Der Streit zwischen Qatar Airways und dem Flugzeughersteller Airbus geht in die nächste Runde: aufgrund mehrerer angeblicher Mangelerscheinungen stoppt Qatar Airways nun die Abnahme weiterer Airbus A350-Maschinen.
Kleinere Streitigkeiten zwischen Flugzeuglieferanten und Airlines gibt es in der Luftverkehrsbranche häufig, da es sich beim Erwerb einer Maschine natürlich um unfassbar hohe Summen handelt. Aus diesem Grund muss das Flugzeug makellos sein und unkompliziert ausgeliefert werden. Qatar Airways gilt als Perfektionist und bemängelt mehrere Qualitätsprobleme beim Airbus A350 – und das laut Airbus nur, weil die Airline die finanziellen Mittel nicht aufbringen könne, wie Reuters und FVW kürzlich berichten.
Streit um A350-Lackierung bedroht Airbus-Lieferungen an Qatar
Der Streit zwischen Qatar Airways und dem europäischen Flugzeughersteller Airbus ist erstmals aufgrund einer Lackierungspanne einer Airbus A350-Maschine entfacht. Aufgrund dessen hat sich die Wiederaufnahme der Lieferungen an die Golf-Airline weiter nach hinten verzögert. Nun verweigert Qatar Airways die Abnahme weiterer Airbus A350 vorerst komplett.
Bislang hatten sich bezüglich des wahren Grundes für die Streitigkeiten und die Kritik an Airbus seitens Qatar Airways jedoch weder Airbus, noch Qatar Airways selbst geäussert. Am Dienstagabend teilte die Fluggesellschaft des arabischen Emirats Katar dann mit, dass sich die Oberflächenbeschichtung unterhalb des Lacks an mehreren Flugzeugen der Reihe zu schnell abbaue. Aus diesem Grund werde die Airline vorerst alle betroffenen Maschinen ausser Betrieb setzen und keine weiteren Airbus A350 mehr entgegennehmen, solange bis die Ursache erkannt und das Problem behoben wird.
Der Flugzeughersteller hingegen betont, dass er ständig in Kundenkontakt stehe und der Inhalt der Gespräche zwischen den Geschäftspartnern streng vertraulich bleibe. Airbus möchte den Streit scheinbar also nicht öffentlich austragen.
Einige Führungskräfte aus der Luftfahrtbranche sind davon überzeugt, dass Qatar Airways die Detailgenauigkeit nur als Vorwand nutze, um bereits vorbestellte und produzierte Flugzeuge nicht annehmen zu müssen. Qatar täusche also Fehler und Unzufriedenheit vor, wie beispielsweise im Design oder der Lackierung, um dann die Auslieferungen der Jets nach hinten verzögern oder gänzlich canceln zu können – und das alles „nur“, weil es infolge der Coronakrise an finanziellen Mitteln mangelt. Qatar Airways hat diese Behauptung allerdings schon etliche Male zurückgewiesen und als fälschlich deklariert.
Airbus versucht derzeit, die Auslieferung von einer Vielzahl an Flugzeugen zu erzwingen, die aufgrund des Einbruchs der Nachfrage infolge der Pandemie finanziell nicht mehr von den verschiedenen Airlines gestemmt werden können oder wollen. Airbus hat demnach seit Beginn der Krise Dutzende von Mahnungen an Fluggesellschaften gesendet und droht denjenigen Airlines, die sich weigern Lieferungen anzunehmen, mit rechtlichen Schritten.
Vergangene Woche hatte der CEO von Qatar Airways, Akbar Al Baker, bereits angekündigt, sich zu weigern neue Flugzeuge von Airbus abzunehmen, sofern es nicht gelingen sollte, den Streit zu lösen. Diese Ankündigung meinte der CEO wohl ernst und entschied sich jetzt dazu, Nägel mit Köpfen zu machen. Ausserdem hatte der Airline-Chef im Vorjahr erwähnt, in den Jahren 2020 oder 2021 keine neuen Flugzeuge aufzunehmen.
Fazit über die Streitigkeiten in der Luftverkehrsbranche
Aufgrund der sinkenden Nachfrage in den vergangenen Monaten benötigt Qatar Airways bestellte Jets zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Das Problem ist, dass die Bestellungen aufgegeben wurden, bevor das Ausmass der Krise absehbar war. Auf der anderen Seite hat Airbus die Flugzeuge bereits produziert und dementsprechend enorm viel Zeit und Geld in den Bau der Maschinen gesteckt. Der Flugzeughersteller fordert also berechtigterweise die ihm zustehende Vergütung ein, denn eine Kaufstornierung nach Fertigstellung der Maschine ist schlichtweg unmöglich. Nun hat sich Qatar allerdings durchgesetzt und die Abnahme weitere Maschinen zunächst auf unbestimmte Zeit gestoppt.