Lufthansa soll sich intern intensiv mit der Rückkehr des Airbus A380 befassen. Offiziell beschlossen ist noch nichts, aber die Rückkehr wird wahrscheinlicher, wie wir erfahren durften.
Aktuell ist es noch ein Gerücht. Aber die Lufthansa soll wohl an einer überraschenden Reaktivierung des Superjumbos arbeiten. Der Airbus A380 könnte demnach schon bald wieder unter der Flagge des Kranichs weltweit unterwegs sein. Offiziell bestätigt ist noch nichts, und der Airbus A380 soll auch nicht die einzige Option sein, die aktuell intern diskutiert wird. Wie wir aber exklusiv erfahren durften, sind die Diskussionen bereits weit fortgeschritten und lassen die Rückkehr nicht unwahrscheinlich erscheinen.
Die Quellen haben um Anonymität gebeten. Alle Informationen liegen der Redaktion von reisetopia intern vor.
Rückkehr im neuen Gewand?
Dass die Rückkehr des Airbus A380 bei der Lufthansa nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen ist, liess Carsten Spohr bereits bei der letzten Hauptversammlung verlauten. Die Aussichten waren dennoch nicht äusserst erfolgversprechend, sodass der Vorstandsvorsitzende bei seiner Rede noch von sehr unwahrscheinlichen Umständen ausgehen musste. Doch die Situation hat sich in den vergangenen Wochen bereits weiterentwickelt. Die Nachfrage zieht weiter an, gleichzeitig fehlt es an Kapazitäten. Die Probleme sind zum einen hausgemacht: es fehlt Personal. Zum anderen leidet der Kranich aber auch massiv unter den Verzögerungen im Hause Boeing. Die kurzfristig gekauften Boeing 787 Dreamliner stossen erst im Sommer zur Flotte – Datum weiterhin unbekannt -, die neue Boeing 777X kommt nun erst im Jahre 2025.
Dementsprechend fehlt es der Lufthansa besonders an Kapazitäten im Premium-Segment. Aber auch die allgemeine Nachfrage, vor allem in Richtung beliebte Feriendestinationen, scheint nicht abzureissen. Und dementsprechend wird der Airbus A380 gezwungenermassen wieder zu einer Option, nachdem bereits die Boeing 747-400 und der Airbus A340-600 reaktiviert wurde. Dabei helfen auch weitere kurzfristige Leasingaufträge bei Philippine Airlines für Lufthansa selbst sowie bei Finnair für die Tochter Eurowings Discover nicht ausreichend aus. Der Airbus A380 befindet sich noch in der Flotte. Sechs Exemplare verlassen die Flotte endgültig im Herbst und gehen an Airbus zurück, acht verbleiben. Genau um diese acht Flugzeuge soll sich momentan vieles bei Lufthansa drehen.
Wir berichteten bereits in der vergangenen Woche von dem Gerücht, dass die Lufthansa an der Reaktivierung von vier Airbus A380 arbeiten solle. Diese vier Exemplare stellen Option 1 dar. Die zweite Option würde sich um die Reaktivierung aller acht Exemplare drehen. Wie wir nun weiter erfahren durften, handelt es sich dabei um die wahrscheinlichere Option, wobei sechs Flugzeuge regelmässig im Einsatz und zwei als Ersatz gehalten werden. Doch die Reaktivierung des Superjumbos birgt einige Risiken. Klar ist, dass die finanzielle Belastung durch den Airbus enorm ist, weshalb die Lufthansa bislang von der Rückkehr abgesehen hat. Auch in aktuellen Zeiten ist die Reaktivierung nur möglich, sofern der Airbus A380 wieder längerfristig eingesetzt werden kann. Genau das soll die Lufthansa aktuell intern prüfen.
Boeing macht verlockendes Angebot
Dementsprechend ist noch nicht endgültig entschieden, ob der Airbus A380 auch wirklich reaktiviert wird. Das bestätigt auch die Aussage eines Lufthansa-Sprechers uns gegenüber, vergangene Woche Mittwoch:
Eine Reaktivierung der A380 ist derzeit nicht geplant.
