Das Hamburger Flugunfallbüro JACDEC erstellt jedes Jahr eine Auswertung rund um die Sicherheit von Fluggesellschaften. Besonders positiv fallen in diesem Jahr die Airline vom Golf aus, die Swiss liegt dagegen nur im Mittelfeld.
Sicherheit ist im Luftverkehr eines der wichtigsten Kriterien für Passagiere, entsprechend groß ist auch das Interesse an Rankings rund um die Sicherheit von Airlines. Eine wichtige Auswertung erstellt dabei jedes Jahr das Flugunfallbüro Jet Airliner Crash Data Evaluation Centre, kurz JACDEC, im Auftrag von Aero International. Die Auswertung gilt durch die große Datenmenge und die granulare Erhebung sowie die Zusammenarbeit mit internationalen Luftfahrtbehörden als relativ angesehen, wenngleich man die Ergebnisse der Auswertung dennoch nicht überbewerten sollte.
Emirates und Etihad Airways sind die sichersten Airlines
Im letzten Jahr hatte sich den Spitzenplatz in der Auswertung von JACDEC eine Fluggesellschaft aus Europa gesichert. Finnair allerdings ist im Ranking ein wenig abgesackt und findet sich nun nur noch auf dem vierten Platz wieder. Überholt wurde die Airline primär von Airlines aus dem Golf, denn Gewinner der Auswertung ist in diesem Jahr Emirates mit einem Risikoindex von 95,48 Prozent (der beste Wert sind 100 Prozent). Direkt dahinter folgt mit Etihad Airways mit einem Risikoindex von 95,21 Prozent eine weitere Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Der dritte Platz in der Auswertung geht an eine europäische Airline, konkret an die spanische Air Europa, die vor wenigen Monaten von IAG, der Muttergesellschaft von British Airways und Iberia abhängig von einem regulatorischen Einverständnis übernommen wurde. Vorjahressieger Finnair folgt mit nur knappem Abstand dahinter und verbleibt entsprechend ebenfalls eine der sichersten Fluggesellschaften in Europa, wenn man den Daten von JACDEC glaubt.
Swiss schafft es nur auf einen enttäuschenden 51. Platz
Enttäuschend schneidet in der Sicherheitsauswertung besonders die Swiss ab. Die von vielen als sehr sicher wahrgenommene nationale Fluggesellschaft der Schweiz kommt nur auf den 51. Platz, was primär mit einem Totalverlust aus dem Jahr 2002 zu tun hat, als eine Saab 2000 bei einer Notlandung stark beschädigt wurde – Todesopfer gab es dabei allerdings keine. Dadurch, dass die Statistik besonders Airlines ohne Unfälle in den letzten 30 Jahren positiv bewertet, wird die Swiss zwar von Jahr zu Jahr etwas besser, schafft es aber weiterhin nicht, über das Mittelfeld hinauszukommen. Bei der Auswertung für das Jahr 2018 war die Swiss noch auf Platz 60.
Auch andere Airlines aus der Lufthansa Gruppe wie Austrian Airlines (Platz 65) haben schlecht abgeschnitten, einzig Günstigairline Eurowings kommt immerhin auf Platz 24. Der größte Verlierer des Sicherheitsrankings im Jahr 2020 ist die Lufthansa, denn die größte Airline in Deutschland hat ganze 35 Plätze verloren. Grund dafür ist ein Vorfall im Juni, als eine Fahrgasttreppe in ein bereits vollständig geboardetes Flugzeug gesteuert wurde und einen irreparablen Schaden angerichtet hat – dieser Vorfall wurde als Totalverlust in der Statistik gewertet. Deshalb findet sich die Lufthansa nur noch auf Platz 56 und damit ziemlich weit hinten im Ranking wieder – im Vorjahr war die Airline noch auf einem respektablen 21. Platz. Im Vergleich zu den anderen Airlines aus dem Konzern schneidet die Swiss mit ihrem 51. Platz also sogar vergleichsweise gut ab.
Berechtigte Zweifel an der Methodik der Erhebung
Für den JACDEC-Index werden Werte zu Unfällen jeglicher Art aus den letzten 30 Jahren als Grundlage genommen. Weiterhin spielt auch die länderspezifische Umgebung, in der die Fluggesellschaft operiert, eine wichtige Rolle. Auch spezifische Risikofaktoren für die jeweilige Airline werden eingerechnet. Bedeutend ist allerdings auch, wie viele Passagierkilometer eine Airline vorzuweisen hat, da dieser Wert den anderen Faktoren und möglichen Unfällen gegenübergestellt werden. Besonders belohnt wird laut Angaben von Aero International eine Fluggesellschaft, die über viele Jahre unfallfrei bleibt.
Problematisch ist an der Methodik allerdings, dass besonders Airlines gute Werte erhalten, die zum einen Flüge zu länderspezifisch als weniger sicher eingestuften Zielen anbieten (z.B. Air Europa in Südamerika oder Emirates und Etihad Airways im Nahen Osten sowie den südasiatischen Raum) und zum anderen viele Passagierkilometer im Verhältnis zur Zahl der Flüge aufzuweisen haben. Deswegen schneiden Airlines mit einer großen Zahl an Langstrecken am Gesamtnetz und größeren Maschinen im Verhältnis besser ab als Airlines, die primär auf Kurz- und Mittelstrecken und hierbei auf kleinere Flugzeuge setzen. Die konkrete Methodik wird von JACDED zudem nicht veröffentlicht, sodass man für eine Bewertung nur von den Ergebnissen der Statistik ausgehen kann.
Fazit zum Sicehrheitsranking von JACDEC
Es steht sicherlich außer Frage, dass Airlines wie Emirates, Etihad Airways, Air Europa eine sehr hohe Sicherheit bieten. Dass allerdings der Abstand zu den Fluggesellschaften wie Swiss oder Lufthansa, die auch einen sehr guten Ruf genießen, so groß ist, wirft gewisse Zweifel an der Methodik auf. Das gilt besonders auch für den gravierenden Fall der Lufthansa im Ranking, der mit einem wenig gravierenden Unglück am Boden zu tun hat. Dennoch ist es zweifelsfrei interessant zu sehen, welche Airlines besonders wenige Unfälle haben – bei diesen Airlines kann man bedenkenlos einsteigen. Trotz des eher enttäuschenden Platzes 51 gilt das aber sicher auch für die Swiss.