In einer Zeit, in der die Welt eine beispiellose Gesundheitskrise durchläuft, ergreifen viele Fluggesellschaften aussergewöhnliche Massnahmen an Bord von Flugzeugen, um die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten. Da es innerhalb der EU bislang an einheitlichen Massnahmen mangelt und die Situation einen einheitlichen verlässlichen Katalog an Mitteln verlangt, die das Risiko einer Übertragung beim Fliegen minimieren sollen, hat die EU-Flugaufsichtsbehörde reagiert.
Wir zeigen Euch, was sich durch COVID-19 an Bord von Flugzeugen geändert hat!
Luftreinigung in den Kabinen
Dass die Reinigung der Luft in Flugzeugen grundsätzlich schon sehr gut ist, sollte klar sein. An Bord werden sogenannte HEPA-Filter (High Efficiency Particulate Air) verwendet, um die Luft von Bakterien und Viren zu befreien. So können mehr als 99,999 Prozent aller Viren aus der Luft in der Kabine gefiltert werden. Die Filter erfassen alle Mikropartikel mit einer Grösse bis 0,01 Mikrometer, die Coronaviren, die zwischen 0,08 und 0,16 Mikrometer gross sind, werden somit systematisch herausgefiltert. Einige Airlines haben sich infolge der Krise auch für den kompletten Austausch der Luftfilter entschieden. Eine US-Amerikanische Studie verkündete vor Kurzem, dass die Ansteckungsgefahr in Flugzeugen nahezu nicht vorhanden ist. Für die Studie wurden fast ein halbes Jahr Tests auf Flügen von United Airlines mit Schaupuppen durchgeführt, die die normale Atmungszirkulation der Passagiere veranschaulichen sollte. So kommen beim Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nur 0,003 Prozent der infizierten Luftpartikel in die direkte Atemzone eines Passagiers. Das Ergebnis brachte zutage, dass eine infizierte Person etwa 54 Flugstunden benötigt, um weitere Personen zu infizieren.
Somit ist die Luft an Bord von Flugzeugen sogar sauberer als so gut wie in allen Wohn- oder Bürogebäuden! Allerdings ist die Luft im Flugzeug auch nicht das grösste Übertragungsrisiko, sondern viel mehr die Nähe der Passagiere zueinander, die auch schwer zu verhindern ist. Daher ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Pflicht beim Betreten des Flugzeuges und während der gesamten Dauer des Fluges. Ausgenommen Ihr trinkt oder esst etwas, muss er durchgängig getragen werden. Stellt also sicher, dass Ihr vor Abflug genügend Schutzmasken dabei habt. Zwar stellen einige Airlines, wie Air Dolomiti, Masken bereit aber nicht bei jeder Airline könnt Ihr Euch da sicher sein.
Reinigung der Kabinen und des Zubehörs
Auch vor dem Ausbruch des Coronavirus war es Gang und Gäbe, dass Flugzeugkabinen nach jedem Flug gereinigt werden, die Gründlichkeit ist hier allerdings bei weitem nicht gross genug, um die Kabine von Viren zu befreien. Das hat sich seit dem Ausbruch des Coronavirus geändert. Seit der Veröffentlichung der neuen EASA Richtlinie zur Reinigung von Kabinen sind die Massnahmen deutlich verschärft worden. Übrigens ist diese Richtlinie die erste Ihrer Art, die EU-weit gilt. So sollen neuerdings alle Flugzeuge nach jedem Flug in ein Risikogebiet komplett desinfiziert werden. Ausnahmen gibt es nur, wenn ein länger haltbares Desinfektionsmittel verwendet wurde. Einige Airlines gehen hier noch weiter und desinfizieren zweimal, wenn es einen gemeldeten Corona-Patienten an Bord gab. Insgesamt ist jede Airline bedacht, Ihre Flugzeuge gründlich zu reinigen. Besonders stark genutzte Oberflächen, wie Tische, Armlehnen, Sicherheitsgurte, Toiletten und Türgriffe werden mehrmals im Betrieb gereinigt. Airlines, wie Lufthansa, Qatar Airways, Condor, Turkish Airlines, Emirates oder Singapore Airlines verweisen auf ihre Sicherheits- und Hygieneregeln auf ihrer Webseite. Turkish Airlines und Emirates bieten ihren Passagieren an Bord sogar ein Hygiene-Kit an – bestehend aus Desinfektionsmitteln, Tüchern, Mundschutz und Einmalhandschuhen.
