Keine Einreise mit ESTA in die USA, wenn man in den letzten Jahren auf Kuba war? Zumindest auf dem Papier ist das der Fall – wir haben uns die Sache genauer angesehen, um Reisenden zu helfen.
Dass die Beziehung zwischen Kuba und den USA keine einfache ist, ist kein Geheimnis. Unter der Obama-Administration fanden zwar erste Annäherungen statt, doch eine Entscheidung, die die Regierung rund um Donald Trump gefällt hat, führt nun vermehrt dazu, dass auch Touristen vor Probleme gestellt werden. Eine unserer Kundinnen hat uns berichtet, dass es ihr so erging – wir haben uns die aktuelle Lage mal genauer angesehen, da es äusserst wenig Berichterstattung zu dieser Thematik gibt.
Wie beeinflusst eine Kuba Reise die ESTA-Entscheidung?
Wer von Europa aus in die USA reisen möchte, hat es – in Post-Covid Zeiten – relativ leicht. Bis kurz vor der Reise muss man im Rahmen des Visa Waiver Programs die Reisegenehmigung ESTA (kurz für Electronic System for Travel Authorization) beantragen. Diese kostet 21 US-Dollar und ist für zwei Jahre beziehungsweise bis zum Ablauf des Reisepasses gültig. Bekommt man die Bestätigung, steht der USA-Reise eigentlich nichts mehr im Wege. Eigentlich. Denn in letzter Zeit häuften sich Meldungen, dass ESTA nachträglich abgelehnt beziehungsweise entzogen wurden, wenn der Antragsstellende vorab in Kuba war. Für Reisende bedeutet das, dass sie vor ihrer US-Reise dann ein richtiges Visum beantragen müssten, was einen enormen organisatorischen Aufwand mit sich bringt. Dazu kommt noch, dass es aktuell nahezu unmöglich ist, zeitnahe Termine zu ergattern.
Eine offizielle Meldung hierüber gibt es nicht, doch wir haben von Kunden davon erfahren und in einigen Foren ähnliche Berichte finden können. Aus diesem Grund haben wir uns die Sache nochmal genauer angesehen. Tatsächlich findet man auf der Kuba-Länderseite des Auswärtigen Amtes zumindest einen Hinweis, der von diesem Umstand berichtet – betont werden hier allerdings Einzelfälle.
Es sind Fälle bekannt geworden, dass Personen, die über einen Wohnsitz oder langfristigen Aufenthaltstitel in Kuba verfügen/verfügten oder Doppelstaater sind (kubanisch/deutsch) und in die USA einreisen möchten, bis auf Weiteres nicht ESTA-berechtigt sind. In Einzelfällen waren auch Personen betroffen, die lediglich einen touristischen Voraufenthalt in Kuba hatten. Betroffene müssen für die Einreise in die USA ein Visum beantragen (dies gilt auch für Transitflüge). Reisende sollten rechtzeitig vor Einreise zu diesem Thema mit der zuständigen US-Vertretung Kontakt aufnehmen.
Auswärtiges Amt
Wie viele Reisende bisher betroffen waren, lässt sich nicht sagen, doch ist durchaus davon auszugehen, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handelt. Im Mai hat der Guardian in einem Artikel über die problematische Lage des kubanischen Tourismus berichtet, dass es in einigen Whatsapp Gruppen von Expats unzählige Erfahrungsberichte darüber gab, dass Reisenden, die von Havanna aus in amerikanische Städte fliegen, plötzlich ihre ESTAs dauerhaft entzogen wurden.
Die US-Botschaft hat dem Guardian die neue Vorgehensweise zum damaligen Zeitpunkt nicht bestätigt und verwies an das Heimatschutzministerium, das sich wiederum nicht bei den Journalisten zurückmeldete. Mitarbeitende der Fluggesellschaften American Airlines und JetBlue haben aber bestätigt, dass dies nun regelmässig vorkommt.
Kuba als “State Sponsor of Terrorism”
Die Begründung der entzogenen ESTA lässt sich darin finden, dass Kuba seit Januar 2021 durch das Aussenministerium der Vereinigten Staaten als “State Sponsor of Terrorism” kategorisiert wird. Aktuell befinden sich neben Kuba auf dieser List nur noch Syrien, Nordkorea und der Iran.
