Nach einem krisengebeutelten Corona-Jahr scheint sich in der Stadthotellerie ein leiser Optimismus breitzumachen. Besonders Zürcher Stadthotels scheinen sich langsam wieder von der Krise zu erholen.
Die Pandemie hat im letzten Jahr tiefe Spuren in der Schweizer Hotellerie hinterlassen. So gingen die Logiernächte alleine im ersten Halbjahr 2020 um 47,5 Prozent zurück. Das blieb nicht ohne Folgen: Vor allem Hotels in den Städten hatten zu kämpfen – insbesondere in Zürich – und einige mussten sogar schliessen. Nun soll es vor allem für Zürcher Stadthotels wieder bergauf gehen, wie das SRF berichtet.
Stadt Zürich verzeichnete grösstes Minus
Die Schweizer Hotellerie zeigte sich 2020 im europäischen Vergleich zwar widerstandsfähiger – musste allerdings aufgrund teils strikter Lockdowns und Reisebeschränkungen ebenfalls herbe Verluste hinnehmen. Während Europa mit einem noch nie da gewesenen Einbruch der Logis-Erlöse pro verfügbarem Zimmer (RevPAR) von über 70 Prozent aufgrund teils strikter Lockdowns und geschlossener Landesgrenzen zu kämpfen hatte, beliefen sich die Einbussen in der Schweiz auf lediglich 59 Prozent.
Vor allem die Stadthotellerie hatte unter der Krise zu leiden. Denn während die Hotels in den Bergen vom Wintertourismus profitieren konnten, blieben die Geschäftsreisenden in den Städten aus und die Hotelbetten leer. Gerade die Stadt Zürich musste im Vergleich zu anderen grossen Schweizer Städten im letzten Jahr das grösste Minus bei den Übernachtungen verzeichnen – rund 70 Prozent, gemäss Horizont. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zimmerauslastung von 75,1 Prozent sogar auf ganze 27,8 Prozent. Davon lässt sich die Branche allerdings nicht beirren – und blickt optimistisch in Richtung Sommersaison. So lancierten 75 Hotels der Stadt Zürich und Zürich Tourismus unter dem Titel „Zürich Wochen“ ein nie dagewesenes Angebot für Kurzurlauber – und stiegen kurzerhand in den Zürichsee, um für ihre Stadt zu werben.
Schrittweise ginge es etwas besser
Auch Martin von Moos, der Präsident der Zürcher Hoteliers, strahlt Zuversicht aus und versichert, dass es den Hotels „langsam und schrittweise wieder etwas besser geht“. Einerseits brächten die jüngsten Lockerungen wieder mehr Gäste in die Hotels und deren Restaurants – in denen vor allem Familienfeste gefeiert würden, so der Chef des Hotels Belvoir. Ausserdem hoffe er, dass dank Lockerungen der Reiserestriktionen und mehr Flugbewegungen auch mehr ausländische Gäste in die Limmat-Metropole zieht.
Für den Herbst hofft der Präsident der Zürcher Hoteliers auch auf mehr Gäste aus dem Ausland – vor allem auf Geschäftsreisende: Der Buchungsstand für den Herbst liesse langsam wieder etwas hoffen, „dass auch der Geschäftstourismus wieder zunehmen wird.“ Seiner Meinung nach dürfte das sogar schneller gehen, als zunächst angenommen: Gerade Kongresse seien für Hotels mit grossen Konferenzräumen besonders wichtig und Geschäftskunden besonders lukrativ. Einnahmen seien dringend nötig. Viele Hotelbetriebe hätten ihr Personal in der Kurzarbeit, Gelder für Härtefälle hielten die Betriebe vorerst über Wasser.
Besonders bei Flughafenhotels sei die Situation noch immer angespannt. Zudem mussten insgesamt elf Zürcher Hotels ihren Betrieb in den letzten Monaten einstellen. Will sich die Stadthotellerie langfristig erholen, müssten seiner Ansicht nach mehr Junge in die Hotellerie einsteigen. Die Zahl der Lehrlinge jedoch sei derzeit aufgrund der Pandemie allerdings rückläufig. Ein weiteres Problem sehe er ausserdem beim Fachkräftemangel:
Wir leiden unter einem wirklich akuten Fachkräftemangel, was ja eigentlich paradox ist. Denn eigentlich müsste man annehmen, dass derzeit viele Fachkräfte auf dem Markt sind. Doch entweder sind diese noch in den Betrieben gebunden oder in Kurzarbeit. Andere haben vielleicht schon in der Krise den Betrieb oder die Branche gewechselt.
Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers
Fazit zur Erholung der Zürcher Stadthotels
Die Corona-Pandemie hat die Schweizer Hotellerie in eine tiefe Krise gestürzt – vor allem Schweizer Stadthotels hatten unter dem Ausbleiben der ausländischen Gäste zu leiden. Die Chancen, dass sich die Schweizer Stadthotellerie schnell davon erholen wird, dürften allerdings gut stehen. Gerade letzte Woche hat etwa Deutschland grünes Licht für die Sommerferien in der Schweiz gegeben – und einige wichtige Kantone von der Risikoliste des deutschen Robert-Koch-Instituts genommen.