perspektive für eine erfolgreiche Zukunft. Im Namen unserer 138.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter danke ich der deutschen Bundesregierung und den Regierungen unserer weiteren Heimatländern für Ihre Bereitschaft, uns zu stabilisieren. Wir Lufthanseaten sind uns unserer Verantwortung bewusst, die bis zu 9 Milliarden so schnell wie möglich an die Steuerzahler zurückzuzahlen.”

Lufthansa CEO Carsten Spohr zum positiven Votum

Auch einen Blick in die Zukunft nach dem erfolgreichen Staatseinstieg gibt die Lufthansa in ihrem Statement:

Durch den Beschluss der Hauptversammlung ist die Liquidität des Unternehmens nachhaltig gesichert. Die Unternehmen der Lufthansa Group arbeiten mit Hochdruck daran, ihre Geschäftstätigkeit wieder hochzufahren. So werden die Flugpläne der Airlines in den kommenden Wochen weiter konsequent ausgebaut. Anfang kommender Woche wird der Flugplan für die nächsten Wochen veröffentlicht. Er sieht vor, bis September wieder 90 Prozent aller ursprünglich geplanten Kurzstreckenziele und 70 Prozent aller Langstreckendestinationen in das Programm aufzunehmen. 

Pressemitteilung der Lufthansa zum erfolgreichen Votum

Man kann entsprechend gespannt sein, wie schnell sich die Lufthansa tatsächlich wieder erholt und wann die Airline damit beginnt, die Staatshilfen wieder zurückzuzahlen.

Entscheidung sichert Liquidität der Swiss

Dass die Aktionäre für die staatliche Rettung der Lufthansa votiert haben, hat auch für die Swiss positive Folgen. In einem Statement auf Facebook heißt es:

SWISS und Edelweiss begrüssen den heutigen Aktionärsentscheid der ausserordentlichen Hauptversammlung der Lufthansa, den vorgeschlagenen und notwendigen Kapitalmassnahmen zuzustimmen. Die Liquidität ist damit gesichert. Die nächsten Schritte werden nun mit der Lufthansa Group und den jeweiligen Behörden und Gremien abgestimmt. Im Anschluss daran werden die ersten Kredite an SWISS ausbezahlt.

Statement der Swiss auf Facebook

Auch der CEO der Swiss äußerte sich noch einmal gesondert:

Der heutige Entscheid der Aktionäre gibt uns Planungssicherheit, um die Wiederaufnahme des Flugbetriebs weiter voranzutreiben und die Anbindung der Schweiz an die Welt sicherzustellen.

Swiss CEO Thomas Klühr zum Staatseinstieg

Die staatlichen Hilfen für die Swiss selbst sind dagegen schon länger in trockenen Tüchern. Insgesamt erhält die Swiss mehr als eine Milliarde CHF Staatshilfe vom Bund.

Fazit zur Zustimmung der Aktionäre zum Lufthansa-Rettungspaket

Die Aktionäre der Lufthansa haben dem Rettungspaket und einem staatlichen Einstieg zugestimmt und müssen dafür grosse Einschnitte hinnehmen. Gleichzeitig ist eine Insolvenz der Lufthansa damit vom Tisch und die Fluggesellschaft kann damit beginnen, ihre Zukunft zu planen. Man kann gespannt sein, ob die Lufthansa die gesamten Hilfen im Umfang von neun Milliarden Euro in Anspruch nehmen wird und wie lange es dauert, bis der Staat als Aktionär wieder aussteigt – schon jetzt ist klar, dass dies frühestens in einigen Jahren der Fall sein wird.

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels in aller Welt. Auf der Suche nach neuen Erlebnissen hat Moritz schon dutzende Airlines getestet und mehr als 100 Städte erkundet. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen Erlebnissen & Tipps teilhaben!

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