Auch für die TUI Group sind durch den weltweiten Corona-Shutdown harte Zeiten angebrochen. Um diese Krise zu überstehen und die Liquidität zu steigern, denkt der Vorstandsvorsitzende Friedrich Joussen über den Verkauf eigener Hotels nach.
Kaum ein tourismusorientiertes Unternehmen blieb von der anhaltenden Krise verschont. Bei einem so grossen Touristikkonzern wie der TUI Group brachen gleich mehrere Geschäftsfelder zusammen. Neben den ausbleibenden Hotelgästen weltweit wurde durch die Flugverbote die eigene Flotte nicht mehr bedient und musste am Boden bleiben. Auch die Kreuzfahrtschiffe, wie die Mein Schiff Gruppe und die MS Europa blieben auf dem Trockenen. Um neben dem anhaltenden Sparkurs liquide Mittel zur Verfügung zu haben, erwägt der Vorstandsvorsitzende Friedrich Joussen nun den Verkauf eigener Hotels, wie Travelnews.ch berichtet.
Der Konzern benötigt mehr liquide Mittel
Damit der Konzern nicht in die Insolvenz rutscht und zahlreiche Arbeitsplätze in Gefahr sind, genehmigte die staatliche Kfw-Bank der TUI Group im April einen sogenannten Hilfskredit von 1,9 Milliarden Franken. Der Vorstandsvorsitzende Friedrich Joussen will nach Vorne schauen und zukünftig mehr in digitale Plattformen investieren, statt in Vermögenswerte. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen betonte er, dass an unterschiedlichen Szenarien gearbeitet werde und nicht nur eine Finanzquelle in Betracht gezogen wird. Dennoch sei der Verkauf eigener Hotels eine Möglichkeit.
Es sind unsere Marken, wir setzen und kontrollieren die Standards in Bezug auf die Qualität, Lage und Service. Dazu müssen wir die Hotels nur in Ausnahmefällen besitzen.
Friedrich Joussen, Vorstandsvorsitzender der TUI Group
Bei einem möglichen Verkauf der Hotelsparte würde sich der Konzern Partner hinzuziehen, die Hotels aber weiter unter seiner Marke leiten. Durch seinen harten Sparkurs hat die TUI Group ihre Kosten bereits um 70 Prozent senken können. Ein Grund zum Aufatmen sieht Joussen der Öffnung einiger Grenzen nicht. Er gibt sich vorsichtig optimistisch wie es mit dem Virus in Zukunft weitergeht und ob und wann ein Impfstoff gefunden wird. Für das kommende Jahr hat der Konzern bereits die Streichung von 8’000 Stellen, darunter besonders in den Zielgebieten geplant, wie die Süddeutschen Zeitung berichtete. Dadurch möchte TUI 2021 mehr an seiner Profitabilität arbeiten und seine Liquidität in den Fokus stellen. Auch Einschnitte in Frankreich seien möglich.
Wieder mehr Reisemöglichkeiten bei TUI
Durch die Grenzöffnungen in Europa sind wieder Flüge und Hotelbuchungen möglich. Das bringt dem Konzern Geld ein und stimmt Friedrich Joussen zuversichtlich.
Wann immer ein Land angeflogen werden darf und Hotels öffnen, kommen die Buchungen rein. Reisen sind derzeit anders als gewohnt, auch weil die Ferienziele leerer sind. Dies habe aber auch Vorteile. So seien auf Mallorca derzeit so wenige Besucher wie vor 30 Jahren. Im Fokus steht die wunderschöne Natur und eben nicht die vielzitierte Party am Ballermann.
Friedrich Joussen, Vorstandsvorsitzender der TUI Group.
Aktuell verbucht der Konzern bei seinem Sommerprogramm eine 25 prozentige Auslastung. Das klingt nicht hoch, aber mit Fokus auf mehr Grenzöffnungen kommen auch mehr Buchungen rein. Seit dem 15. Juni sind die Grenzen des Schengen-Raumes und der Türkei für Schweizer Bürger wieder geöffnet und seit Ende Juli öffneten Länder wie die Malediven, Tunesien oder die Vereinigten Arabischen Emirate ihre Grenzen. Allerdings gilt in diesen Ländern eine zehntägige Quarantänepflicht nach der Rückreise.
Seit Ende Juli sind auch die Schiffe der Mein Schiff Flotte wieder auf den Meeren unterwegs. Allerdings nur mit einer 60 prozentigen Auslastung und nur für eine drei- bis viertägige Kreuzfahrt. Gäste dürfen die Schiffe zudem nicht verlassen. Am 2. August stach auch die MS Europa zu einer Norwegenroute in See.
Fazit zu einem möglichen Hotelverkauf bei TUI
Die Coronakrise hat der Reisebranche sehr zu schaffen gemacht. Auch grosse Konzerne wie die TUI Group wurde durch die harten Einschnitte schwer getroffen. Durch die vereinzelten Grenzöffnungen kann der Konzern wieder nach vorne schauen. Dennoch muss er sich in diesen Zeiten neu orientieren. Die Aussichten in Zeiten von Corona sind wage und auf Dauer reicht der Hilfskredit nicht aus. Verständlich, dass der Konzern prüft, inwieweit liquide Mittel generiert werden können, um den Kunden auch in Zukunft schöne Ferien zu ermöglichen.