Zusätzliche Ausrüstung für das Flugpersonal
Da viele Fluggesellschaften die Anzahl der Flugbegleiter reduziert haben, werden die Dienstleistungen und der Kontakt mit den Passagieren reduziert. Das geschieht etwa durch den Verzicht auf heisse Tücher oder auch Kissen. In einigen Extremfällen ist sogar der Verkauf von Duty-Free Waren komplett ausgesetzt und auch Zeitungen gibt es nicht.
Darüber hinaus haben die Besatzungsmitglieder Reinigungstücher, Vinylhandschuhe, Desinfektionssprays und Schutzmasken an Bord jedes Flugzeugs. Dadurch begrenzen sie das Risiko der Übertragung oder des Einfangens des Virus. Um den persönlichen Kontakt weitestgehend zu reduzieren, wurde auch der Bordservice bei vielen Airlines auf das nötigste reduziert. Allen voran wurde dieser in der Economy Class heruntergefahren, sodass Ihr in der Regel neben einer Flasche Wasser nur einen kleinen verpackten Snack erhaltet. In der Business Class und auf Langstreckenflügen wurde mit entsprechenden Hygienemassnahmen versucht, den Bordservice weitestgehend aufrechtzuerhalten. So hat die Lufthansa beispielsweise ihren Bordservice in der Economy Class drastisch reduziert, bietet aber in der Business und First Class nahezu den gewohnten Service an. Über Änderungen und Angebote könnt Ihr Euch auch hier in der Regel auf der Webseite der Airlines informieren.
Bewusstsein für persönliche Vorsichtsmassnahmen
“Buchen Sie einen Fensterplatz, versuchen Sie, sich während des Fluges nicht zu bewegen, bleiben Sie hydriert und halten Sie die Hände vom Gesicht weg”, sagte Vicki Stover Hertzberg, Professorin an der Emory University School of Nursing. Trotz aller Hygienemassnahmen der Fluggesellschaften ist es wichtig, dass die Passagiere persönliche Vorsichtsmassnahmen treffen. Dazu gehören häufiges Händewaschen, das Nicht anfassen des Gesichts und die Desinfektion der Oberflächen, mit denen Sie während des Fluges in Berührung kommen. Diese Hinweise sind schon seit einigen Wochen, auch unabhängig vom Reisen im Flugzeug, in allen Medien, in der Luft gelten sie aber natürlich besonders. Tatsächlich ist laut einer Studie der Emory Universität der sicherste Platz in einem Flugzeug während der Grippesaison in der Nähe eines Fensters. Die Forscher untersuchten Passagiere und Besatzungsmitglieder auf 10 drei- bis fünfstündigen Flügen und stellten fest, dass Menschen, die in der Nähe von Fenstern sitzen, weniger Kontakt zu potenziell kranken Menschen hatten.
Verteilung der Passagiere in der Kabine
Eine letzte Massnahme wird seitens der Airline ergriffen, wenn die Flüge nicht besonders gut gebucht sind. Hier werden Passagiere möglichst stark innerhalb der Kabine verteilt, um das Risiko von gegenseitigen Infektionen zu verhindern. Zudem erhält jeder Passagier Desinfektionstücher, mit denen der persönliche Bereich regelmässig desinfiziert werden kann.
In den Zeiten vor Corona war es den Airlines besonders wichtig jeden Platz auf einem Flug zu verkaufen. Doch mit der Coronakrise und den besonderen Hygiene- und Sicherheitsmassnahmen bieten bereits immer mehr Airlines ihren Passagieren die Möglichkeit, einen freien Mittelsitz hinzuzubuchen. Welche Airlines Euch diese Möglichkeit anbietet und wie viel ein zusätzlicher Mittelsitz kostet, erfahrt Ihr hier:
Flugzeughygiene im Überblick
Der internationale Flugverkehr kam in den ersten Monaten des Jahres aufgrund der Coronakrise fast vollständig zum Erliegen. Im ersten Halbjahr sank das internationale Passagieraufkommen um über 90 Prozent. Folglich müssen die Fluggesellschaften besondere Hygienemassnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass das Infektionsrisiko an Bord ihrer Flugzeuge minimiert wird und der Flugverkehr wieder signifikant zunimmt. Sicherlich ist es trotz der Massnahmen schwer, Infektionen an Bord von Flugzeugen zu verhindern, dafür ist die Nähe von Mensch zu Mensch einfach zu gross. Dennoch reduzieren die Vorkehrungen das Risiko von Infektionen stark, was die Geschwindigkeit der Verbreitung verhindern kann.