Berichten zufolge soll Hilton sich in der Coronakrise eine Milliarde US-Dollar durch den Verkauf von Hilton Honors Punkten an American Express gesichert haben. Doch was bedeutet das genau?
American Express scheint in der Krise ein wenig auf Einkaufstour gegangen zu sein und hat sich bei Hilton ein Paket von Hilton Honors Punkten im Wert von über einer Milliarde Euro gesichert. In der aktuellen Krisensituation ist Hilton für den Umsatz, der auf der Kostenseite aktuell eher gering ausfällt sicherlich dankbar.
Punkteverkauf sorgt schnell für Liquidität
Unser US-Kollege Ben von OMAAT hat in einem Börsendokument den Hinweis entdeckt, dass der Verkauf von einer grossen Menge an Hilton Honors Punkten im Wert von etwa einer Milliarde US-Dollar stattgefunden hat. Diese Punkte soll der Kreditkarten-Anbieter zur Ausgabe mit den eigenen Cobranding-Kreditkarten nutzen. Für Hilton hat das ganze ebenfalls sehr positive Auswirkungen, schliesslich erhält die Hotelkette so eine Menge Geld für die verkauften Punkte und kann dies nutzen, um die infolge der Coronakrise ausbleibenden Umsätze zu kompensieren.
Positiv ist an der Sache für Hilton auch, dass dem Umsatz mit den Punkten keine direkten Kosten gegenüberstehen, schliesslich können Kunden sowieso aktuell keine Übernachtungen mit Punkten buchen. Hilton bezahlt in der Regel einen Ausgleichsbetrag an das Hotel, wenn ein Gast seinen Aufenthalt mit Punkten bezahlt.
Interessant ist an der Einschätzung von Ben auf OMAAT auch, dass er nicht glaubt, dass die Punkte durch den grossen Kauf entwertet werden können. Dabei liegt dieser Gedanke nahe, schliesslich wird Amex in der aktuellen Krisensituation von Hilton einen guten Discount rausgehandelt haben. Gleichzeitig wird man dafür aber die gleiche Leistung in Form von eingelösten Freinächten erbringen müssen, wenn auch nicht in der nahen Zukunft. Wahrscheinlich ist somit auch, dass Amex verhandelt hat, dass Entwertungen der Punkte nicht unternommen werden dürfen, wenn das Unternehmen eine solch hohe Summe für die Punkte bezahlt. Zudem werden bei Krisen Loyalitätsprogramme für Hotels und Airlines nur wichtiger, um Kunden zum Übernachten zu animieren, sodass eher das Gegenteil der Fall sein könnte.
Gewiss ist aber, dass Hilton in den USA zumindest in der Zukunft attraktivere Boni für die Hilton Honors Kreditkarten anbieten wird, schliesslich kostet dieser Bonus nun deutlich weniger. Das ist schon etwas skurril, bedenkt man, dass es schon jetzt häufig über 100.000 Punkte für einen Hilton Kreditkarte in den USA gibt. Gegenüber den 5’000 oder maximal 10’000 Punkten, die es in der Schweiz gibt, fast deprimierend.
Wie viel hat Amex wohl pro Punkt bezahlt?
Naheliegend ist natürlich auch die Frage, was der Hilton Punkt nun gekostet hat. Aus dem Börsendokument wird leider nur bekannt, dass es Punkte im Wert von einer Milliarde US-Dollar waren. Wie viele Punkte es dafür gab, ist unklar. Allerdings kann man sich dem Wert gut annähern, schliesslich gibt es bestimmte Zahlen zum Wert von Hilton Punkten. Der wichtigste ist sicherlich der Kaufpreis der Punkte direkt bei Hilton. Nimmt man den Bestpreis, den man zu Promos (bei 100 Prozent Bonus) erhält, geht man von 0,43 Cent aus.
Nun kann man sich fast sicher sein, dass Amex wegen der schwierigen Situation von Hilton und auch wegen der grossen Abnahmemenge einen sehr guten Preis verhandelt hat. Nimmt man beispielsweise einen Rabatt von 25 Prozent an, hat Amex einen Preis von 0,32 Cent bezahlt und verfügt nun über zusätzliche 312.500.000.000 Hilton Punkte! Je nachdem wie günstig der Preis für die Punkte war, kann die Menge an Punkten natürlich auch noch deutlich höher liegen. Da kann man direkt neidisch werden! 😉
Die Verkäufe von Punkten der Reiseunternehmen ist in Krisen keine Seltenheit. Auch während der letzten grossen Finanzkrise verkauften besonders die Airlines grosse Mengen an Punkten an Kreditkartenanbieter, um sich so Liquiditätspolster zu schaffen. Es bleibt also abzuwarten, ob wir dies in den kommenden Wochen und Monaten auch von anderen Hotelketten oder Fluggesellschaften sehen werden.
Fazit zum Punktekauf von Amex bei Hilton
Die Menge an Punkten, die Hilton in einer Transaktion an Amex verkauft hat, wirkt absolut gewaltig. Für Nutzer von Punkteprogrammen ist das eher eine positive Nachricht, schliesslich bedeutet es am Ende mehr Punkte mit Kreditkarten-Abschlüssen. Ob das Ganze in Europa oder der Schweiz auch passieren wird, bleibt abzuwarten. So wie es bei Miles & More und Lufthansa sowie Swiss aktuell finanziell aussieht, scheint es aber keine schlechte Idee zu sein.