Auf dem ESTA Antrag muss man Reisen nach Kuba nicht explizit angeben. Hier geht es nur um vorherige Reisen in den Iran, Irak, Jemen, Sudan, Somalia, Nordkorea, Libyen und Syrien. Dennoch – bei den FAQs auf der offiziellen ESTA-Webseite lässt sich eine Frage finden, die stutzig macht. Hier gibt es den Punkt, wie Kubas Einstufung als State Sponsor of Terrorism die Reisen mit einem bereits genehmigten ESTA beeinflusst.
How does Cuba’s designation as a State Sponsor of Terrorism impact my travel to the United States using my approved ESTA?
If a traveler is found to have visited a country designated as State Sponsor of Terrorism, the traveler is no longer eligible to participate in the Visa Waiver Program and must apply for a visa to enter the United States.
U.S. Customs and Border Protection auf der offiziellen ESTA Webseite
Die Antwort scheint eindeutig: Wenn herausgefunden wird, dass Reisende ein Land besucht haben, das als State Sponsor of Terrorism klassifiziert ist, entfällt die Möglichkeit am Visa Waiver Programm teilzunehmen – also nur mit dem ESTA in die USA zu reisen. Ein Visum wäre dann notwendig.
Am häufigsten ergibt sich das Problem diversen Erfahrungsberichten zufolge bei einer direkten Reise von Kuba in die USA, da dann natürlich unverkennbar ist, wo man sich vorher – wenn auch nur zu touristischen Zwecken – aufgehalten hat. Bei einer schon länger zurückliegenden Reise kann dies natürlich ebenfalls durch den Stempel im Reisepass nachvollzogen werden, sodass auch eine Einreise von Deutschland in die USA problematisch sein kann, wenn man in den Jahren zuvor in Kuba war.
Seit wann ist Kuba als State Sponsor of Terrorism kategorisiert?
Dass Kuba als State Sponsor of Terrorism eingestuft wird, ist nicht gänzlich neu. Die aktuelle Entscheidung kommt vom 12. Januar 2021 und damit aus den letzten Tagen der Trump Administration. Die Begründung war die Folgende: Man wollte ein klares Zeichen setzen, dass das Castro Regime “die Unterstützung des internationalen Tourismus und die Untergrabung der US-Justiz” beendet. Zuvor befand sich Kuba knapp sechs Jahre nicht in dieser Kategorie, da Obamas Regierung das Land im Zuge der Normalisierung der Beziehungen von der Liste entfernt hatte. 1982 traf Ronald Reagan’s Regierung diese Entscheidung zum ersten Mal. Damals mit der Begründung, dass das Land bewaffnete Revolutionen – oft von terroristischen Vereinigungen – unterstützt, um linken Kräften in ganz Lateinamerika zur Macht zu verhelfen.
Der Zeitpunkt, zu dem Kuba nun nach sechs Jahren Pause wieder auf die Liste gekommen ist, ist noch aus einem weiteren Grund interessant: Kurz darauf brach die Corona-Pandemie weltweit aus und Reisen in die USA waren für mehr als eineinhalb Jahre so gut wie hinfällig. Dies könnte auch eine mögliche Erklärung sein, weshalb bisher nicht sonderlich viel über das Thema in Bezug auf Reisen berichtet wurde.
Was sollten Reisende jetzt tun?
Eine klare Handlungsempfehlung auszusprechen, ist schwierig. Neben einigen Erfahrungsberichten über entzogene ESTAs konnte ich in einem anderen Forum Aussagen von anderen Reisenden finden, die keine Probleme hatten – auch wenn sich kubanische Stempel im Pass befunden haben. Dennoch: in den FAQs zum ESTA steht unmissverständlich, dass jemand, der einen State Sponsor of Terrorism bereist hat, vom Visa Waiver Programm ausgeschlossen ist. Dementsprechend fiele auch Kuba darunter – auch wenn es bezüglich Kuba keine Frage im ESTA-Antrag gibt.
Das Auswärtige Amt empfiehlt: “Reisende sollten rechtzeitig vor Einreise zu diesem Thema mit der zuständigen US-Vertretung Kontakt aufnehmen.” Dass das kein leichtes Unterfangen ist, ist klar. Wenn es dann dazu kommt, dass man ein Visum beantragen muss, kann der Reiseplan durchaus in Gefahr geraten. Gerade nach Aufhebung der Reisebeschränkungen hat sich ein erheblicher Rückstau entwickelt. Im Februar dieses Jahres gab es die frühestmöglichen Termine erst wieder im Juni – also knapp ein halbes Jahr später. Auch jetzt scheint die Lage noch immer angespannt zu sein.
Hat jemand von Euch Erfahrungen mit dem Thema gemacht? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!