Die Lufthansa Group und der US-Riese Expedia arbeiten ab sofort deutlich enger zusammen. Hintergrund ist eine strategische Partnerschaft, für Kunden ergibt sich die Möglichkeit Tickets bei Expedia zum selben Preis zu buchen wie direkt bei der Airline.
Die Lufthansa und Online-Reisebüros stehen eigentlich seit einigen Jahren auf dem Kriegsfuss. Dies liegt allen voran an einer sogenannten GDS-Gebühr, welche die Lufthansa eingeführt hat. Dadurch kosten beispielsweise Tickets innerhalb von Europa eine Gebühr von zusätzlichen rund 20 Franken, wenn sie über Online-Reisebüros gebucht wurden. Bislang war dies auch bei Expedia sowie allen Töchtern, darunter etwa ebookers, der Fall. Im Rahmen der neuen strategischen Partnerschaft fällt dieser Aufschlag weg.
Partnerschaft rund um das Dynamic Pricing von Lufthansa
Der Hintergrund der Partnerschaft von Lufthansa und Expedia ist der neue Branchenstandard für den Vertrieb von Airline-Tickets, das sogenannte NDC. Kunden von Expedia können ab sofort auf NDC Partner Programm-Tickets zugreifen, darunter auch die sogenannten “NDC Smart-Offer”. Hierbei handelt es sich um die günstigsten Tarife der Lufthansa-Gruppe, die eben ohne den bisherigen GDS-Zuschlag von rund 20 Franken pro Ticket innerhalb von Europa und noch höheren Zuschlägen auf internationalen Strecken daherkommt. Dies führt zu einem identischen Preis für Flugbuchungen über Portale der Expedia Group sowie der Lufthansa Gruppe, unabhängig davon ob es um ein Ticket bei der Lufthansa oder Tochter-Airlines wie Swiss oder Austrian Airlines geht.
Die Zusammenarbeit von Expedia und Lufthansa geht aber weit darüber hinaus. Gemeinsam sollen neue Technologien entwickelt werden, um den Kunden “noch besseren Zugang zu einem breiten Angebot” gewähren zu können, heisst es in einer Pressemitteilung. Dabei wird es voraussichtlich allen voran auch um den Bereich der dynamischen Preise, das sogenannte Dynamic Pricing, der Lufthansa Group gehen. Die Airlinegruppe möchte in Kürze damit beginnen statt auf die Logik von Buchungsklassen auf flexible Preispunkte zu setzen. Dadurch kosten die Tickets voraussichtlich für jeden Kunden je nach Buchungsweg, Buchungsort und Buchungszeitpunkt unterschiedlich viel Geld. Statt relativ starren Buchungsklassen mit Preisen, die für eine bestimmte Anzahl an Tickets pro Flug identisch sind, könnten die Flugzeuge zukünftig mit Passagieren gefüllt werden, die allesamt einen anderen Preis bezahlt haben.
Die beiden Konzerne wollen im Rahmen ihrer Partnerschaft ihr Wissen über die Kunden und die technologischen Möglichkeiten gemeinsam in den Ring werfen, um die dynamischen Preise für Flugtickets, die erst durch den neuen NDC-Standard möglich werden, zu verbessern. Für Kunden sollte das am Ende allerdings keine gute Nachricht sein, denn allen voran sollten die dynamischen Preise am Ende für höhere Erträge auf der Seite und natürlich auch bei Expedia sorgen. Das heisst konkret, dass auch die Ticketpreise insgesamt steigen werden, da die Konzerne daran arbeiten die Schmerzgrenze beim Preis für jeden Kunden einzeln herauszufinden und somit jeweils den maximalen Preis verlangen können.
Fazit zur Zusammenarbeit von Lufthansa und Expedia
Auf den ersten Blick klingt es nach einer positiven Nachricht, dass Tickets von Lufthansa, Eurowings, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss bei Expedia zukünftig keine zusätzliche Gebühr mehr kosten. Gleichzeitig muss man sich allerdings auch fragen, was die Zusammenarbeit langfristig bedeutet. Dass die Lufthansa an dynamischen Preisen für Flugtickets arbeitet, war bereits bekannt. Durch die Partnerschaft mit Expedia könnte die Airline allerdings deutlich schneller den nächsten Schritt machen – für Kunden sind das mit Sicherheit keine guten Nachrichten.