Die Golf-Staaten sind gemeinhin für ihre durchaus als ‘Premium-Airlines’ zu bezeichnenden Fluggesellschaften bekannt, wie etwa Emirates, Qatar Airways und – wenn auch durch etliche Sparmassnahmen etwas gebeutelt – Etihad Airways.
Während sich in Europa und dem Rest der Welt in den letzten Jahren immer mehr Low-Cost-Airlines etablieren konnten und inzwischen fester und wichtiger Bestandteil des Marktes sind, blieben die Staaten am Golf bisher davon mehrheitlich ‘verschont’. Doch die Zeiten ändern sich und so kommt es, dass sich immer mehr Günstig-Airlines in den arabischen Golfstaaten breit machen und machen wollen, so nun auch Wizz Air.
Wizz Air Abu Dhabi soll Mitte 2020 starten
Der osteuropäische Low-Cost-Carrier ist inzwischen eine Macht auf dem europäischen Markt und setzt dabei auch Günstig-Riese Ryanair immer wieder gehörig unter Druck. Und bei Wizz Air scheint es aktuell und weiterhin äusserst gut zu laufen, denn die Airline wächst und wächst. Inzwischen denken die Osteuropäer auch deutlich weiter und über die Grenzen des alten Kontinents hinaus: So kaufte Wizz Air, ihres Zeichens Airbus-Stammkunde, erst kürzlich 12 Exemplare des neusten Airbus-Modells A321XLR. Das Kürzel steht dabei für “Extra Long Range”. Damit plant die Airline ab 2023 das erste Mal auf die Langstrecke zu gehen mit Flügen von “bis zu acht Stunden”. Die genauen Ziele sind indes allerdings noch nicht bekannt.
Was dafür aber nun bereits bekannt wurde, ist, dass Wizz Air nebst der ersten Fernziele, auch einen eigenen Ableger in den Vereinigten Arabischen Emiraten schaffen möchte. In Zusammenarbeit mit der Abu Dhabi Developmental Holding Company (ADDH) plant die Günstig-Airline die Gründung eines Low-Cost-Carriers in Abu Dhabi. Und diese im Rahmen eines Joint Ventures entstehende neue Fluglinie, soll bereits in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres an den Start gehen. Auch die ungefähren Ziele sind dabei schon bekannt: So plant Wizz Air mit ihrem Golf-Ableger zunächst Destinationen in Zentral-, Ost- und Westeuropa anzufliegen. Später sollen weitere Märkte, wie etwa Indien, Afrika und der restliche Mittlere Osten folgen. Mithilfe der Kernmarke und der neuen Tochtergesellschaft erhofft sich Wizz Air so Zugang zu einem rund 5 Milliarden Passagiere umfassenden Markt zu erhalten. Stand jetzt soll die neue Airline unter dem Namen Wizz Air Abu Dhabi operieren.
József Váradi, CEO von Wizz Air, sieht grossen Potenzial in der geplanten Tochter:
“Wizz Air Abu Dhabi wird für Wizz Air ein schrittweiser Wachstumspfad sein, der auf unserem erfolgreichen Ultra-Low-Cost-Geschäftsmodell aufbaut und immer mehr Kunden erschwingliche Reisen ermöglicht. Wir glauben, dass die neue Fluggesellschaft das Potenzial hat, ein bedeutender Akteur in der Region zu sein.
Die tief verwurzelten Kenntnisse von ADDH über den lokalen Markt, die Unterstützung und die Navigation in einem neuen Markt für Wizz, sind von unschätzbarem Wert und werden die erfolgreiche Entwicklung dieser Low-Cost-Airline fördern.”
Bisher unterhält Wizz Air lediglich eine Flugverbindung in die Golf-Region: So fliegt der osteuropäische Low-Cost-Carrier ganzjährig ab Bukarest und Budapest, sowie saisonal ab Cluj-Napoca (Rumänien), Katowice und Sofia nach Dubai. Dabei ist noch nicht bekannt, ob diese Routen künftig nach Abu Dhabi wandern werden, oder parallel zum Einstieg Wizz Airs in den Golf-Markt bestehen bleiben.
Abu Dhabi unterstützt zwei Konkurrenten
Die Beteiligung der Abu Dhabi Developmental Holding Company an Wizz Air Abu Dhabi ist dabei äusserst beachtlich, schliesslich steht die ADDH dem eigenen Staat äusserst nahe, genau wie Platzhirsch Etihad Airways. Etihad hat weiterhin mit einer sehr schwierigen finanziellen Situation zu kämpfen und plant inzwischen in Zusammenarbeit mit Günstig-Airline Air Arabia ebenfalls einen eigenen Low-Cost-Carrier in Abu Dhabi zu etablieren, was allerdings als äusserst kritisch gesehen wird.
Durch nahezu gleichzeitige die Schaffung zweier Günstig-Airlines in Abu Dhabi, treten künftig zwei staatsnahe Unternehmen quasi in direkter Konkurrenz zueinander an. Beide Unternehmen werden von der Regierung finanziell kräftig unterstützt. Eine Wizz Air Abu Dhabi würde den Druck auf Etihad Airways freilich nochmals deutlich erhöhen. Während einige dahingehend Unverständnis gegenüber der Regierung äussern, scheint diese damit den Tourismus im eigenen Land weiter ankurbeln zu wollen. So zumindest die Hoffnung des Golf-Staates.
Fazit zu Wizz Airs Golf-Plänen
Wizz Air hat eine beachtliche Entwicklung hingelegt und scheint eine der wenigen europäischen Airlines zu sein, die wenig bis gar keine allzu grossen Sorgen zu haben scheint. Entsprechend ambitioniert schreiten die Osteuropäer auf dem Markt auch immer weiter voran und planen in für die Low-Cost-Airline noch gänzlich unbekannte Märkte vorzudringen. Eine eigene Airline am Golf, Flüge auf der Langstrecke, neue Basen in Europa: Wizz Air scheint zurzeit nicht aufzuhalten zu sein, sodass sogar manch einem Iren hin und wieder bange wird.