Die Stadtverwaltung Amsterdams gibt einer Bürgerinitiative nach und hat eine „historische“ Verordnung erlassen, die die jährlichen Touristenzahlen in der niederländischen Hauptstadt begrenzen soll.

Amsterdam hat eine neue und wohl in dieser Form weltweit noch nie dagewesene Verordnung beschlossen, die die Anzahl der jährlichen Touristen in der niederländischen Hauptstadt auf eine bestimmte Summe begrenzen soll. In Gang kam der Beschluss durch eine Bürgerinitiative, die im Sommer letzten Jahres startete und nun einen grossen Erfolg feiern kann, wie unter anderem der Spiegel berichtet. Doch zeitgleich soll es dabei auch eine Untergrenze geben, die besonders aufgrund der Coronavirus-Pandemie mit beschlossen wurde.

Neue „historische“ Verordnung

Als „historisch“ wird die neuste Verordnung „Tourismus in Balance“ genannt, die letzte Woche im Stadtrat von Amsterdam verabschiedet wurde. Sie besagt, dass es maximal zwanzig Millionen touristische Übernachtungen pro Jahr in der niederländischen Hauptstadt geben darf. Wenn es mehr sind, muss die Stadtverwaltung eingreifen. Amsterdam setzt also eine Grenze für die Zahl der Touristen, und das dank einer Bürgerinitiative, die im letzten Sommer gestartet wurde. In dieser heisst es unter anderem, dass die Amsterdamer „die Nase voll haben“ von der extremen Zunahme der Touristenzahl. Die Stadtverwaltung muss wieder auf zehn bis vierzehn Millionen Übernachtungen pro Jahr kommen und eingreifen, wenn diese Zahl überschritten wird.

Amsterdam Grachten Oude Kerk

„Unser Ausgangspunkt war die Zahl der Übernachtungen von Touristen. Am Ende kamen auch die Tagesausflügler hinzu. Auch das muss beobachtet werden, ebenso wie die Lebensqualität in verschiedenen Stadtteilen. Wenn diese unter Druck gerät, muss gehandelt werden“, so ein Vertreter der Initiative. Die Initiatoren sammelten in zwei Wochen mehr als 30.000 Unterschriften. Daraufhin musste sich der Stadtrat damit befassen. Jetzt, ein Jahr später, ist die Verordnung „Tourismus in Balance“ dank der Bürger erlassen worden. Und das ist etwas Besonderes, sagt der Parteivorsitzende der „Democraten 66“-Partei, Reinier van Dantzig.

Historisch, dass es uns gelungen ist, eine solche Verordnung von den Bürgern zu verabschieden. Die Stärke dieser Regelung ist, dass wir uns darauf geeinigt haben, wie viele Touristen wir eigentlich für gut für Amsterdam halten. Sowohl das Mindestmass als auch das Höchstmass.

Reinier van Dantzig, Parteivorsitzender „Democraten 66“

Die Quintessenz ist, dass Amsterdam eingreifen muss, wenn die Zahl der jährlichen Touristenübernachtungen zwanzig Millionen übersteigt (und damit nicht über zehn oder vierzehn Millionen, wie in der Bürgerinitiative angegeben). Die Verordnung legt nicht genau fest, welche Massnahmen die Stadt dann ergreifen muss, aber man denke an die bekannten Steckenpferde, wie zum Beispiel Airbnb einzuschränken, die Touristensteuer zu erhöhen oder das Rotlichtviertel für die „lauteren“ Touristen weniger attraktiv zu gestalten.

Auch eine Untergrenze wurde beschlossen

Die Stadt muss in diesem Zuge jedoch eingreifen, wenn die Zahl der Übernachtungstouristen unter zehn Millionen Besucher fällt. Und das macht laut Van Dantzig Sinn: „Eine solche Untergrenze ist ganz wichtig, denn jeder sieht jetzt, dass es in Amsterdam viel zu wenig Besucher gibt. Corona hat natürlich einen grossen Schaden angerichtet.“ Was in leeren Hotels resultiere, aber auch, dass die Lage der kulturellen Einrichtungen enorm erschweren würde, weshalb erst einmal für die Untergrenze gesorgt werden müsse. „Wir sorgen dafür, dass wir die Touristen, die wirklich wegen der schönen Stadt kommen, wieder nach Amsterdam holen. Aber wir dürfen es nicht ausser Kontrolle geraten lassen. Wenn wir also zu nahe an die Obergrenze kommen, müssen wir Massnahmen ergreifen, um das zu verhindern.“

Amsterdam Houses

Laut den Initiatoren könnte Amsterdam die erste Stadt der Welt sein, die eine Obergrenze für die Anzahl der Touristen festlegt. Die Stadt müsse nach vorne schauen, anfangen zu prognostizieren, „wie viele Touristen nach Amsterdam kommen wollen“. Und sich mit dem Gedanken befassen: „Okay, ist das nicht zu viel, was können wir dagegen tun?“. Bisher hätten die Zuständigen nie wirklich vorausgeschaut und so sei jedes Jahr die Verwunderung gross, dass die Zahl der Touristen wieder gestiegen sei. „Man muss einen Kompromiss finden und wir sind sehr froh, dass wir das geschafft haben. Es ist ein wichtiger erster Schritt“, heisst es von Seiten der Initiative.

Fazit zur Touristenobergrenze in Amsterdam

Die bis vor Corona stetig wachsenden Touristenströme setzten Amsterdam ganz schön zu, findet eine Bürgerinitiative, die im letzten Jahr gegründet wurde. Deshalb forderten die aktivistischen Amsterdamer, die Anzahl der Touristen zu beschränken – zum Wohle der Stadt und ihrer Bewohner. Dem hat die Stadtverwaltung nun mit einer historischen Verordnung stattgegeben, wenn auch ein wenig abgewandelt und mit einer zusätzlichen Untergrenze. Könnte Amsterdam somit zum Vorbild für weitere Städte und Orte seien, die von Touristen vor der Pandemie „überrannt“ wurden? Was das für die Zukunft der niederländischen Hauptstadt und den Tourismus bedeutet, werden wir sicherlich bald erleben.

Autor

Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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