Immer mehr Menschen in den Nachbarländern Frankreich und Deutschland fordern aufgrund der anhaltenden Klimadebatte den Verzicht aufs Fliegen sowie eine komplette Einstellung aller Flüge innerhalb des beiden Länder.

Besonders laut sind solche Stimmen in Deutschland aus der Ecke der Grünen zu vernehmen, die vor allem mit einem Ausbau des Schienennetzes und einer Verbesserung des Bahn-Angebotes Inlandsflüge überflüssig machen wollen.

Bahn soll komfortablere und günstigere Alternative werden

Durch weitere milliardenschwere Subventionen soll die Deutsche Bahn auf Vordermann gebracht werden und zwar so sehr, dass Flüge innerhalb Deutschlands nicht mehr attraktiv genug sind, zumindest wenn es nach einer Idee der Grünen geht. Bereits zum Jahr 2035 ist es demnach vorgesehen, die Bahn zur “komfortableren und günstigeren Alternative” gegenüber dem Fliegen für Reisen im In- und dem nahen Ausland umzukrempeln. Das soll mit jährlich bis zu drei Milliarden Euro aus der Steuerkasse, die zusätzlich an die Deutsche Bahn gehen soll, erreicht werden. Der Plan der Grünen Bundestagsfraktion, sieht es vor, die Taktung sehr viel enger zu gestalten, deutlich mehr Züge in den Morgen- und Abendstunden fahren zu lassen und die Pünktlichkeit zu verbessern. Dadurch soll die Bahn vor allem Geschäftsreisenden schmackhaft gemacht werden.

ICE 4 Winter Bahn Zug Schnee

Eines der obersten Ziele sei es dabei sogar, das Streckennetz in Deutschland, sowie ins benachbarte Ausland so zu gestalten und anzupassen, dass keine Zugfahrt mehr länger als vier Stunden dauern soll. Darüber hinaus soll für eine bessere Bahnverbindung zu den europäischen Metropolen das Nachtzug-Angebot umfassend ausgebaut, beziehungsweise überhaupt wieder richtig angeboten werden. Schon jetzt, so die Grünen, sei ein grosser Teil der Inlandsflüge in Deutschland überflüssig und liesse sich ebenso gut mit der Bahn bewältigen. Matthias Gastel, der bahnpolitische Sprecher der Grünen, nannte dabei Stuttgart als Beispiel, wo gut zehn Prozent der Flugreisenden die selbe Strecke in etwa der selben Zeit auch mit dem Zug fahren könnten.

Hohe Steuern und Gebühren auf innerdeutsche Flüge gefordert

Des weiteren sollen Verkehrsmittel durch Steuern und diverser Abgaben abbilden, wie klimaschädlich- oder eben -freundlich diese seien. Dazu gehört vor allem die Steuerbelastungen der Deutschen Bahn deutlich zu reduzieren und Steuern, Abgaben, sowie weitere Gebühren auf Flüge – allen voran innerhalb deutscher Grenzen – einzuführen und drastisch zu steigern, um die Verlagerung vom Flugzeug auf die Schiene voranzutreiben. Dabei soll zunächst ein CO2-Preis von rund 44 Franken pro Tonne, eine Kerosinsteuer von anfänglich 72 Rappen pro Liter, sowie eine Mehrwertsteuer für innerdeutsche Flüge eingeführt werden. Bei der Bahn wiederum soll die Mehrwertsteuer, der Steuersatz und die Trassenpreise kräftig sinken, um günstigere Bahntickets anbieten zu können und den Zug dadurch attraktiver zu machen.

Lufthansa a320

Allerdings erfahren die Pläne der Grünen auch einiges an Kritik, zum Beispiel von der FDP: Fliegen sei günstiger als der Zug, da hier ein Wettbewerb um den Passagier herrsche, während die Bahn vor allem dem Finger der Politik folge. Entsprechend müsste zunächst erst einmal die Bahn privatisiert und ein echter Wettbewerb auf der Schiene geschaffen werden, so der FDP-Fraktionsvize Christian Dürr.

Experten kritisieren Grünen-Pläne scharf

Experten warnen ausserdem vor einer Übertreibung rund um das Thema, schliesslich würden mehrere Faktoren nicht beachtet: Ganze 80 Prozent des inländischen Flugverkehrs in Deutschland seien aktuell Zubringerflüge in Richtung der Drehkreuze Frankfurt und München. Und lediglich fünf Prozent des gesamten deutschen Luftverkehrs fallen auf Inlandsflüge ab. Des weiteren gäbe es kaum noch Flugrouten unter 400 Kilometern und schon heute würden neun von zehn Passagieren auf längeren Flugstrecken unterwegs sein.

Lufthansa A320 Sayyestoeurope

Ausserdem wären Zubringer nur durch die Bahn aus mehreren Gründen von Nachteil: Zum einen sind – bis auf Frankfurt und Düsseldorf – die deutschen Airports überhaupt nicht an das Fernverkehrsnetz der Bahn angeschlossen. Und nicht mal in Frankfurt wird das Gepäck von der Bahn bis zum Flugzeug durchgecheckt. Auch die Rail & Fly-Angebote wurden kritisiert, da Passagiere hier bei etwaigen Verspätungen und zum Beispiel einem in der Folge verpassten Langstreckenflug häufig selbst auf den Kosten sitzenbleiben. So sei immer mindestens ein Puffer von gut drei Stunden zwischen Zug und Flug nötig. All das würde bei einer kompletten Abschaffung aller deutschen Inlandsflüge wohl eher dazu führen, dass Passagiere auf andere europäische Drehkreuze ausweichen würden und das wäre aus Sicht der Umwelt sogar noch schlechter, so der Flughafenverband ADV.

Fazit zu den Plänen der Grünen

Pläne zum Schutze der Umwelt sowie zur Reduzierung des CO2-Ausstosses sind an sich eine äusserst gute und absolut notwendige Sache, allerdings wirken die Pläne der Grünen nicht nur ein wenig übertrieben und kaum realisierbar. Und wenn doch, könnte dies in einem enormen Wettbewerbsnachteil der hiesigen Airlines resultieren. Bedenkt man zudem, dass deutsche Inlandsflüge aktuell für “nur” 0.3 Prozent des jährlichen CO2-Ausstosses in Deutschland verantwortlich sind, kommt man nicht umhin sich zu fragen, ob hier die Energien nicht andernorts viel nötiger gebraucht werden, gerade in der aktuellen Klimadebatte.

So oder so müsste sich das Angebot und die Infrastruktur der Deutschen Bahn so dermassen radikal ändern, dass die Pläne einer kompletten Abschaffung aller innerdeutschen Flüge, besonders zum aktuellen Zeitpunkt, sehr utopisch klingen.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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