In einem Interview sprach Helvetic Airways-CEO Tobias Pogorevc nun erstmals über die Zukunft der Luftfahrtindustrie und der künftigen Entwicklung des Passagieraufkommens in Post-Corona-Zeiten. Alle 12 Maschinen der Helvetic-Flotte befinden sich aktuell am Boden – abschreiben möchte Pogorevc dieses Reisejahr allerdings noch nicht.

Tobias Pogorevc ist Geschäftsführer der schweizerischen Regionalfluggesellschaft Helvetic Airways. In einem Interview mit dem schweizerischen Reiseportal travelnews.ch äusserte er sich nun zu der möglichen Entwicklung der Luftfahrtindustrie, sobald sich die aktuelle Krisensituation rund um Covid-19 wieder beruhigt. Ein Überblick.

450 Mitarbeiter in Kurzarbeit und 12 Maschinen am Boden

Das Team von Helvetic-Airways befindet sich bereits seit über einem Monat im Krisenmodus. Das bestätigte Helvetic Airways-CEO Tobias Pogorevc nun in einem Interview gegenüber travelnews.ch und fügt hinzu: “Bereits nach drei Wochen Homeoffice haben die Leute den Lagerkoller”. Die gesamte Belegschaft der schweizerischen Fluggesellschaft – 450 Mitarbeiter insgesamt – befindet sich aktuell in Kurzarbeit, darunter auch ein Grossteil des Büropersonals. Beim Dispatch, der Einsatzorganisation, habe man eine Pikettorganisation aufgebaut. Der Wartungsbereich hingegen müsse mit einem erhöhten Pensum weitergezogen werden.

Helvetic E2 Rendering Presseportal

Alle zwölf Flugzeuge der Helvetic-Flotte sind aktuell gegroundet, lediglich zwei Maschinen stehen draussen noch bereit. “Für Repatriierungsflüge oder Spezialanfragen”, sagt Pogorevc. “Alle Maschine, die wir in Zürich haben, können innert kürzester Zeit abheben, ob Maschinen des Typs E1 oder E2. Auch die anderen können wir innerhalb von 24 Stunden in Einsatz bringen.” Bereits am Montag habe man zwei Maschinen nach Bern überflogen, heute Mittag fliegen vier weitere Maschinen nach Dübendorf, um dort parkiert zu werden. Weitere vier stehen am Flughafen Zürich im Hangar und warten auf ihren nächsten Einsatz – und das wohl noch eine ganze Weile.

Helvetic mitten im Krisenmanagement

Auch für die personelle Situation bei Helvetic Airways gestaltet sich die Zukunft aktuell ungewiss. Zum einen habe man bereits Anfang März entschieden, das angestrebte Wachstum nicht in der geplanten Form weiterzuführen. “Wir sind auf die Bremse gestanden”, heisst es hierzu vonseiten der Geschäftsführung. Man könne den Betrieb der gesamten Flotte jedoch innerhalb von wenigen Tagen wieder hochfahren. Allerdings müsse man aber abwägen, ab wann es sich lohnt, die Flugzeuge wieder bereitzustellen.

“Uns beschäftigt, wie der Bedarf seitens unserer Kunden ausfällt und generell die Frage, wie und wann die Reiserestriktionen aufgehoben werden. Was passiert mit den Städten oder Spanien? Italien? Griechenland? Die Mallorca-Strände dürften in diesem Sommer wohl noch nicht wieder voll sein. Die Frage stellt sich auch, wie sich die Hoteliers und Reiseveranstalter verhalten. Es ist schwer vorstellbar, dass Spanien und Italien den Tourismus lange brachliegen lassen können, der Tourismus stellt für diese Länder eine Lebensader dar. Wir vermuten aber, dass die grossen Flugzeuge mit 180 Plätzen nicht gefüllt werden können. Da sind wir mit unseren 110-Plätzern gut aufgestellt.”

Helvetic Airways Airplane

Bei Helvetic setze man aktuell auf alle möglichen internen und externen Einsparungen. Neben einem Einstellungsstopp habe man Mitarbeitende zu unbezahlten Ferien ermutigt, Kurzarbeit beantragt, bereits anfangs März alle Geschäftsreisen sistiert und zudem die Umflottung gestaffelt. Für die Überbrückung des sich anbahnenden Liquiditätsengpasses habe man zudem die uneingeschränkte Unterstützung des Eigentümers.

Ein Hoffnungsschimmer am Horizont

Trotz der aktuell so ungewissen Situation möchte Helvetic-CEO Tobias Pogorevc positiv in die Zukunft blicken: “Es sind natürlich schon viele niedergeschlagen. Aber dass man das Reisejahr gleich ganz abschreiben sollte, da bin ich anderer Meinung. Ich bin überzeugt, dass der Nachholbedarf gross ausfallen wird. Sobald wieder Reisemöglichkeiten bestehen, wird die Nachfrage gross sein, da bin ich sicher. Vielleicht werden die Restriktionen im Mai gelockert und erste Reisen sind ab Juni wieder möglich. Hier eröffnet sich für Reiseveranstalter und Reisebüros doch eine Chance. Vielleicht ist es nicht der Trip mitten ins lebhafte Barcelona, eher vielleicht ins Hinterland von Andalusien, in dieses oder jenes kleinere Hotel.”

Fazit zum Zukunftsausblick von Helvetic-CEO Pogorevc

In dieser aktuellen Krisensituation ist das Krisenmanagement von Helvetic Airways mit seinen Sorgen alles andere als alleine: Weltweit befinden sich gerade Hunderte Airlines in ungewissen Situationen und bangen um die eigene Zukunft. Doch selbst mit abnehmenden Einreisebeschränkungen und gelockerten Ausgangssperren ist eine gesicherte Nachfrage und ein geregeltes Passagieraufkommen auch vor-Krisenniveau alles andere als gewiss. Wie lange Airlines und die Luftfahrtindustrie im Allgemeinen noch von dieser Unsicherheit gequält sein werden kann in der jetzigen Situation leider niemand konkret formulieren. Wir hoffen selbstverständlich das Beste und drücken die Daumen für alle Tourismusunternehmen in diesen schwierigen Zeiten!

Autorin

Lilli ist am liebsten in den Wolken - und das nicht nur mit ihrem Kopf. Schon als Kind tourte sie mit einer Tanzgruppe durch Europa, heute ist Fernweh ihr ständiger Begleiter. Wenn sie sich nicht gerade mit ihrem Studium in Berlin beschäftigt, sitzt sie irgendwo auf der Welt hinter ihrem Laptop und berichtet für Euch über die angesagtesten Travel News rund um den Globus - direkt hier auf reisetopia.de!

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