Die Fluggesellschaft Aeroflot muss auf russische Fluggeräte umsatteln. Der Airline-Chef Alexandrowski ist alles andere als zufrieden damit.
Im Sommer 2020 verfolgte Aeroflot noch ganz andere Ziele. Aber mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine änderte sich auch für Russland einiges. Dazu zählt auch die Lieferung fabrikneuer, westlicher Flugzeuge an russische Fluggesellschaften, wie auch an Aeroflot. Dabei passt Alexandrowski besonders die Auslegung des Cockpits russischer Flugzeuge nicht, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.
Knapp 340 neue Maschinen für Aeroflot
Noch im Sommer 2020 wurden für Aeroflot ganz andere Ziele aufgestellt. Der damalige Chef Saweljew gab bekannt, dass bis 2028 Aeroflot eine Fünf-Sterne-Airline werden soll, mit Konzentration auf den Ausbau der Flotte um weitere moderne Airbus A350. Damit einhergehen sollte eine Umschichtung innerhalb des Konzerns, bei der Aeroflot zur Premiummarke und die Töchter zu “arbeitsamen Brot-und-Butter-Gesellschaften” werden sollten. Mit dem Februar vergangenen Jahres, als der Russland-Ukraine-Konflikt begonnen hat, hat für Russland wie für den Westen eine neue Zeitrechnung begonnen.
Dabei sollen russische Airlines künftig wieder auf Fluggeräte russischer Bauart setzen müssen. Bis Ende 2030 sind schliesslich mehr als 1’000 neue Maschinen, davon insgesamt 339 allein für Aeroflot, in Planung. Bereits im September 2022 unterschrieben die russische Fluggesellschaft und der lokale Hersteller OAK eine entsprechende Absichtserklärung. Neben insgesamt 210 Irkut MS-21 und 89 Suchoi Superjet-NEW umfasst diese auch 40 Exemplare der Tupolew Tu-214. Die ersten sieben der Tu-214 sollen bereits nächstes Jahr in den Dienst gehen.
Dreimann-Cockpit sorgt für Unzufriedenheit
Seit knapp einem Jahr ist Sergej Alexandrowski der neue Aeroflot-Generaldirektor. Er ist von der neuen Tu-214 allerdings alles andere als überzeugt, wie aus einem aktuellen Interview mit dem russischen Wirtschaftsmagazin RBK hervorgeht. Dabei stört Alexandrowski sich vor allem an der Cockpit-Auslegung, die für den Betrieb mit einer dreiköpfigen Flight Crew vorgesehen ist. Das würde nicht nur mit zusätzlichen Kosten verbunden sein, sondern ist auf dem Markt auch eher veraltet. Es gebe schlichtweg nicht mehr genug qualifizierte Flugingenieure für so eine Auslegung.
Deshalb will die russische Fluggesellschaft Aeroflot die Anforderung stellen, die Tu-214 für eine zweiköpfige Besatzung auszulegen. Ausserdem sei ein Zweimann-Cockpit in der Tu-214 kein Neuland für die Projektbeteiligten. Für Aeroflot-Mann Alexandrowski gibt es an einer Zwei-Mann-Auslegung keine Kompromisse.
Dies ist eine schwierige Aufgabe für den Hersteller, aber wir werden diese Anforderung nicht aufheben, sondern darauf bestehen.
Sergej Alexandrowski, Generaldirektor Aeroflot
Nach wie vor ist es auch weiterhin das Ziel, die ersten Tu-214 im Jahr 2024 in die Flotte zu bringen. Allerdings gibt es noch keine Bestätigung, dass die gewünschten Anforderungen bis zu diesem Zeitpunkt erfüllt werden können. Selbst wenn es aus Zeitgründen zunächst zur Auslieferung von Exemplaren mit Dreimann-Cockpit käme, müsse die Industrie das Flugzeug langfristig mit den Aeroflot-Forderungen in Einklang bringen und auf Zweimann-Betrieb umstellen.
Wie es fliegen wird, wie es sich im Passagierbetrieb verhalten wird, wie der Prozess der gemeinsamen Verbesserungen ablaufen wird – diese Fragen wird jetzt niemand beantworten.
Sergej Alexandrowski, Generaldirektor Aeroflot
Fazit zu den russischen Flugzeugen mit drei Piloten
Dass der Aeroflot-Chef Alexandrowski sich über die Auslegung eines Dreimann-Cockpits nicht erfreut, ist verständlich. Besonders aufgrund der zusätzlichen Kosten, die dadurch entstehen würden, und aufgrund des Mangels an qualifizierten Flugingenieuren, ist Alexandrowski schlichtweg gegen diese Auslegung. Trotz fehlender Bestätigung seiner gewünschten Anforderungen plant die russische Fluggesellschaft weiterhin, die ersten Tu-214 bereits im nächsten Jahr in ihre Flotte mit aufnehmen zu können.