Der Gründer und grösster Einzelaktionär von easyJet, hat einige Forderungen an den Günstig-Flieger gestellt, die bei Nichteinhaltung ernste Konsequenzen für die Airline haben könnten – schon kurz nach den Forderungen ist die Airline auf den Grossaktionär zugegangen.
Als wäre die momentane Situation für die Airlines wie easyJet & Co. nicht schon schlimm genug, entfacht sich erneut ein Streit zwischen der Airline und ihrem eigenen Gründer, sodass nun sogar die dringend benötigten Staatshilfen für den Low-Cost-Carrier in Gefahr geraten. Die Airline versucht den Streit allerdings so schnell wie möglich schlichten zu wollen.
Grossbestellung bei Airbus entfachte Streit
Stelios Haji-Ioannou befindet sich aktuell mit seiner eigenen Airline im tiefen Clinch. Dabei gehen die Meinungen über die Zukunft easyJets nach der Corona-Krise wohl so weit auseinander, dass Ioannou inzwischen gar damit droht, etwaige finanzielle Hilfen seitens des britischen Staates zu blockieren. Grund für den Beginn der Auseinandersetzung ist demnach eine Großbestellung, die beim europäischen Flugzeugbauer Airbus getätigt wurde und einen Gesamtwert von gut fünf Milliarden Euro für 107 Jets umfassen soll. Der easyJet-Gründer möchte die Order angesichts der aktuellen Lage und ungewissen Zukunft aber storniert sehen. Ioannou geht aktuell denn davon aus, dass die Maschinen nach der überwundenen Krise nicht benötigt würden und sich die britische Günstig-Airline diese ohnehin nicht leisten könne.
Nicht nur, dass der gebürtige Grieche auch die aktuelle Flotte von mehr als 330 Maschinen als zu groß empfindet, er würde sich eben auch mit Blick auf die nie dagewesene Situation eine Verkleinerung der Flotte auf etwa 250 Jets wünschen. Stelios Haji-Ioannou ist nicht nur der Gründer des britischen Low-Cost-Carriers, sondern mit gut 34 Prozent ausserdem grösster Einzelaktionär der Airline. Sollte der Aufsichtsrat easyJets den Forderungen nicht nachkommen, droht Ioannou neben der Blockade finanzieller Staatsmittel, mit dem Rauswurf mehrerer Aufsichtsratsmitglieder. Auf weiteres Eigenkapital aus der Tasche des Gründers müsse easyJet bei Bestehen der Airbus-Bestellung also verzichten.
“Wenn ein Penny der Gelder von Easyjet an Airbus geht, während Easyjet mit anderen zukünftigen finanziellen Verpflichtungen wie der Rückzahlung des Darlehens der britischen Regierung im März 2021 in Verzug gerät, werde ich persönlich dafür sorgen, dass alle verantwortlichen Schurken wegen Verletzung ihrer treuhänderischen Pflichten ins Gefängnis kommen”
– Stelios Haji-Ioannou
Das Problem: Genau solche Zuschüsse aus dem Eigenkapital der Anteilseigner von der Krise gebeutelter Unternehmen sind jedoch Voraussetzung, um einen auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittenen Hilfskredit vom britischen Staat zu erhalten. Ist dies nicht der Fall, bleibt nur die Teilnahme am allgemeinen Hilfsprogramm für britische Unternehmen, das easyJet durch die Aufnahme eines Kredites von mehr als 600 Millionen Pfund (etwa 684 Millionen Euro) jedoch bereits in Anspruch genommen hat.
easyJet beugt sich dem Gründer und verschiebt Bestellungen
Der Aufsichtsrat von easyJet hat auf die doch recht drastische Forderung des wichtigen Aktionärs bereits reagiert und beugt sich zumindest in Teilen. So hat die Airline zum einen bekannt gegeben, dass die Hauptversammlung wie gewünscht stattfinden wird. Zum anderen hat easyJet eine Verschiebung der aktuellen Bestellung bei Airbus erreicht. Mit dem Flugzeugbauer hat man sich darauf geeinigt, 24 Maschinen erst einmal nicht zu übernehmen. Zehn der Flugzeuge hätten noch in diesem Jahr zur easyJet-Flotte hinzukommen sollen, weitere zwölf im Jahr 2021 und noch einmal zwei im Jahr 2022.
Wann die Flugzeuge nun tatsächlich zur Flotte stossen sollen, ist aktuell noch nicht klar. Abhängen soll dies wohl von der Geschäftsentwicklung der Airline. Der Forderung einer kompletten Stornierung des Auftrags kommt easyJet damit natürlich nicht nach, doch ein Friedensangebot könnte es dennoch sein.
Fazit zum Streit zwischen easyJet und ihrem Gründer
Es herrscht extrem dicke Luft zwischen der britischen Günstig-Airline easyJet und ihrem eigenen Gründer und grösstem Einzelaktionär. Die Frage ist, wie der Aufsichtsrat auf die Drohungen von Ioannou reagieren wird, schliesslich steht momentan enorm viel auf dem Spiel. Für keine Airline ist die aktuelle Situation eine einfache, für manche kommt es jedoch noch mal dicker, so wie jetzt bei easyJet. Immerhin versucht die Airline mit verzögerten Bestellungen nun einen ersten Schritt auf den wichtigen Aktionär zuzugehen, um die Wogen zu glätten.