In der kanadischen Luftfahrtwelt ist diese Woche einiges los gewesen. Erst zu Beginn der Woche wurde bekannt, dass WestJet für etwa 5 Milliarden Dollar von einer Private Equity Firm übernommen wird. Nun scheint sich eine weitere Übernahme anzubahnen, die Air Canada und Air Transat betrifft.

Während Air Canada den meisten als etabliertes Star Alliance Mitglied ein Begriff sein dürfte, ist der Name Air Transat hierzulande nicht unbedingt allen bekannt. Hinter Air Transat verbirgt sich ein mehr oder weniger Ferienflieger, der vor allem saisonale Ziele bedient. Dazu gehören vor allem Ziele in der Karibik und in Mexiko, aber auch einige innerkanadische Ziele fliegt Air Transat an. Selbst europäische Ziele stehen auf dem Flugplan der Airline, wenngleich viele Ziele aber nur saisonal angeboten werden.

520 Millionen US-Dollar um einen Konkurrenten zu kaufen

Neben dem Bedienen eigener Routen stellte Air Transat seine Flugzeuge in der Vergangenheit immer wieder anderen Airlines zur Verfügung. So flog die eigentlich in Montreal beheimatete Air Transat auch schon für den deutschen Ferienflieger Condor. Damit könnte aber bald Schluss sein, denn Air Canada hat nun offiziell bekanntgegeben, Air Transat übernehmen wollen.

Air Canada

Im Rahmen der geplanten Übernahme will Air Canada alle Anteile von Air Transat zu einem Preis von 520 Millionen Dollar übernehmen. Eine Übernahme Air Transats durch Air Canada deutete sich schon in den vergangenen Wochen immer wieder an. Der Deal ist bislang noch nicht abgeschlossen. Dass etwas dazwischenkommt, erscheint aber nach derzeitigem Stand eher unwahrscheinlich. Gerade Air Canada dürfte an der reibungslosen Übernahme ein grosses Interesse haben.

Weniger Konkurrenz und mehr Flugzeuge für Air Canada

Das liegt zum einen an der Ausrichtung Air Transats. Wie bereits angesprochen, operiert Air Transat vor allem als Ferienflieger und stand damit in direkter Konkurrenz zu Air Canadas Feriensparte Air Canada Rouge, die zum Beispiel auch nach Berlin fliegt. Viele Ziele von Air Transat und Air Canada Rouge überschnitten sich in den letzten Jahren und sorgten für eine gewisse Konkurrenz unter den Airlines. Mit der Übernahme Air Transats könnte Air Canada einen Konkurrenten für die Rouge Sparte ausschalten und Flüge nur noch selbst anbieten. Denkbar wäre allerdings auch, dass Air Canada Air Transat als Günstig-Ableger ausrichtet und den Markennamen sowie einige Ziele der Airline erhält. Wahrscheinlicher ist allerdings die erste Option und damit die Eingliederung von Air Transat in Air Canada Rouge.

Auf diesem Weg könnte Air Canada auch von der aktuell 40 Flugzeuge umfassenden Flotte von Air Transat profitieren. Diese besteht aus einigen Airbus A310, A330, A321 und Boeing 737. Hinzu kommen einige Bestellungen von Airbus A321LR, die die älteren Airbus A310 Modelle ersetzen sollen. Aus der Flotte könnte sich Air Canada sowohl für die Rouge Sparte, als auch für die Hauptairline bedienen. Air Canada Rouge ist aktuell vor allem mit Boeing 767 unterwegs. Es wäre aber denkbar, dass Air Canada hier künftig auch Airbus A330 einsetzt. Aber auch in der Flotte der Hauptairline könnten diese unterkommen. Schon jetzt nutzt Air Canada den A330 für einige Langstreckenverbindungen.

Die Boeing 737 von Air Transat könnten ebenfalls in beiden Sparten unterkommen. Aktuell unterhält Air Canada nur die Boeing 737 MAX Modelle, gegen den Aufbau einer kleineren 737 Sparte spricht aber nichts, weder bei Air Canada Rouge noch bei Air Canada selbst. Die bestellten Airbus A321LR dürften dagegen mit einiger Sicherheit in der Hauptflotte von Air Canada unterkommen. Zum Rouge Modell passt dieser Flugzeugtyp eher weniger, zur Hauptairline dafür aber umso besser.

Fazit zur geplanten Übernahme von Air Transat durch Air Canada

Die Übernahme von Air Transat durch Air Canada ist zwar noch nicht in trockenen Tüchern, trotzdem dürften beide Parteien ein Interesse an der schnellen Abwicklung des Deals haben. Air Canada könnte vor allem seine eigene Flotte vergrössern und einen Konkurrenten ausschalten. Auch wenn die Geschäftsführung von Air Canada hierzu sagt, durch eine Übernahme könne man sich besser auf den Kunden einstellen und Bedürfnisse besser erfüllen, dürften die Reisenden die Verlierer der Übernahme sein. Denn fällt ein Konkurrent weg, erhöhen sich in aller Regel die Preise. Das kennen wir auch aus Deutschland.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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