Eine der grössten Fluggesellschaften des Kontinents wird temporär überhaupt nicht mehr abheben: easyJet stellt alle Verbindungen ab dem heutigen Montag ein – wann wieder Flüge angeboten werden, bleibt für den Moment offen.
In den letzten Tagen haben schon einige globale Fluggesellschaften den Betrieb komplett eingestellt, etwa Emirates aufgrund von lokalen Regulierungen, oder auch die beiden Star Alliance-Mitglieder LOT und Brussels Airlines. Die beiden wichtigsten Low-Cost-Carrier in Europa, easyJet und Ryanair boten dagegen bis zuletzt noch ausgewählte Flüge an. Bei easyJet ist es damit jetzt vorbei, denn die Airline wird ab heute die gesamte Flotte am Boden belassen, wie die Daily Mail berichtet.
Über 330 Flugzeuge bleiben temporär am Boden
Betroffen sind von den Massnahmen insgesamt fast 10.000 Mitarbeiter, die nun entweder in Kurzarbeit (Deutschland) oder ähnliche Arbeitsverhältnisse in anderen Ländern übergehen müssen. Mancherorts werden Mitarbeiter von easyJet auch einfach in unbezahlten Urlaub gesendet. Am Boden bleiben im Zuge des Groundings auch insgesamt 330 Maschinen in zahlreichen verschiedenen Ländern. Wichtige Basen hat easyJet unter anderem in Genf und Basel, allerdings auch in Spanien, Deutschland Italien, Frankreich sowie im Heimatmarkt Grossbritannien. Kommerzielle Flüge wird es ab all diesen Ländern bis auf Weiteres nicht mehr geben – auch Inlandsflüge bietet easyJet nicht mehr an. Ein schwerer Schlag ist die Einstellung des Flugbetriebs besonders für den Airport in Basel.
In den letzten Tagen hatte die Airline noch insgesamt 650 Rückholflüge im Auftrag der britischen Regierung durchgeführt und nach eigenen Angaben mehr als 45.000 Urlauber zurückgeholt. Für solche Flüge stehe die Airline auch weiterhin zur Verfügung, heisst es in der Meldung. Kommerzielle Flüge allerdings wird es erst einmal nicht mehr geben. Als Hintergrund für die Entscheidung nannte easyJet in einem Statement zum einen die Einreisebeschränkungen in mehreren europäischen Ländern und zum anderen die Einschränkungen des öffentlichen Lebens in den allermeisten Nationen.
easyJet sieht kein fixes Datum für einen Neustart
Wann die Flotte der orangenen Flugzeuge wieder in der Luft zu sehen wird, bleibt für den Moment offen. Die Fluggesellschaft hat kein fixes Datum für einen Neustart des Flugbetriebs genannt. Im offiziellen Statement der Airline heisst es:
At this stage there can be no certainty of the date for restarting commercial flights. We will continuously evaluate the situation based on regulations and demand, and will update the market when we have a view.
Das bedeutet konkret, dass easyJet wohl auch recht spontan wieder den Flugbetrieb aufnehmen könnte, sobald sich die Situation rund um das Coronavirus bessert und die Regierungen Reise- und Einreisebeschränkungen aufheben. Vermutlich wird easyJet allerdings auch einen genauen Blick auf die Nachfrage nach Reisen haben.
Besonders problematisch ist für die britische Airline, dass sie primär Flüge im internationalen Verkehr durchführt, weswegen sie von Einreisebeschränkungen besonders stark betroffen ist. Die Zahl der Inlandsflüge ist im Verhältnis relativ gering. Dennoch erscheint es möglich, dass die Airline bei einem Neustart zum Beispiel zuerst wieder Inlandsflüge in Grossbritannien oder Deutschland aufnimmt und erst danach wieder internationale Flüge anbietet.
Auch easyJet hofft auf staatliche Unterstützung
Genauso wie andere britische Airlines hofft auch easyJet darauf, dass die Airline bei einer länger andauernden Krise von der Regierung unterstützt wird. Zwar gibt es noch keine konkrete Anfrage für Staatshilfe, allerdings erscheint diese, besonders bei einer über Monate andauernden Einschränkung des Flugbetriebs, wahrscheinlich. Andere britische Airlines wie Loganair oder Virgin Atlantic haben bereits einen Antrag auf staatliche Unterstützung gestellt. Auch die Flughäfen des Landes wollen vom Steuerzahler gerettet werden, sie müssen mit enormen Verlusten in den nächsten Wochen und Monaten rechnen.
Bei easyJet allerdings ist die Situation rund um eine mögliche Staatshilfe insofern komplex, da die Airline noch Anfang des Monats eine Dividende ausgezahlt hat. Der Haupteigner der Airline erhielt dabei beispielsweise knapp 60 Millionen Pfund als Auszahlung für die guten Ergebnisse im Vorjahr. Nach einer solchen Auszahlung, die natürlich nichts mit der Performance in diesem Jahr zu tun hat, wird das Interesse der Steuerzahler, die Airline zu unterstützen, vermutlich aber nicht allzu gross sein.
Fazit zum Grounding von easyJet
EasyJet ist die bislang grösste europäische Airline, die sich nun in einen kompletten Frühlingsschlaf begeben muss. Die anderen grossen Spieler bieten vermutlich auch durch die Krise hinweg noch einige Routen an, wobei ein komplettes Grounding auch bei anderen Airlines weiterhin im Gespräch ist. Es bleibt abzuwarten, wann die orangen Maschinen wieder abheben werden, allzu bald wird dies aber wohl nicht der Fall sein.