Die mexikanische Fluggesellschaft Aeromexico muss in die Insolvenz. Das Unternehmen hat in der Nacht ein sogenanntes Chapter 11-Verfahren begonnen. Der Flugbetrieb soll trotz Insolvenz hochgefahren werden.
Die Luftfahrtbranche ist von der Coronakrise so stark getroffen wie kein anderer Wirtschaftszweig. Enorme Staatshilfen für Fluggesellschaften wie die Lufthansa, aber auch Air France-KLM, Singapore Airlines oder zuvor hochprofitable US-Fluggesellschaften wie Delta, United oder American Airlines machen das mehr als deutlich. In diesen schwierigen Zeiten ist das Überleben für viele Fluggesellschaften dabei keineswegs sicher, wie die Insolvenzen von Avianca und LATAM – den beiden grössten Fluggesellschaften in Südamerika – sowie auch Virgin Australia gut zeigen. Mit Aeromexico muss nun eine weitere Fluggesellschaft diesen Weg gehen, wie Reuters in der Nacht berichtet hat.
Aeromexico will sich durch eine Chapter 11-Insolvenz restrukturieren
Die Fluggesellschaft hat die Insolvenz nach amerikanischem Recht bereits offiziell bestätigt und informiert Kunden sowie Shareholder auf einer entsprechenden Webseite. Dort heisst es vom CEO der Fluggesellschaft, Andrés Conesa:
COVID-19 has had an unprecedented impact on the world economy and the travel industry. Today, more than ever, it is essential to be able to adapt quickly to meet the needs of travelers in an uncertain environment. We are committed to taking the necessary steps to secure our future by utilizing the Chapter 11 process to become stronger and more resilient, while always putting the health and safety of our customers and employees first.
Andrés Conesa, CEO Aeromexico
Darüber hinaus heisst es auf der Webseite der Airline:
We have initiated a voluntary procedure to implement a financial restructuring under the Chapter 11 process in the United States of America. This legal process will not interrupt the airline’s operations. We are continuing to fly with enhanced health and safety measures. All tickets, reservations, electronic travel vouchers, and Club Premier Points remain valid and available for use.
Für Kunden ergeben sich aus den Äusserungen grundlegend recht positive Schlüsse, denn wie schon bei der Insolvenz von Avianca und LATAM bleiben Tickets sowie Guthaben bei der Fluggesellschaft für den Moment gültig. Auch der Flugbetrieb sowie das Vielfliegerprogramm von Aeromexico sollen normal weiterlaufen und von der Insolvenz nicht beeinträchtigt werden.
Reuters berichtet sogar, dass die Fluggesellschaft trotz der Insolvenzmeldung den Flugbetrieb in den kommenden Wochen stark hochfahren möchte – trotz der weiter grassierenden Coronavirus-Infektionen in Mexiko. In den nächsten Wochen soll es zu einer Verdopplung der bisherigen nationalen Flüge kommen, die Zahl der internationale Flüge soll sich sogar vervierfachen.
Chapter 11-Verfahren soll den Fortbestand der Airline sichern
Grundlegend ist ein Chapter 11-Verfahren nicht zwingend vergleichbar mit einer Insolvenz in Deutschland. Am ehesten ist das Verfahren einer Insolvenz in Eigenregie ähnlich, einen solchen Prozess läuft aktuell Condor. Das Ziel des Verfahrens ist grundlegend die Restrukturierung eines Unternehmens, während es für eine Liquidierung ein anderes Verfahren im US-Insolvenzrecht (Chapter 7) gibt. Der Plan eines Chapter 11-Verfahrens ist es grundlegend, das Unternehmen neu aufzustellen und vor Forderungen vom Zeitpunkt vor der Insolvenzanmeldung zu schützen. Altgläubiger müssen sofort jegliche Vollstreckungsmassnahmen einstellen und können ihre Schulden für die Dauer des Insolvenzverfahrens – meist etwa zwei Jahre – nicht geltend machen. Altverbindlichkeiten können grundsätzlich in einem solchen Verfahren komplett aufgelöst werden, womit Unternehmen die Möglichkeit haben, sich ohne finanzielle Lasten zu restrukturieren.
Dadurch, dass neue Schulden allerdings weiterhin beglichen werden müssen, kann das Unternehmen weiter normal operieren und findet auch wieder Geschäftspartner. Ein solches Verfahren hat sich gerade für Fluggesellschaften schon in der Vergangenheit als Erfolgsmodell gezeigt. So sind nahezu alle grossen US-Fluggesellschaften nach den Terroranschlägen vom 11. September erfolgreich durch ein solches Verfahren gegangen. In den Jahren danach waren die Airlines sogar so profitabel wie nie zuvor. Natürlich garantiert dies noch nicht einen ähnlichen Erfolg im Falle von Aeromexico, doch ein Fortbestand der grössten Fluggesellschaft Mexikos ist dennoch wahrscheinlich.
Airlines in Mittel- und Südamerika erhalten keine Staatshilfen
Dass nach den beiden grössten Spielern in Südamerika nun auch die grösste Airline in Lateinamerika in die Insolvenz muss, liegt primär an dem Ausbleiben von staatlichen Hilfen. Trotz der aussergewöhnlichen Krise, die Airlines auf dem gesamten Planeten in finanzielle Nöte gebracht haben, gibt es in den allermeisten Ländern Süd- und Mittelamerikas keine staatlichen Hilfen für die Airlines. Durch die ausbleibende Rettung, bleibt den Gesellschaften kaum eine andere Wahl, als sich durch die Chapter 11-Insolvenz unter eine Art Rettungsschirm zu begeben, um in diesen schwierigen Zeiten eine Restrukturierung zu schaffen. Auch Aeromexico ist mit dem Anliegen, staatliche Hilfen zu erhalten, zuletzt gescheitert.
Besonders bitter ist die Insolvenz auch für Delta, denn die US-Airline hält 49 Prozent der Anteile an Aeromexico und hat demnach besonders viel zu verlieren. Die Airline ist zudem auch in einige andere strauchelnde Fluggesellschaften investiert, darunter etwa LATAM – erst vor Kurzem hatte Delta für viele Milliarden einen grossen Anteil der grössten Airline Südamerikas übernommen. Die Expansionspolitik mit vielen weltweiten Investments scheint sich für Delta nun zu rächen. Gleichzeitig muss die Airline ebenfalls auf Staatshilfen setzen, um durch die Krise zu setzen.
Fazit zur Aeromexico Insolvenz
Mit Aeromexico geht die nächste grosse Fluggesellschaft in Mittel- und Südamerika in die Insolvenz. Die Mexikaner haben sich ebenfalls für Chapter 11-Verfahren nach US-Recht entscheiden und streben eine Restrukturierung mit Schutz vor den Gläubigern an. Ein Fortbestand der Airline soll so gesichert sein werden, zwischenzeitlich wird der Flugbetrieb zudem weiter aufgestockt. Tickets, Meilen & mehr behalten zudem ihre Gültigkeit, sodass sich für Kunden zumindest für den Moment keine Unterschiede ergeben sollten.
Hallo. Eine kleine Korrektur hätte ich anzumerken. Mexiko ist kein Mittelamerikanisches Land, sondern gehört zu Nordamerika. Es ist im anderen Sinne dafür ein Lateinamerikanisches Land, was jedoch nicht das selbe ist. Mittelamerika beginnt genau unterhalb von Mexiko.
Hey Christian, danke für den Hineweis. Das bessern wir natürlich aus 😉 Viele Grüße