Sollte man intern jedoch zu dem Entschluss kommen, den Einsatz des Airbus A380 längerfristig zu sichern, steht die Airline vor der nächsten Entscheidung: Umrüstung. Die Kabine des Airbus A380 bietet insgesamt vier verschiedene Reiseklassen, die allesamt in die Jahre gekommen sind. Demnach soll man sich intern aktuell ebenfalls damit beschäftigen, im Falle einer Reaktivierung auch die komplette Kabine auf dem neuesten Stand zu bringen, inklusive neuer Business und First Class, wie wir ebenfalls erfahren durften. Die Kabine des aktuell grössten Flugzeugs der Flotte, der Boeing 747-8, soll ebenfalls im kommenden Jahr aktualisiert und mit den neuesten Sitzen ausgestattet werden. In der Zwischenzeit wird das noch vorhandene Personal bereits auf diesen Umstand vorbereitet.
Dabei ist weiterhin unklar, wo die Flugzeuge stationiert werden. Bereits zuletzt entschied man, die Boeing 787-9 in Frankfurt zu stationieren und alle Airbus A350-900 wieder zurück nach München zu bringen. In der Vergangenheit war der Airbus A380 sowohl in Frankfurt als auch in München stationiert, acht davon waren wohl bereits in München stationiert. Ob das ein Fingerzeig für die künftige Basis ist, bleibt unklar. Das Personal in der Technik dürfte dabei das geringste Problem werden. Vor allem dürfte es aber an fliegendes Personal mangeln, wie bereits die aktuelle Situation eindrucksvoll zeigt. Für den Juli musste die Lufthansa mit Eurowings gemeinsam knapp 1.000 Flüge annullieren. Wie viele Airbus A380-Piloten aktuell noch bei der Airline angestellt sind, ist unbekannt.
Doch dementsprechend konzentriert sich die Lufthansa nicht nur auf den Airbus A380. Vor allem die vergangenen Monate waren in der Luftfahrtbranche besonders dynamisch. Aktuell ist es relativ einfach, White Tails bei den Flugzeugherstellern zu erhalten oder ungenutzte Flugzeuge von anderen Airlines zu leasen. Beides macht die Lufthansa bereits mit einigen Boeing 787 sowie Airbus A350. Ein weiterer Flugzeugtyp, der innerhalb des Konzerns nicht gänzlich unbekannt ist, steht ebenfalls auf der Liste. Denn wie aero.de berichtet, befasst sich die Lufthansa auch mit der kurzfristigen Beschaffung der Boeing 777-300ER. Vier bis sechs Flugzeuge sollen demnach wohl Lufthansa zum Kauf angeboten worden sein. Dabei handelt es sich ebenfalls um White Tails, die kurzfristig verfügbar wären. Der ursprüngliche Käufer ist nicht bekannt.
Fazit zur möglichen Rückkehr des Airbus A380
Der Airbus A380 befindet sich aktuell in Teruel. Während sechs Exemplare definitiv die Flotte verlassen werden, könnten die übrigen acht im kommenden Jahr wieder für die Lufthansa im Einsatz sein. Die mögliche Reaktivierung mit allen Hürden soll wohl aktuell weiterhin intern heiss diskutiert werden. Klar ist, dass nur ein langfristiger Einsatz der noch jungen Doppeldecker Sinn ergeben würde. Dementsprechend prüfe man wohl auch, ob die Kabinen aller Airbus A380 noch vor dem Einsatz umgerüstet werden können. Grösste Hürde dürfte neben der durchaus weiterhin unklaren Situation in der zivilen Luftfahrt vor allem die Personalsituation bleiben. Ob die Lufthansa den Airbus A380 wieder mit dem nötigen Personal füllen kann, bleibt offen. Deshalb beschäftigt man sich wohl auch aktuell mit der kurzfristigen Übernahme einiger neuer Boeing 777-300ER.