Im Zuge der Farnborough Airshow stellen diverse Flugzeughersteller sowie Airlines ihre neuen Nachhaltigkeitsbemühungen vor. Dabei gibt es vor allem zwei verschiedene Ansätze.
Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es wieder eine umfassende Luftfahrtmesse, auf der die internationalen Grössen der Branche aufeinander treffen. Neben wichtigen Kaufvereinbarungen spielt jedoch auch Nachhaltigkeit eine grosse Rolle. Dabei gibt es zwei verschiedene Ansätze, wie airliners.de berichtet.
Boeing schliesst Bündnis mit Alder Fuels
Die beiden US-Konzerne Boeing und Alder Fuels haben laut einer Pressemitteilung auf der Farnborough Airshow ein Bündnis geschlossen. Die Fluggesellschaft erklärt sich dazu bereit, das von Alder Fuels entwickelte vorläufige SAF (Sustainable Aviation Fuel) an den eigenen Maschinen zu testen und so bei der internationalen Zertifizierung zu helfen.
Das Entwicklungsunternehmen arbeitet an einem Treibstoff für Flugzeuge, der aus forst- und landwirtschaftlicher Reststoffen produziert wird. Boeing ist bereits seit über 10 Jahren an der Entwicklung von SAF beteiligt. Erst Anfang 2021 verpflichtete sich die Airline dazu, alle ausgelieferten Flugzeuge so zu bauen, dass diese mit klimafreundlicherem Treibstoff kompatibel sind.
Bisher liegt die Verbreitung von nachhaltigem Kraftstoff jedoch weit unter angestrebten Level. Für eine klimaneutrale Luftfahrt bis 2050 reichen die derzeitigen Quoten bei langem nicht. Um das Klimaziel zu erreichen, muss die Entwicklung und Produktion von SAF massiv hochgeschraubt werden.
Direct Air Capture
Während Boeing sich eher auf die Entwicklung von nachhaltigem Treibstoff konzentriert, eröffnet Airbus auf der Luftfahrtmesse in Farnborough seine Pläne zur Unterstützung von Herausfiltern von bereits in der Luft gelandeten CO₂. In Zusammenarbeit mit Air Canada, Air France-KLM, Easyjet, International Airlines Group IAG, LATAM Brasil, Lufthansa und Virgin Atlantic will der Flugzeughersteller die Entwicklung von Direct Air Capture unterstützen und fördern. Hierfür haben die acht Parteien eine Absichtserklärung unterzeichnet, die den Kauf von Emissions-Gutschriften im Umfang von 400’000 Tonnen CO2 gewährleisten soll.
Bei der Direct Air Capture Methode wird über riesige Anlagen versucht, CO₂ mit einer Art Staubsauger-Prinzip aus der Luft zu filtern. Die Luft wird eingesaugt und trifft im Inneren der Anlage auf einen CO₂-Filter. Sobald dieser voll ist, wird das dort gelagerte CO₂ erhitzt und das Kohlendioxid wird während eines chemischen Prozesses vom Rest abgetrennt. Das Endprodukt kann dann zum Beispiel in Böden zu Carbonat verpresst werden.
Doch die Vorgehensweise ist noch lange nicht rentabel. Um die sogenannten DAC-Anlagen zu betreiben, bedarf es an Unmengen von Energie. Diese müsste, damit das Vorgehen auch wirklich klimafreundlich ist, natürlich auch aus nachhaltigen Quellen entstehen. Doch auch die Produktion von nachhaltiger Energie ist noch nicht ausreichend ausgereift. Besonders jetzt, während des Angriffskriegs in der Ukraine und der damit einhergehenden Blockade gegenüber dem russischen Gas zeigen sich die Defizite in diesem Bereich besonders.
Um gerade einmal ein Prozent der jährlichen CO₂-Emissionen zu aus der Atmosphäre zu ziehen, bräuchte es ungefähr 3’683 DAC-Anlagen mit einer CO₂-Entnahmeleistung von 100’000 Tonnen pro Jahr. Der Strombedarf für die Anlagen würde den Strombedarf der kompletten Weltbevölkerung überschreiten.
Zudem liegt die Leistung der bisherigen in Betrieb genommenen Anlagen gerade einmal bei 4’000 Tonnen pro Jahr. Das Verfahren ist nicht nur besonders Energie bedürftig, sondern auch extrem teuer. Eine Tonne gesäuberte Luft kostet zwischen 800 und 1’000 CHF. Dennoch handelt es sich hierbei um eine vielversprechende Methode im Wettlauf gegen den Klimawandel.
Fazit zu den neusten Nachhaltigkeitsbemühungen der Luftfahrtbranche
Auch wenn weder SAF noch Direct Air Capture komplett ausgereifte Konzepte sind – es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dass die Airlines und Flugzeughersteller so darauf erpicht sind, sich an der Entwicklung zu beteiligen, liegt jedoch wahrscheinlich eher weniger an der Gutherzigkeit und Klimafreundlichkeit der Unternehmensführer, sondern an den Regularien, die wegen der modernen Klimapolitik auf die Konzerne zukommen.