Seit geraumer Zeit gab es viele Gerüchte drum und die meisten erahnten es wahrscheinlich bereits: Die Lufthansa Group plant für ihr hauseigenes Vielfliegerprogramm Miles and More variable Meilenpreise einzuführen – gute Nachrichten sind das sicherlich nicht.
Und wie uns die Vergangenheit bisher lehrte, dürften es sich dabei um negative Nachrichten handeln. Allerdings ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht viel mehr bekannt, als dass es früher oder später zu dieser Umstellung kommen wird.
Führungskräfte bestätigen Einführung des neuen Preismodells
Die Lufthansa Group wird ihr Miles and More-Treueprogramm, dem unter anderem Lufthansa, Swiss, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Eurowings angehören, auf ein dynamisches Preismodell umstellen, wie Führungskräfte in einem Pressebriefing in Miami gestern bekannt gaben. Star Alliance- und Lufthansa-Partner United Airlines verfolgt bereits für dieses Jahr eben solche Pläne und plant dementsprechend künftig keine Meilentabellen mehr veröffentlichen zu wollen. Delta Air Lines beispielsweise nutzt bereits seit ein paar Jahren ein dynamisches System für ihr Meilenprogramm SkyMiles und hat seither einiges an Kritik zu ertragen.
Für die Umstellung des Miles and More-Programmes wurde allerdings kein Zeitplan oder ähnliches genannt. Frank Naeve, Vice President Sales, sagte dazu lediglich: “Das ist die Richtung, in die wir gehen”. Also ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar, wann die variablen Meilenpreise kommen werden. Des weiteren sagte Naeve, dass die Umstellung “die Nachfragesituation für einen bestimmten Flug widerspiegeln” werde und das flexible Preismodell etwas sei, das “Mehrwert” bringen würde. Man darf sich allerdings fragen, für wen dieser sogenannte Mehrwert gelten wird.
Was die Umstellung bedeutet könnte
Während die dynamische Preisgestaltung angeblich bessere Angebote für die Einlösung von Meilen bei Flügen mit geringer Nachfrage bietet, hat sie bei Vielfliegern nicht den besten Ruf, da die Möglichkeit entfällt, für eine Einlösung in einer spezifischen Reiseklasse zu planen und entsprechend genügend Meilen zu sammeln, um Meilen-Tickets für ein bestimmtes Ziel einzulösen. Unter dem von Delta verwendeten dynamischen Preismodell zum Beispiel bedeutet die flexible Meilentabelle, dass für jede Route, jeden Wochentag und jeden Flug unterschiedliche Preise gelten können. Für ein Paar, das zum Beispiel Meilen spart, um Tickets für einen Traumurlaub in einem bestimmten Ziel einzulösen, bedeutet dies, dass sie erst dann wissen, wie viele Meilen sie tatsächlich benötigen, wenn sie bereit sind, zu buchen.
Theoretisch könnte das auch bedeuten, dass nur genügend Meilen für Flüge zu einem Ort vorhanden sind, an dem möglicherweise eine geringere Nachfrage besteht, oder Flüge ausserhalb der Spitzenzeiten, was sich auf Familien auswirken kann, die an Schulferien gebunden sind. Vielflieger, die Delta Skymiles nutzen, haben sich über Business Class-Prämien beschwert, die manchmal mehr als eine Million Meilen für ein einzelnes Ticket kosten würden, während Führungskräfte der Fluggesellschaft argumentieren, dass dynamische Preise es ihnen ermöglichen, zusätzliche Plätze für Einlösungen auf Strecken mit hoher Nachfrage zu eröffnen. Es kann auch bedeuten, dass auf einigen Strecken, auf denen die Nachfrage und die Preise niedrig sind, weniger Meilen erforderlich sind.
In jedem Fall kann man aber davon ausgehen, dass ein dynamisches Modell den besonders hohen Wert von Meilen in bestimmten Situationen ausmerzen könnte. Gerade bei kurzfristigen Buchungen und sehr gefragten Strecken, auf denen man noch einen Platz mit Meilen ergattern kann, gibt es teilweise einen Gegenwert von 5 bis 10 Rappen pro Meilen – mit einem dynamischen System wird das deutlich weniger wahrscheinlich.
Fazit zur Einführung dynamischer Meilentabellen
Nun ist also offiziell bestätigt, was viele schon lange befürchteten: Die Lufthansa Group wird früher oder später ein dynamisches Preismodell für “Europas grösstes Vielfliegerprogramm” Miles and More einführen. Während momentan noch völlig unklar ist, wann dies der Fall sein wird, kann man bereits am Beispiel von Delta und dem hauseigenen Programm SkyMiles erahnen, dass da nicht viel Positives bei rumkommen dürfte. Allerdings nutzt es auch nichts, jetzt in Panik zu verfallen und die eigenen angehäuften Meilen sofort und unüberlegt zu verprassen. Jedoch sollte man dieses Thema von nun an stets im Auge behalten, um der Umstellung womöglich noch zuvorzukommen. Auf jeden Fall sind dies (mal wieder) wohl keine guten Nachrichten für uns Meilensammler.