Mit über 4’500 Hotels und über 140’000 Betten ist die Hotellerie in der Schweiz ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das Coronavirus wird die Branche allerdings nachhaltig schwächen, eine schnelle Erholung wird nicht erwartet.

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl gibt es in der Schweiz aussergewöhnliche viele Hotels, insbesondere im höherwertigen Segment. Hierzulande gibt es fast 600 Herbergen mit vier oder fünf Sternen, zusammen haben diese über 45’000 Betten im Angebot. Dass diese allerdings in diesem und im kommenden Jahr besonders gut gefüllt sein werden, ist sehr unwahrscheinlich. Aus einem Bericht des Branchenverbands HotellerieSuisse, über den htr.ch zuerst berichtet hatte, geht sogar ein sehr düsteres Szenario hervor.

Stadthotels sind von der Krise besonders stark betroffen

Durch das Coronavirus wird für die Schweiz mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um bis zu zehn Prozent in diesem Jahr gerechnet, was selbstverständlich nicht an der Hotellerie vorbeigeht. Seit dem Ausbruch des Virus haben viele Hotels geschlossen, andere Hoteliers gehen von Einbrüchen von bis zu 95 Prozent des Umsatzes ein. Für die gesamte Branche summieren sich die Verluste laut HotellerieSwiss auf mehrere Milliarden Franken bis Ende Juni. Zwar haben einige Hotels seit Anfang Mai wieder dauerhaft geöffnet und dürfen wieder Gäste beherbergen, doch gerade in Grossstädten und auch in Urlaubsgegenden planen Hotels erst mit einer Eröffnung im Juni oder sogar erst zur Wintersaison.

Bellevue Palace Bern

Besonders im Gebirge, etwa in St. Moritz oder Zermatt, werden einige Hotels dieses Jahr im Sommer wohl gar nicht öffnen. Besonders stark betroffen sind vom Einbruch des Marktes allerdings die Stadthotels, denn in den Metropolen Genf, Luzern, Zürich oder auch Bern liegt der Anteil der ausländischen Gäste besonders in der gehobenen Hotellerie teils bei mehr als 50 Prozent. Dazu kommt, dass in diesem Jahr vermutlich grosse Teile des Veranstaltungsgeschäfts komplett wegfallen werden. Ob es besonders für die grösseren Luxushotels in Grossstädten überhaupt möglich sein wird, in den kommenden Monaten rentabel zu arbeiten, steht in der Branche infrage.

In der Konsequenz der Krise hatten laut HotellerieSwiss Ende April noch 60 Prozent der Hotels geschlossen, 90 Prozent hatten Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und mehr als jeder fünfte Betrieb hatte Kündigungen ausgesprochen.

Erholung der Hotellerie vor 2022 nicht realistisch

Für die erfolgsverwöhnte Hotellerie in der Schweiz werden die Umsatzeinbrüche laut dem Branchenverband ausgesprochen gross ausfallen. Insgesamt wird mit einem Umsatzrückgang von 8,7 Milliarden Franken (25 Prozent) gegenüber dem Vorjahr gerechnet. Stärker noch als der Umsatz wird der sogenannte ‘Revpar’ sinken. Die Kennzahl wird aus der Auslastung und den durchschnittlichen Zimmerraten berechnet und steht für den theoretischen Umsatz, den ein Hotel vor Kosten pro Zimmer und Nacht machen kann. Hier wird ein Rückgang von 37 Prozent erwartet. Das würde einen Einbruch von aktuell etwa 91 CHF pro Nacht auf nur noch 57 CHF pro Nacht bedeuten.

In der Luxushotellerie, die im Jahr 2018 noch auf einen Revpar von 266 CHF gekommen war, würde ein solcher Einbruch auf einen Rückgang auf nur noch 167 CHF bedeuten. Auf diesem Niveau lässt sich das Geschäft im Gesamtjahr 2020 wohl kaum rentabel gestalten. Vermutlich sind auch die durchschnittlichen Raten von fast 500 CHF pro Nacht in der Luxushotellerie ohne grössere Veranstaltungen und internationale Gäste kaum haltbar. HotellerieSwiss geht zwar davon aus, dass eine Erholung schon 2021 mit einem um über 40 Prozent steigenden Revpar einsetzen wird. Eine vollständige Erholung der Schweizer Hotellerie wird aber nicht vor 2022 erwartet.

Schon dabei handelt es sich allerdings sicherlich um eine offensive Schätzung, denn andere Schätzungen zum Tourismus sehen eine Erholung erst deutlich später. Die Schweiz könnte wegen der grossen Abhängigkeit von ausländischen Gästen zudem sogar besonders stark von den Folgen der Krise betroffen sein. Für die Hotellerie ist es entscheidend, dass Reisebeschränkungen möglichst zeitnah wieder gelockert werden. Ansonsten könnte das Jahr 2020 noch schlimmer werden als aktuell geschätzt.

Fazit zur prognostizierten Erholung der Schweizer Hotellerie

Die Hoteliers in der Schweiz stehen vor einer schwierigen Zeit. In den nächsten Monaten dürfte ein rentabler Betrieb vielerorts, besonders in Grossstädten, kaum möglich sein. Mit einer Erholung auf Vorkrisenniveau bis 2022 wären die meisten Hotelbetreiber vermutlich glücklich. Wichtig wäre dafür allerdings, dass die Schweiz auch weiterhin von ausländischen Touristen besucht wird, denn gerade in der Luxushotellerie spielen die Gäste aus dem Ausland eine entscheidende Rolle für die Umsatzentwicklung.

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels in aller Welt. Auf der Suche nach neuen Erlebnissen hat Moritz schon dutzende Airlines getestet und mehr als 100 Städte erkundet. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen Erlebnissen & Tipps teilhaben!

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