Was sich in den letzten Tagen angedeutet hatte, ist nun fix. Heute um Mitternacht stellte Jet Airways den Flugbetrieb ein und verabschiedet sich damit (fürs Erste) aus dem Himmel. Zwar soll es sich nur um ein temporäres Grounding handeln, ein Comeback erscheint allerdings unwahrscheinlich.

Nachdem Jet Airways in den letzten Tagen und Wochen versucht hatte, von den Banken hinter der Airline eine weitere Finanzspritze zu erhalten, wurde gestern bekannt, dass alle entsprechenden Versuche gescheitert sind. Nachdem schon vor wenigen Tagen fast alle Flugzeuge am Boden bleiben mussten, hat das Management nun zum Ende des Tages am 17. April das Grounding bekanntgegeben. Ab Mitternacht wird kein Flugzeug von Jet Airways mehr abheben.

Horrende Schulden zwingen Jet Airways in die Knie

Die Situation von Jet Airways kommt dadurch zustande, dass die Airline seit Jahren mit enormen finanziellen Problemen zu kämpfen hat und selten überhaupt in die Gewinnzone geflogen ist. Der Schuldenberg beträgt mittlerweile gut eine Milliarde Franken und hat sich in den letzten Monaten noch einmal stark vergrössert. Da Jet Airways weiterhin Verluste macht, erscheint auch eine operative Erholung der Airline ohne den entsprechenden Schuldenabbau – also eine mögliche Stundung der Schulden – alles andere als wahrscheinlich. Auch deshalb hatte Jet Airways zuletzt verzweifelt versucht, einen weiteren Notfallkredit von den Gläubigern zu bekommen.

Jet airways business class airbus a330 sitz

Schon in der letzten Woche hatte sich angedeutet, dass das entsprechende Vorhaben scheitern wird, denn Jet Airways musste nahezu die gesamte Flotte am Boden lassen. Am Dienstag kam zudem die Meldung heraus, dass auch die Boeing 777 der Airline, die zuletzt zwar schon nicht mehr flogen, nun auch noch von den Inhabern zurückgefordert werden könnten. Spätestens das war wohl das Ende von Jet Airways, immerhin flogen für die Airline schon in den letzten Jahren nur noch sieben Maschinen der Regionaltochter Jet Lite, während alle Maschinen der Hauptgesellschaft am Boden blieben. Internationale Flüge bietet Jet Airways schon seit Tagen nicht mehr an. Nun bleiben auch endgültig alle Inlandsflüge am Boden.

Interesse an Jet Airways hält sich an Grenzen

In den letzten Wochen hatte Jet Airways mit mehreren Interessenten über einen Investment in die Airline verhandelt, darunter Gerüchten zufolge auch mehrere internationale Airlines wie etwa Etihad Airways. Auch inländische Investoren, darunter verschiedene Bankengruppen wurden zum Interessentenkreis für eine Beteilung gezählt. Dennoch schien das Interesse jeweils nur begrenzt zu sein, denn zu einer Absichtserklärung oder ähnlichem ist es seitens keinem potenziellen Interessenten gekommen. Dies liegt wohl nicht zuletzt an den horrenden Schulden von Jet Airways.

Die Airline war zuletzt eine von nur zwei indischen Fluggesellschaften, die auch auf mehreren Langstrecken aktiv war. Unter anderem flog Jet Airways nach Amsterdam und von dort weiter nach Toronto in Nordamerika. Nun fliegt nur noch Air India nach Nordamerika, bietet hier anders als Jet Airways bislang allerdings großenteils Direktverbindungen. Auch in Europa ist das Star Alliance Mitglied deutlich präsenter. Dennoch hat auch Air India Probleme, unter dem schwierigen Marktumfeld in Indien leiden im Prinzip alle Airlines. Auf Kerosin gibt es hohe Steuern, zudem ist der konstante Verfall der Währung ein Problem und schlussendlich sind auch die Ticketpreise in Indien auf einem enorm niedrigen Niveau. So liess sich auch für Jet Airways kein Geld verdienen, was wohl schlussendlich auch zum Grounding geführt hat.

Fazit zum Grounding von Jet Airways

Auch wenn Jet Airways davon spricht, dass es ein Comeback geben wird, sobald es einen neuen Investor gibt, erscheint dies sehr unwahrscheinlich. Sowohl internationale als auch nationale Investoren haben schon in den letzten Wochen wohl kein ernsthaftes Interesse an einer vollständigen Übernahme der verschuldeten Airline gezeigt. Ändern wird sich das voraussichtlich nicht, sodass man sich darauf einstellen muss, dass auch Jet Airways nach Airlines in die Pleite schlittert. Die schwierigen Marktbedingungen in Indien sind dabei sicherlich nicht der einzige Grund.

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