Zum jetzigen Zeitpunkt ist niemand mehr über Negativ-Schlagzeilen aus der Airline-Industrie überrascht. Dennoch sind es erneut erschreckende Prognosen, die der internationale Luftverkehrsverband IATA verkündet. Die Verluste der Branche können dabei noch höher ausfallen als bisher gedacht.
Es ist nicht das erste Mal, dass die IATA ihre Prognosen nach unten korrigieren muss. Erst Anfang Oktober wurden vorherige Zukunftsszenarien der aktuellen Entwicklung angepasst. Die neusten Prognosen zeichnen nun ein düsteres Bild über die Verlustsituation. Die IATA rechnet damit, dass die Pandemie in diesem und dem nächsten Jahr ein Defizit von 157 Milliarden Dollar bei den Airlines verursachen wird. Dies berichtete heute reuters.com.
Umsatzeinbruch von 69 Prozent
Mit diesen Zahlen hatte zum Anfang des Jahres und selbst zu den Anfangszeiten der Pandemie noch niemand gerechnet. Doch das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu und es wird immer absehbarer, welche Verluste in diesem Jahr in der Airline Industrie hingenommen werden müssen. Auch von einer schnellen Erholung ist nicht auszugehen. Die finanziellen Folgen werden noch weit bis ins nächste Jahr zu spüren sein. Das geht aus den neusten Prognosen der IATA hervor.
Der Passagierrückgang von rund 60 Prozent führt voraussichtlich zu einem Umsatzrückgang von 69 Prozent und somit nur zu einem Gesamtumsatz der Airlines in Höhe von nur noch 191 Milliarden Euro. Dies ist deutlich unter dem Betrag, der nötig wäre um die Kosten zu decken und somit werden in diesem Jahr Verluste von 118,5 Milliarden Dollar erwartet.
Auch in 2021 werden die Auswirkungen noch spürbar sein
Doch auch weit ins kommende Jahr hinein werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch spürbar sein. Zwar rechnet die IATA mit einer leichten Erholung, sobald die Corona-Impfstoffe erhältlich sind und flächendeckend eingesetzt werden können, doch wird sich dies erst frühestens in der Mitte des nächsten Jahres zeigen – das erkläre der scheidende IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac.
The positive impact it will have on the economy and air traffic will not happen massively before mid-2021.
IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac
Für 2021 rechnet man weltweit wieder mit 2,8 Millionen Fluggästen – rund eine Milliarde mehr als für dieses Jahr vorausgesagt wird. Dennoch ist dies lange nicht, wo die Luftfahrt langfristig wieder hin will. Auch reicht es nicht, um weitere Verluste auszugleichen. So wird im nächsten Jahr immer noch mit Verlusten in Höhe von 38,7 Milliarden Dollar gerechnet. Der Gesamtverlust, den die Corona-Pandemie also bei den Airlines verursacht hat, beläuft sich somit voraussichtlich auf 157 Milliarden Dollar. Wie viele Airlines, die anhaltende Krise überstehen können, ist fraglich. Der IATA Chief Economist Brian Pearce rechnet damit, dass es zu einigen Konsolidierungen von Airlines kommen wird, da einige noch Liquidität für mehrere Monate, andere wiederum nur noch für wenige Wochen haben.
Corona-Teststrategie als Hoffnungsschimmer
Um neben dem Hoffen auf Erholung noch weiter tätig zu werden, bekräftigt die IATA weiterhin vor den Regierungen der Welt ihren Standpunkt, Test- statt Quarantänestrategien beim Reisen anzuwenden. Hier zeichnet sich langsam eine positive Entwicklung ab. Der Generaldirektor sieht eine immer grösser werdende Anzahl an Ländern, “die auf die IATA hören”. Auch betont er, dass etwaige Impfpflichten wie gerade von Qantas vorgeschlagen keine Ansätze sind, die überall wirken könnten, da dies viele Menschen vom Reisen abhalten würde.
It would prevent people who are refusing (the vaccine) from travelling. […] Systematic testing is even more critical to reopen borders than the vaccine.
IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac
Fazit zu den düsteren Finanzprognosen der IATA
Die Nachricht kommt wenig überraschend angesichts der angespannten Lage, in der sich die Branche seit Monaten befindet. Dennoch ist es immer schockierend, die Zahlen schwarz auf weiss zu sehen. In diesem und im nächsten Jahr kommen durch die Pandemie bedingt Verluste in Höhe von 157 Milliarden US-Dollar zusammen – wie viele Airlines in dieser Lage durchhalten können, werden die nächsten Monate zeigen.