Eigentlich wollte Venedig die neue Eintrittsgebühr für Tagestouristen schon in wenigen Wochen einführen. Doch erneut sieht sich die Verwaltung gezwungen, den Starttermin zu verschieben.
Um die Massen an Touristen in Zukunft zu beschränken, plant Venedig die Einführung einer Eintrittsgebühr für Tagestouristen. 5 Euro sollen diese dann pro Tag zahlen, um Zugang zur Stadt zu erhalten. Maximal 100.000 Touristen täglich sollen es künftig in Venedig „nur“ noch sein, denn die Stadt sieht sich mit immer mehr Schäden, verursacht durch die Besuchermassen, konfrontiert. Die erste Stufe dafür soll bereits im Juni gegangen werden. Doch daraus wird wiederholt nichts. Die Einführung wird nun sogar ins kommende Jahr verschoben, wie TPG UK berichtet.
Kommt die Steuer wirklich?
Venedig will gegen den sogenannten „Hit-and-Run“-Tourismus vorgehen und plant, eine Art Eintrittsgebühr einzuführen, um die Massen an Tagestouristen möglichst zu beschränken, beziehungsweise die durch die Touristen verursachten Schäden der „schwimmenden Stadt“ zu begrenzen. So sollen alle Tagestouristen für jeden Tag, den sie sich in Venedig befinden, 5 Euro Gebühr zahlen. Ansonsten drohen die Besucher am Stadttor abgewiesen zu werden. Die Tickets müssen dabei vorab online gebucht werden. Das soll bereits ab Juni 2022 der Fall sein – wird nun jedoch wiederholt verschoben. Der neue Einführungstermin ist dabei sogar erst für 2023 geplant, und zwar für den 16. Januar.
Ob Venedig dann umgehend die Eintrittsgebühr auch wirklich mit der Anmeldung erhebt, bleibt noch offen. Ursprünglich war zunächst im Juni 2022 lediglich die Einführung des Systems geplant. Im Januar 2023 aber sollten erst die jeweiligen Gebühren erhoben werden. Die Höhe der Gebühr richtet sich nach der Anzahl der bereits in der Stadt befindlichen Touristen. So plane man sogar eine Gebühr von bis zu 10 Euro. Der Hit-and-Run-Tourismus, also Touristen, die am selben Tag anreisen und wieder abreisen, belastet die Stadt nach eigenen Angaben sehr. Deshalb will Venedig „den langsameren Tourismus fördern“, wie Simone Venturini, stellvertretender Bürgermeister, erklärte.
Bessere Überwachung geplant
Die Einführung einer Eintrittsgebühr stellt dabei nur eine von vielen Massnahmen dar, die die italienische Stadt beschlossen hat. Insgesamt hofft die Stadtverwaltung, die Zahl der Touristen auf 100’000 pro Tag begrenzen zu können, die durch Venedig schlendern. Der Tourismusbeauftragte Venedigs, Simone Venturini, will diese Zahlen sogar auf 40’000 bis 50’000 reduzieren. Ein weiterer Teil der Massnahmen ist die Installation von 500 Kameras, die die Touristenströme überwachen sollen. Zusätzlich soll die Polizei die Mobilfunkdaten der Touristen nutzen, um so in Echtzeit die Identitäten der Besucher feststellen zu können. So könne die Polizei feststellen, wie viele Ausländer, Italiener, Einwohner und Pendler sich in der Stadt befänden.
Die Gebühr ist bereits seit 2019 in Planung, verzögerte sich aber unter anderem auch wegen der Pandemie mehrmals. Die Corona-Krise sorgte dafür, dass die Touristenströme zwischenzeitlich abflauten. Doch aufgrund der Aufhebung weltweiter Reisebeschränkungen nahm die Zahl der Besucher erneut drastisch zu. Zunächst war lediglich eine Gebühr von 5 Euro geplant. Nun plant man eine flexible Gebühr zwischen 3 und 10 Euro pro Besucher. Lediglich Touristen, die in Hotels in Venedig übernachten, sollen keine zusätzliche Gebühr leisten müssen. Diese wird bereits über die Steuern erhoben. Auch Einheimische müssen die Gebühr nicht entrichten, sich jedoch vorab online anmelden.
Fazit zu den Verzögerungen
Für die Venezianer ist der Tourismus inzwischen ein zweischneidiges Schwert. Denn einerseits sichert dieser den Grossteil des Lebensunterhaltes der Bewohner, andererseits leiden die Kultur und Tradition der Stadt darunter. Zudem sind die Lebenshaltungskosten durch den Tourismus dermassen gestiegen, dass zahlreiche Bewohner ihre Stadt verlassen mussten und Venedig nur noch rund 50’000 statt wie erst noch vor fünf Jahren 67’000 ständige Bewohner vorweisen kann. Selbst die UNESCO sieht Venedig als gefährdet an und sicherlich dürften die Probleme der Stadt in den letzten Jahren kaum jemandem entgangen sein, weshalb die Eintrittsgebühr für Tagestouristen durchaus nachzuvollziehen ist. Bleiben nur die Fragen, ob sie den gewünschten Effekt erzielen und wann sie überhaupt kommen wird.