Dass die Coronakrise für die Toursimus-Industrie verheerend sein wird, ist nicht nur durch einen Blick in die Zukunft offensichtlich. Überall sieht man wie sich die drastischen Massnahmen auf Reiseunternehmen auswirken. Gegroundete Flugzeuge, geschlossene Hotels und immer lauter werdende Rufe nach staatlichen Hilfen haben uns über die letzten Wochen begleitet. Wie aber wird sich die Krise langfristig auswirken? Im Interview mit der NZZ spricht Christian Laesser, Professor für Touristik an der Universität St. Gallen über die Auswirkungen der Krise und beschreibt was Schweizer Reisende und Reiseunternehmen erwartet.
Fernreisen erst ab 2021 & mit einem Impfstoff oder Gegenmittel
Ähnlich wie auch wir es in unserer Prognose für die Zukunft der Reisewelt sieht Herr Prof. Laesser eine Zunahme des internationalen Reiseverkehrs mit Langstreckenflügen und Fernreisen erst wieder im Jahr 2021 und gekoppelt an eine effektive Bekämpfung des Coronavirus.
Der wahrscheinlichste Gang der Dinge wird eine stufenweise Lockerung der aktuellen Einschränkungen sein, die auch langsam den Reiseverkehr wieder ermöglichen. Zuerst wird es möglich sein innerhalb des Landes zu verreisen und anschliessend eventuell innerhalb Europas. Mit einer stufenweise Lockerung der Lockdown-Massnahmen steht interkontinentaler Reiseverkehr aber natürlich an allerletzter Stelle und wird somit am längsten brauchen.
Bei der Wiederaufnahme des Tourismus wird auch die Hygiene eine zunehmend grössere Rolle spielen. Egal ob Kreuzfahrtschiffe, Hotels oder Fluggesellschaften, Sauberkeit und Desinfektion wird nach Corona deutlich stärker forciert werden müssen, um den Reisenden ein grösseres Sicherheitsgefühl zu geben. Besonders Berichterstattungen über unter Quarantäne gestellte Kreuzfahrtschiffe mit der sich ausbreitenden Krankheit hatten während der letzten Wochen immer wieder für Aufmerksamkeit in den Medien gesorgt.
Auch der Schweizer Tourismus wird leiden
Bezogen auf die Schweiz äussert sich Prof. Laesser besorgt, aber dennoch zuversichtlich. In den letzten Tagen und Wochen gab es immer wieder Horrormeldungen von den verschiedenen Reiseunternehmen, wie etwa das fast komplette Grounding der Swiss oder der Rückgang von Hotelumsätzen von über 90 %, die die Vereinigung Hotellerie Suisse verlauten liess. Diese werden auch höchstwahrscheinlich zu Konkursen in der Industrie führen, die wichtige Frage ist hier wo der Staat einspringt und Unternehmen zur Seite steht. Positiv sieht der Experte allerdings, dass die Schweiz sich glücklich schätzen kann, eines der Länder zu sein, welches über solche Möglichkeiten verfügt und im Notfall viele Unternehmen retten kann und so über die Krise bringen kann.
Insgesamt geht Laesser allerdings davon aus, dass die Branche sich wieder erholen wird und die Nachfrage durch die Krise nicht dauerhaft gestört sein wird. Besonders ist hier, auch im Vergleich zu vorherigen Krisen, dass sowohl Nachfrage als Angebot gleichermassen betroffen sind – bislang ein Novum. Werden die Beschränkungen wieder aufgehoben, kommt allerdings beides wieder und bringt die Branche wieder in Gang. Hier sollen auch über lange Sicht keine Preiserhöhungen stattfinden, da der Wettbewerb infolge der sich lockernden Massnahmen ebenfalls wieder ähnlich stark entwickeln wird wie vor der Krise.
Der Ausgang der Krise bleibt schwer vorherzusagen
Ähnlich wie auch Epidemiologen, Virologen oder Statistiker tun sich auch Wirtschaftswissenschaftler schwer, die Ausgänge einer solchen Krise vorherzusagen. Klar ist, dass der Tourismus wohl einer der am stärksten getroffenen Sektoren der Wirtschaft ist, auch in der Schweiz. Interessant ist auch, dass Laesser im Interview im Fazit weg von den direkten wirtschaftlichen Folgen auf die Wirtschaft geht, sondern den Aspekt der menschlichen Folgen anspricht, er spricht hier sogar von einer posttraumatischen Belastungsstörung. Auch hier könnte der Tourismus einspringen und Lösungen anbieten. So ist infolge der Pandemie etwa in China die Scheidungsquote angestiegen und insgesamt benötigen die Menschen nach dem langen Kontakt zur Familie vielleicht etwas mehr Abstand und Zeit für sich. Etwas, was Hotels mit speziellen Angebote perfekt bedienen könnten.
Touristische Anbieter könnten substanziell dazu beitragen, die Schäden etwas abzufedern, die wir alle aus dieser Krise davontragen. Christian Laesser – Tourismusexperte der Universität St. Gallen
Alles in allem bleiben die Folgen der Krise für die Reiseindustrie aber weiter schwer abschätzbar, vor allem in genauen Zahlen. Fest steht aber, dass viel davon abhängt, wie lange der Lockdown dauert und wie schnell sich das Reiseleben dann wieder erholen kann.
Fazit zur Zukunft der Reiseindustrie nach der Coronakrise
Es ist interessant zu lesen, welche Gedanken ein Experte aus dem Tourismus über die Zukunft der Coronakrise hat und welche Folgen auf uns zukommen. Sicherlich ist ein Verzicht auf Fernreisen bis 2021 nichts, was wir gerne hören, allerdings scheint dies momentan der nötige Weg zu sein, um die Krise hinter uns lassen zu können.
Natürlich werden wir in der Schweiz keine Ferien machen, nur zuhause. Was bringt es, wenn wir 70km weg von zuhause Ferien machen, und dafür 180 Fr für eine Übernachtung zahlen müssen? Dann halt zuhause im Garten zum Nulltarif!
Hallo Bettina, das kommt sicherlich auch auf die eigenen Präferenzen an. Gerade aus der Großstadt rauszukommen (nicht jeder hat einen Garten) oder eine andere Stadt kennenzulernen, kann auch innerhalb des Landes eine schöne Sache sein!