Ein Ende der Erfolgsgeschichte um die Airbus-A320-Familie scheint nicht in Aussicht. Dennoch plant der europäische Flugzeugbauer bereits einen Ersatz.
Noch befinden sich Flugzeuge der Airbus-A320-Familie auf der Kurz- und Mittelstrecke äusserst erfolgreich im Einsatz. Zukünftig möchte man mit den Flugzeugen auch auf der Langstrecke angreifen. Dennoch wird es auch für diese Produktionsreihe eines Tages ein Ende geben müssen. Für diesen Zeitpunkt bereitet sich Airbus bereits vor und plant den Ersatz der aktuellen Airbus-A320-Familie für die 2030er-Jahre – das berichtet Simple Flying.
Erfolgsmodell aus den 1980er-Jahren
Die A320-Familie dürfte ohne Frage zu den besten Entwicklungen aus dem Hause Airbus zählen. Bei den Bestellungen hat Airbus bereits den Konkurrenten Boeing mit der 737-Reihe überholt. Beide Serien zielen auf das Kurz- und Mittelstreckensegment ab. Dazu haben sie noch eine Gemeinsamkeit – beide Modelle basieren auf älteren Entwicklungen. Die Boeing 737 wurde bereits 1965 entwickelt. Die Airbus-A320-Familie basiert ebenfalls auf einer älteren Entwicklung aus dem Jahre 1988. Zugegeben bei weitem noch nicht so alt wie das Flugzeug aus Seattle. Doch ein Problem hat sich bei der MAX-Series abgezeichnet. Ältere Modelle sind in ihren Optimierungen limitiert. Ein Problem, welches man bei Airbus frühzeitig erkennen möchte. Deshalb plant der paneuropäische Flugzeugbauer eine gänzliche Neuentwicklung für den Kurz- und Mittelstreckenbereich.
Dabei gibt das derzeitige Portfolio bereits eine interessante Bandbreite vor. Die A320-Familie besteht nicht mehr ausschliesslich aus einem Kurz- und Mittelstreckenjet in verschiedenen Grössen. Die ceo- und neo-Serien haben zu weitreichenden Optimierungen geführt. Der Airbus A321 in der LR- und XLR-Variante kann sogar problemlos auf der Langstrecke eingesetzt werden. Gleichzeitig dient das Modell als Veranschaulichung der Limitierungen des heutigen Modells. Für eine höhere Passagier- sowie Treibstoffkapazität und eine höhere Reichweite hätten Anpassungen in der Konstruktion vorgenommen werden müssen. Eine Rezertifizierung für einen neuen Flugzeugtypen wäre nötig gewesen. Auch deshalb wollte Airbus dem drohenden Problem vorweggreifen und hat kurzerhand die Bombardier C-Series übernommen. Heute trägt das Flugzeug den Namen Airbus A220 und ist bereits in verschiedenen Varianten erhältlich. Während es sich hierbei nur um die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte handelt, möchte Airbus den Film in den 2030er-Jahren nochmal gänzlich neu auflegen.
Wettbewerb auf langer Distanz in jeglicher Hinsicht
Schon bei der Dubai Air Show im Jahr 2019 kündigte der Chief Executive Officer von Airbus, Guillaume Faury, entsprechende Pläne für eine Neuentwicklung an:
I would consider the launch of a [single-aisle] programme in the second half of the next decade and entry into service in the early 2030s. We are at a point of time where we see a number of major changes impacting aviation, and they will probably impact the single-aisle business first.
Dabei sollen bisherige Erfahrungen und vor allem neue digitale Technologien in den Prozess der Entwicklung und dem Bau der neuen Flugzeuge eine essenzielle Rolle spielen. Alternative Antriebstechnologien könnten ebenfalls eine Möglichkeit werden. Durchaus möglich, dass die ZEROe-Reihe mit den Plänen für die neue A320-Familie zusammengeführt wird. Dafür stellt die französische Regierung sogar 15 Milliarden Euro zur Verfügung. Neben mehr Nachhaltigkeit könnte eine weitere Neuerung Teil der Strategie werden. Nach Ansicht von Mark Cousin, verantwortlich für das Innovations-Unternehmen Acubed – Teil von Airbus – wird die neue Serie an Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen mit nur noch einem Piloten auskommen. Entsprechende Tests laufen bereits bei Airbus.
Auf der anderen Seite des Atlantiks sieht die Situation anders aus. Boeing kann sich noch keine Gedanken für einen dringend benötigten Ersatz für die Boeing 737 und 757 machen, da zunächst die immer wieder auftretenden Probleme mit der MAX-Series gelöst werden müssen. Während Airbus schon eine neue DVD aus dem Regal holt und einen neuen Film mit dem Ersatz für die A320-Familie auflegen möchte, spult Boeing vermeintlich um ein paar Jahre zurück und denkt wieder darüber nach, verworfene Pläne der Boeing 787-3 wieder aufzunehmen.
Fazit zum Ersatz für die Airbus-A320-Familie
Airbus wagt erneut einen Blick in die Zukunft. Die Airbus-A320-Familie wurde erst mit der neo-Serie aufgefrischt und um den Airbus A220 ideal ergänzt. Dennoch bereitet Airbus schon gänzliche neue Entwicklungen als Ersatz für den alternden Airbus A320 vor. Möglicherweise legt man dafür sogar die ZEROe-Strategie mit den Neuentwicklungen zusammen. Boeing hingegen scheint dabei den Anschluss zu verlieren und muss sich schleunigst wieder auf alte Stärken und Tugenden besinnen.