2024 könnte es in Deutschland einen Streikrekord geben. Diese Entwicklung ist auch bei der Lufthansa spürbar. Auf 250 Millionen Euro (knapp 245 Millionen CHF) belaufen sich die entstandenen Mehrkosten durch Streiks in diesem Jahr.
Das Jahr 2024 ist noch nicht sehr lange angelaufen. Es steht gerade mal Ostern vor der Tür und schon benennt die grösste Fluggesellschaft Deutschlands eine Streik-Einbusse in Höhe von 250 Millionen Euro, wie aero berichtet.
Folgen der Ausstände kommen zu tragen
Bereits im Dezember 2023 rechnete man damit, dass der Start in das neue Jahr Streik-intensiv wird – und das in vielen Bereichen. Doch dass die Arbeitsproteste ein derartiges Ausmass annehmen, war zu dieser Zeit noch nicht abzuschätzen. So zieht auch die Lufthansa eine Zwischenbilanz nach den turbulenten ersten Monaten des Jahres 2024. Die Mehrkosten, die dem Kranich durch die Streiks in diesem Jahr bislang zur Last fallen, belaufen sich auf 250 Millionen Euro. Remco Steenbergen, Finanzvorstand der Lufthansa, erklärte in einem Interview in einem internen Memo an die Mitarbeitenden, dass die Arbeitsausstände auch im Nachhinein deutlich spürbar werden. Nicht nur die Dienstpläne der Besatzungen und die Einsatzpläne der Flugzeuge werden unter den Nachwehen leiden. Auch die Verunsicherung der Kunden wird noch künftig eine ausschlaggebende Rolle spielen.
Die ersten Spätfolgen der Proteste machten sich bereits dahingehen bemerkbar, als für gut eine Woche sämtliche Flüge zwischen Frankfurt und San Francisco aus dem Flugplan genommen wurden. Aufgrund personeller Engpässe mussten diese Flüge gestrichen werden, um schliesslich wieder Stabilität in der Dienstplan-Gestaltung wiederherzustellen.
Von 100 auf 250 Millionen Euro
Als Anfang März die Jahresbilanz der Lufthansa 2023 vorgelegt wurde und der Konzern auf sein drittbestes Finanzergebnis zurückblickte, ging Steenbergen noch von einer Streikbelastung in Höhe von etwa 98 Millionen Franken aus. Nun, nicht einmal einen Montag später, hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt. Entsprechend hart wurde die Lufthansa Group von den zahlreichen Arbeitsniederlegungen unterschiedlicher Abteilungen getroffen.
Zwischen der Lufthansa und der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO) tut sich aktuell wenig. Die Tarifverhandlungen für das Lufthansa Kabinenpersonal scheinen zu stocken. Während das Lufthansa-Bodenpersonal über unbefristete Streiks abstimmt, sollte vorerst mit keinen Arbeitsniederlegungen dieser Gruppe zu rechnen sein. Denn aktuell gilt eine Friedenspflicht, die bis zu einer potenziellen Einigung zwischen Lufthansa und ver.di im Zuge eines Schlichtungsverfahrens in Kraft ist. Indessen ist auch die sechste Tarifverhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft ver.di für das Luftsicherheitspersonal und der Lufthansa am Laufen. Eine Sprecherin des Bundesverbands der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) bekräftigte schlussendlich:
Wir hoffen darauf, dass es zu einer Einigung kommt.
Sprecherin der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS)
Fazit zur hohen Streik-Einbusse der Lufthansa
Die Lufthansa Group muss aufgrund der Streik-Wellen dieses Jahres hohe Verluste einstecken. Auf 250 Millionen Euro belaufen sich die Mehrkosten. Doch damit ist der Kranich nicht allein. Auch die Deutsche Bahn hat massive Einbrüche zu verzeichnen – für das Vorjahr zieht die Bahn eine Verlust-Bilanz in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro. Die Fragen, dies sich schliesslich stellen, lauten: Wer wird für diese hohen Verluste aufkommen? Werden die Kosten am Ende des Tages an die Verbraucher weitergereicht und werden dadurch die Ticketpreise abermals steigen? Es bleibt gewiss spannend, wie die Konzerne mit den Verlusten umgehen werden und wo schliesslich Abstriche gemacht werden, um die verlorenen Summen wieder hereinzuholen.