Die Europäische Kommission hat die Untersuchungen zur Fusion der beiden grössten südkoreanischen Fluggesellschaften pausiert, die USA könnte sogar klagen.
Die Übernahme der Fluggesellschaft Asiana von Konkurrentin Korean Air trifft auf Widerstand aus Europa und den USA. Es werden Auswirkungen auf den Wettbewerb befürchtet. Berichten von Airliners zufolge, hat Korean Air die EU nun um eine Fristverlängerung gebeten. Eine Konsolidierung könne ausserdem zu mehr günstigen Flugangeboten zwischen Europa und Südkorea führen.
Fristverlängerung bei EU-Kommission
Die EU-Kommission hat, eine eingehende Prüfung der geplanten Fusion vorerst pausiert. Zuvor habe die Fluggesellschaft Korean Air selbst um einen Aufschub gebeten, um den Antrag zu überarbeiten. Ursprünglich hätte die EU-Kommission bis zum 5. Juli eine Entscheidung treffen müssen.
Die beiden grössten Fluggesellschaften Südkoreas sind führend in der Beförderung von Passagieren und Frachten zwischen Südkorea und Europa. Ende 2020 kam dann die Ankündigung, dass Korean Air sich zu zwei Dritteln an der hoch verschuldeten Konkurrenz beteiligen will und somit vorhat, Asiana Airlines zu übernehmen.
Die südkoreanischen Aufsichtsbehörden haben der Fusion bereits zugestimmt. Allerdings unter einer Bedingung: Strecken, auf denen das Unternehmen einen grossen Marktanteil hat, müssten an andere Airlines abgegeben werden. Auch China und Grossbritannien sprechen sich für die Genehmigung des Zusammenschlusses aus, aber es muss noch auf das grüne Licht von den USA, der EU und Japan gewartet werden. Die Fusion war bereits im Jahr 2021 geplant, doch aufgrund der fehlenden Genehmigungen zieht sich der Prozess und könnte sogar bis 2024 dauern.
EU-Kommission und US-Justizministerium haben Bedenken
Die EU-Kommission leitete aufgrund Bedenken bei der Übernahme von Asiana durch Korean Air eine eingehende Prüfung ein. Ihre Befürchtungen lassen sich in vier Punkten zusammenfassen. Der Zusammenschluss könnte dazu führen, dass der Wettbewerb im Bereich der Personenverkehrsdienste auf vier Strecken zwischen Südkorea und dem Europäischen Wirtschaftsraum eingeschränkt wird. Die Kommission sieht so den Wettbewerb in Personen- und Frachtluftverkehr, im Fall einer Übernahme, als gefährdet. Dieser könnte entweder ausgeschaltet oder verringert werden. Das kommt daher, dass Korean Air und Asiana hierbei in einem direkten Wettbewerb stehen.
Wir werden die Übernahme von Asiana durch Korean Air sorgfältig prüfen und gewährleisten, dass der Wettbewerb im Passagier- und Frachtluftverkehr nicht beeinträchtigt wird.
Margrethe Vestager, Exekutiv-Vizepräsidentin
Zum Abschluss ihrer Bedenken macht die Kommission eine Feststellung. Wenn es nicht zum Zusammenschluss der Fluggesellschaften kommen sollte, sei es unwahrscheinlich, dass der Wettbewerb zwischen ihnen abnimmt oder ganz verschwindet.
Auch die USA analysieren die Fusion bereits seit zwei Jahren. Es gibt allerdings ebenfalls Bedenken, dass es auf überschneidenden Strecken in die USA zu einer Wettbewerbsverzerrung kommen könnte. Dies ging aus einem Bericht hervor, wie die US-amerikanische Tageszeitung Politico berichtet. Ein weiteres Problem sei der Transport von Mikrochips, der mit der Fusion lediglich bei einem einzigen Unternehmen liegen würde. Die Biden-Regierung könnte daher sogar eine Klage gegen die Übernahme einlegen. Allerdings sei es Analysten zufolge noch zu früh um vorherzusagen, wie sich die USA und die EU final äussern werden.
Korean Air erwägt “Plan B”
Korean Air wartet also auf die Zustimmung der EU und den USA. Fehlt die Genehmigung, kann die geplante Fusion nicht stattfinden. Aber Korea hat einen “Plan B” und sucht in diesem ein neues Unternehmen, das sich an Asiana beteiligt. Nun sieht man in Abu Dhabi eine Option für die helfende Hand. Bei einem Besuch des südkoreanischen Präsidenten am Anfang des Jahres im Nahen Osten bekam Seoul eine Investitionszusage von 27,4 Milliarden Euro vom Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi.
Wo diese aber zum Einsatz kommt, ist noch nicht klar. Sie könnte für den “Plan B” genutzt werden. In Südkorea können ausländische Unternehmen allerdings keine Lizenz für den Betrieb einer Fluggesellschaft erhalten, ein lokaler Zusammenschluss von Investoren, an dem Mubadala maximal 49,9 Prozent Anteile besitzt, wäre aber möglich. Korean Air bevorzugt, neben den Alternativen, weiterhin einen Zusammenschluss mit Asiana und ist zuversichtlich, dass die Fusion stattfindet.
Fazit zu den Bedenken der EU-Kommission und der USA
Die EU-Kommission und das US-Justizministerium hegen Bedenken bei der Übernahme von Asiana durch Korean Air. Gerade im potenziellen und vorhandenen Wettbewerb zwischen Südkorea und dem EWR sowie den USA liegen aus Sicht der beiden Länder die Probleme. Auch der Transport von wichtigen Gütern wie Mikrochips durch ein einziges Unternehmen wird kritisch gesehen. Korea wartet auf die Genehmigung und hätte, falls Europa nicht zustimmt, noch eine andere Option für eine Investition. Die EU-Kommission hätte bis zu 5. Juli einen Beschluss fassen müssen. Durch die Fristverlängerung hat Korean Air nun die Gelegenheit, weitere Massnahmen gegen die Wettbewerbsbedenken vorzubereiten. Die USA könnte jedoch auch eine Klage gegen die Fusion einreichen.